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Generation Z in der wirtschaftlichen Sozialhilfe: neue (digitale) Wege der Zusammenarbeit

Generation Z in der wirtschaftlichen Sozialhilfe: neue (digitale) Wege der Zusammenarbeit

Zur Generation Z gehört, wer zwischen 1997 und 2013 geboren wurde. Mit der Generation Z in der wirtschaftlichen Sozialhilfe hat sich Fabienne Beck in ihrer Abschlussarbeit für das MAS Sozialarbeit und Recht auseinandergesetzt. Ihr Fazit: Die Strukturen der Sozialhilfe und die Lebensrealitäten der Generation Z prallen aufeinander und verursachen Reibung in den Abläufen. Der wichtigste Lösungsansatz: Die Sozialdienste sollten digital aufrüsten.

«Die Generation Z tickt einfach anders. Sie hat andere Bedürfnisse als ältere Generationen. Und dafür ist die wirtschaftliche Sozialhilfe momentan nicht optimal eingerichtet.» Das sagt Fabienne Beck. Die 31-Jährige, die nach einer Lehre als medizinische Praxisassistentin zur Sozialen Arbeit fand, ist in der wirtschaftlichen Sozialhilfe in der Stadt Zürich tätig und betreut schwerpunktmässig junge Erwachsene.

Vor Kurzem hat Beck das MAS Sozialarbeit und Recht abgeschlossen und ihre Abschlussarbeit dem Thema gewidmet. Darin analysiert sie die Bedürfnisse der jungen Menschen, die heute zwischen 18 und 25 Jahre alt sind, und präsentiert Ideen, wie die Sozialhilfe sich ihren Lebensrealitäten besser anpassen und sie so effizienter unterstützen könnte. Ihr Fazit: «Die Strukturen und Programme der Sozialhilfe sind unzureichend auf die Bedürfnisse der Generation Z abgestimmt. Und diese Diskrepanz führt zu Widerstand und damit zu einer längeren Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Sozialhilfe.»

Lebensphase mit vielen Umbrüchen

Ganz generell ist das junge Erwachsenenalter eine Zeit grosser Umbrüche: Der Auszug aus dem Elternhaus, der Eintritt in die Arbeitswelt und erste Partnerschaften fallen in diese Phase. Das macht die Lebensumstände instabil. Die zunehmende Selbstständigkeit gibt Freiraum, das eigene Ich zu entdecken. «Mit ebendiesen Entwicklungsmerkmalen», erklärt Beck, «stehen die administrativen Anforderungen, die Herausforderungen des Verfahrens und das autoritäre Vorgehen in der Praxis der wirtschaftlichen Sozialhilfe per se in Konflikt.»

Generation Z: andere Werte und Kommunikationsgewohnheiten

Und wie steht es nun spezifisch um die Generation Z? Sie ist bereit zu arbeiten, möchte dabei aber im Einklang mit ihren Bedürfnissen sein. Eine sinnhafte Arbeit ist ihr wichtig. Sie strebt nach Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und einer guten Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf. Zentral ist jedoch: Sie ist die erste Generation von «Digital Natives». Ihr Erwachsenwerden ist von der Covid-19-Pandemie geprägt, welche die Digitalisierung noch beschleunigt hat.

Digitaler Nachholbedarf

Hier ortet Fabienne Beck den grössten Knackpunkt: «Die Sozialdienste sind digital stark im Hintertreffen.» Während die Generation Z vorwiegend über Textnachrichten kommuniziert, nutzen die Sozialdienste E-Mail und Telefon. «Viele Junge haben zwar einen Laptop für die Schule, benutzen ihn aber für ihre private Kommunikation nie», erklärt Beck. «Es kann für sie bereits ungewohnt und damit mühsam sein, eine E-Mail mit einem Anhang zu verschicken.»

Deshalb ist die junge Sozialarbeiterin überzeugt, dass die Einführung digitaler Werkzeuge und Plattformen wie zum Beispiel eine App, welche die Generation Z auch im Alltag nutzt, einen grossen Mehrwert für die Zusammenarbeit generieren und gleichzeitig das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den jungen Erwachsenen steigern würde. «Der Zugang zu Beratung und unkomplizierter Kommunikation könnte über vertraute Plattformen wie WhatsApp und Videoanrufe erfolgen, sofern der Datenschutz gewährleistet ist», schlägt Beck vor. Damit würde die soziale Unterstützung greifbarer, was das Vertrauen und die Bereitschaft zur Kooperation stärken könnte. «Wer gerade dabei ist, seinen Freund:innen eine Nachricht zu tippen, kann gleich noch der Sozialarbeiterin schreiben.» Niederschwellige Online-Beratungsangebote sowie Tools und Apps zum Einreichen von Unterlagen oder Verwalten von Terminen könnten die Zusammenarbeit weiter unterstützen.

Digitale Informationsportale zu den Rechten und Pflichten in der Sozialhilfe würden dazu beitragen, dass die jungen Menschen verstehen, was von ihnen erwartet wird, und motiviert kooperieren. «Im Moment geben wir ihnen mehrere dicht beschriebene A4-Seiten mit Infos ab. Das schreckt viele ab, demotiviert sie und ist für die Selbstwirksamkeit und weitere Zusammenarbeit nicht förderlich», sagt Beck. Einen weiteren Hebel sieht sie bei flexibleren beruflichen Integrationsprogrammen, die jederzeit begonnen, pausiert oder gewechselt werden könnten, um den volatilen Lebensumständen der jungen Menschen besser zu entsprechen.

Neue Wege, altes Ziel

Das Ziel der wirtschaftlichen Sozialhilfe bleibt das gleiche wie für alle anderen Klient:innen: die Lebenslage stabilisieren und die Dauer der finanziellen Abhängigkeit verkürzen. Neue (digitale) Wege könnten bei der Generation Z aber schneller zum Ziel führen.

Fabienne Beck wird nach der längeren Reise, auf der sie sich momentan befindet, in ihren Job zurückkehren und weiterhin in der wirtschaftlichen Sozialhilfe arbeiten. «Ich bin immer noch eine von den Jüngsten im Team und habe noch lange nicht ausgelernt.» Die Erkenntnisse aus ihrer MAS-Arbeit wird sie dann ihren Arbeitskolleg:innen vorstellen.

Von: Eva Schümperli-Keller
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 29. April 2025

Die MAS-Arbeit von Fabienne Beck kann hier heruntergeladen werden: Generation Z in der wirtschaftlichen Sozialhilfe

MAS Sozialarbeit und Recht: Fundiertes Wissen und praxisnahe Ansätze

Diese Abschlussarbeit ist im Rahmen des MAS Sozialarbeit und Recht entstanden. Dieses MAS-Programm richtet sich an Fachpersonen mit sozialarbeiterischen Aufträgen im gesetzlichen Kontext. Es vermittelt differenzierte Kenntnisse der für die gesetzliche Sozialarbeit relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen, Methoden und Konzepte. Es kann mit oder ohne Vertiefung Kindes- und Erwachsenenschutz abgeschlossen werden.

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