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Dialoge fördern, Lösungen finden: Die Soziale Arbeit als Brücke zwischen Politik und Gesellschaft

Dialoge fördern, Lösungen finden: Die Soziale Arbeit als Brücke zwischen Politik und Gesellschaft

Von gesellschaftlichen Trends bis zum technologischen Fortschritt: Die Soziale Arbeit befindet sich in einem komplexen Spannungsfeld. Was es braucht, um dieses zu meistern, erklärt Edith Lang, Leiterin der Dienststelle Soziales und Gesellschaft Luzern und Beirätin der Hochschule Luzern.

Edith Lang, Sie haben vor acht Jahren die Leitung der Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG) übernommen. Wie hat sich dieser Bereich respektive Ihre Arbeit in dieser Zeit verändert?

Natürlich gab es in dieser Zeit gesellschaftliche Trends, die starken Einfluss auf unsere Tätigkeit hatten. Ich denke beispielsweise an die wiederkehrenden Migrationswellen – aber auch daran, wie die Pandemie unsere Gesellschaft geprägt hat. Und auch die soziale Arbeit selbst hat sich in dieser Zeit verändert.

Können Sie ein Beispiel dafür geben?

Der Fokus bei der Unterstützung und Begleitung von Menschen liegt heute klar bei der Förderung der Selbstkompetenzen. Das heisst, sie sollen möglichst selbstbestimmt handeln und leben können. Früher konzentrierten wir uns in erster Linie auf die Fürsorge und den Schutz von vulnerablen Personen.

Was reizt Sie auch heute noch an Ihrer Arbeit?

Langweilig wird es sicher nicht, denn die Gesellschaft verändert sich konstant – und diese Veränderungen haben immer auch Auswirkungen auf unsere Arbeit. Ich finde es spannend, in meiner Rolle eine gewisse Übersetzungsarbeit zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft leisten zu können.

Sie sprechen damit Ihr Engagement als Mitglied des Beirats der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit an. Was gefällt Ihnen an dieser Aufgabe?

Das Mandat erlaubt einen fantastischen Einblick in die aktuellen Themen der Hochschule – sowohl im Bereich der Forschung als auch der Lehre. Zudem haben wir als Beirat auch die Chance, die Entwicklung der Hochschule zu unterstützen und mitzugestalten.

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Edith Lang vor dem Büro der Dienststelle Soziales und Gesellschaft in Luzern

Inwiefern arbeitet die DISG mit dem Departement Soziale Arbeit zusammen?

Für die verschiedenen Bereiche der Sozialen Arbeit müssen Entscheidungsgrundlagen für Verwaltung und Politik erarbeitet werden. Mit anderen Worten: Unser Handeln in der Praxis muss auf rechtlichen und politischen Grundlagen beruhen. Bei der Erarbeitung dieser Grundlagen nimmt die HSLU eine zentrale Rolle ein. Die hohe Praxisorientierung der Hochschule kommt uns hierbei sicher zugute.

Können Sie mir ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem DISG und dem Departement Soziale Arbeit nennen?

Ein Beispiel ist das kantonale Altersleitbild, bei dem unsere Dienststelle eng mit der HSLU zusammengearbeitet hat. Eine weitere Kooperation besteht aktuell im Rahmen der bevorstehenden Aktionstage Behindertenrecht 2024.

Welche Rolle spielt der technologische Fortschritt in der Entwicklung der Sozialen Arbeit?

Der technologische Fortschritt hat das Potenzial, Menschen von echten sozialen Interaktionen und sozialer Teilhabe zu entfernen, was die Soziale Arbeit besorgt verfolgt.

Die Fähigkeit, einen echten empathischen Dialog zu führen, kann durch die neuen Technologien für vulnerable Menschen erschwert sein. Ich persönlich sehe sowohl die Chancen wie auch Risiken des technologischen Fortschritts.

An welche Chancen denken Sie zum Beispiel?

Neue Technologien sind letztlich immer auch ein Instrument. Es liegt an mir, wie ich dieses nutze. Mittels KI-Unterstützung kann heute beispielsweise schnell und niederschwellig ein Bewerbungsdossier erstellen werden. Ich appelliere deshalb an den Mut, Neues auszuprobieren und Chancen zu erkennen.

Welche Kompetenzen sollten angehende Berufsleute mitbringen, um den zukünftigen Anforderungen des Berufsfeldes gerecht zu werden?

Bei der DISG suchen wir vor allem Fachpersonen, welche die Fähigkeiten haben, in grösseren Zusammenhängen zu denken. Es geht in unserem Beruf darum, gesellschaftliche Themen zu analysieren und Dynamiken zu erkennen. Zentral ist auch die Fähigkeit, interdisziplinär mit verschiedenen Bereichen und Fachstellen der Sozialen Arbeit zusammenarbeiten zu können. Dies, weil gesellschaftliche Phänomene nie eindimensional sind.

Welches sind die grossen Herausforderungen, die den Sozialbereich in den kommenden Jahren beschäftigen werden?

Eine grosse Herausforderung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist die Tatsache, dass nicht alle Menschen am Dialog partizipieren möchten oder können.

Wie meinen Sie das?

Wir haben immer mehr Menschen, die nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen und dadurch nicht sichtbar sind. Das erschwert den gesellschaftlichen Zusammenhalt zunehmend.

Welche Rolle übernimmt die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit; heute und in Zukunft?

Ich verwende gerne den Begriff eines Frühwarnsystems. Die Hochschule nimmt eine vorausschauende Rolle wahr. Die praxisorientierte Natur der HSLU erlaubt es ihr, Trends früh zu erkennen und zu signalisieren, welche Themen auf uns zukommen. Zudem übernimmt die HSLU auch eine wichtige Rolle als Sparringspartner.

Für wen ist die Hochschule ein Sparringspartner?

Ich meine damit in erster Linie die Kooperation mit der Politik und den Zentralschweizer Kantonen. Im Austausch mit Politik und Behörden, kann die Hochschule Praxisfragen aufnehmen und direkt Lösungen aufzeigen. Die HSLU ist stark darin, Praxisbeispiele auszuweisen. Das wiederum ist genau das, was Gemeinden und Kantone suchen: direkt implementierbare Lösungen.

In welchem Bereich sehen Sie noch Potenzial?

Verbesserungspotenzial besteht immer. Eine Hochschule kann es sich nicht erlauben, still zu stehen. Insofern denke ich, dass die Bedürfnisse der Studierenden noch besser analysiert werden können – sei es im Zusammenhang mit ihrem Mobilitätsverhaltens, mit ihren Erwartungen an die Infrastruktur oder den Bedürfnissen an die Lernveranstaltungen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Sozialen Arbeit?

Noch mehr Selbstbewusstsein. Die Soziale Arbeit darf selbstbewusst auftreten. Ich finde die Methoden und das Wissen unserer Fachpersonen beeindruckend. Insbesondere ihre Fähigkeit, interdisziplinär zu denken und im Dialog mit anderen immer neue Lösungen zu finden.

Dafür braucht es auch Ausdauer.

Das sage ich auch unseren neuen Studierenden immer: Es wartet viel auf euch – und die Fragestellungen sind häufig komplex. Bleibt dran!

Von: Ismail Osman
Bild: Daniel Schriber
Veröffentlicht: 2. April 2024

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