Blockwochen in Äthiopien: Solarenergie clever genutzt
Die Sonne als Energiequelle zu nutzen ist sinnvoll. Besonders in einem Land, wo sie oft und intensiv scheint. Während zwei Blockwochen in Äthiopien lernen HSLU-Studierende viel Nützliches über die Solarenergie – und so einiges über Land und Leute.
Was machen 15 Studierende und zwei Dozenten der HSLU in Wolkite? Und wo genau ist das überhaupt? Also, Wolkite befindet sich mitten in Äthiopien und ist Standort einer Universität, die Schweizerische und Äthiopische Studierende zusammenbringt. Dieser Austausch findet im Rahmen der Blockwoche «PV_Help» statt – wobei es eigentlich Blockwochen heissen sollte, das Modul dauert nämlich 14 Tage. Während dieser Zeit geht es hauptsächlich darum, die Grundlagen der Photovoltaik zu erlernen. «Solarenergie ist wichtig für die Zukunft. Und hilft uns, weg von fossilen Quellen zu kommen», erklärt Dozent Jonas Mühlethaler, einer der Begleiter während der Blockwochen. Und damit aus der Theorie dann auch gleich die Praxis folgt, sollen alle Studierenden gemeinsam eine PV-Inselanlage für eine Krankenstation aufbauen. Diese kann dort viel bewirken; dank dem dadurch generierten Licht werden Nachtgeburten sicherer für Frauen und Neugeborene. Weiter können mit dem Strom Medikamente und Impfstoffe besser und länger gekühlt werden.
Zwei Kulturen an einem Ort
Eine der Teilnehmerinnen ist Tina Salvisberger, Studentin der Medizintechnik an der HSLU. Gemeinsam mit ihren Mitstudierenden reist sie nach Wolkite: «Ein prägendes Erlebnis, das mich definitiv aus meiner Komfortzone gelockt hat.». Obwohl das Leben und der Alltag hier ganz anders sind, fühlt sich die Schweizer Gruppe schnell gut aufgehoben. Der herzliche Empfang an der Uni trägt ebenfalls dazu bei: ein mit Gras gelegter grüner Teppich ziert den Boden und ehrt den Besuch. Auch das äthiopische Essen überzeugt: «Injera ist einfach superlecker. Mit den Händen zu essen erfordert allerdings etwas Übung», so Tina. Nicht alle vertragen das Essen gut, die mitgebrachten Durchfalltabletten kommen mehrfach zum Einsatz.
Heisse Strahlen für coole Projekte
Die ganze Blockwoche vorbereitet und organisiert hat Roger Buser, welcher die Truppe ebenfalls als Dozent nach Äthiopien begleitet: «Eine einmalige Gelegenheit, wir haben Land und Leute sehr eng kennengelernt und die Lebensfreude der Einheimischen zu spüren bekommen – trotz der grossen Armut.» Wie in Luzern, stehen er und Jonas auch hier regelmässig im Vorlesungssaal und erzählen viel Interessantes über die Solarenergie. Tina sieht dabei viel Potenzial: «Gerade für Orte ohne Netzanschluss kann Solarenergie einen enormen Unterschied machen. Und mit dem entsprechenden Wissen ist es gar nicht so schwierig, eine Anlage aufzubauen.»
Die Uni in Wolkite ist gut ausgestattet: bequeme Sessel, Beamer, TV, und Whiteboard. Nur die immer wiederkehrenden Stromausfälle strapazieren die Nerven und verlangen den Dozierenden etwas mehr Flexibilität in der Unterrichtsgestaltung ab. «Und erst die sanitären Anlagen! Die sind nichts für schwache Nerven», ergänzt Tina.
Lokale übernehmen den Lead
So viel Theorie bietet eine gute Grundlage. Jetzt aber gehts an die Praxis: So besuchen die jungen Erwachsenen ein Labor der Maschinentechnik. Hier erhalten sie Einblick in verschiedene Projekte von hiesigen Studierenden, die zum Ziel haben, Probleme der lokalen Bevölkerung mittels Technologie zu lösen. Roger: «Es macht Sinn, die talentierten Leute vor Ort zu befähigen, Projekte für die kontinuierliche Stromzufuhr zu schaffen.»
Gegen Ende des Aufenthalts machen sich alle Studierenden gemeinsam ans Werk: eine Unterkonstruktion für eine Solaranlage soll her. Das Ganze ist erst dank dem Schweizer NGO-Verein Sahay Solar möglich, der in der Schweiz Gelder für den Kauf von Solaranlagen sammelt. Die Initiative hat zum Ziel, die Verbreitung der Solarenergie in Äthiopien aktiv mitzugestalten und dadurch die Wirtschaft zu fördern. Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder übernehmen den Kauf und übergeben die Solaranlage danach der Regierung oder einer Universität, die sich um alles weitere kümmert. Damit die Solaranlage vor Ort erfolgreich genutzt werden kann, vermitteln die Dozent:innen der HSLU in diversen AST (Advanced Solar Trainings) das nötige Wissen.
Ein voller Erfolg
Zurück nach Äthiopien: Ursprünglich geplant war zwar der Bau einer kompletten Anlage, wegen Verzögerungen am Zoll ist das nötige Material aber leider nicht pünktlich vor Ort. Damit das Projekt doch noch zu Ende gebracht werden kann, sollen die lokalen Studierenden den Lead übernehmen. Jonas: «Motivation, Wissen und Können sind hier definitiv vorhanden, viele Äthiopierinnen und Äthiopier wollen ihr Land vorwärts bringen – also lassen wir sie das jetzt auch.» Und es funktioniert: Anfangs November steht die Anlage und wird in Betrieb genommen.