Arbeits- & Organisationspsychologie,

Markt- & Konsumentenpsychologie

Keine zweite Chance für den ersten Eindruck

Keine zweite Chance für den ersten Eindruck
Ein kräftiger Händedruck oder ein sympathisches Lächeln formen unseren ersten Eindruck (Photo by fauxels)

Lesezeit 3’ Minuten // Ein Beitrag von Nadja Däuber

Unsere Meinungen gegenüber unseren Mitmenschen fällen wir in Sekundenschnelle. An diesem Eindruck hält unser Unterbewusstsein bedingungslos fest und beeinflusst uns, ohne dass wir davon überhaupt erfahren. Aber wieso verfallen wir diesem psychologischen Phänomen?

Psychologischer Effekt

Unser erster Eindruck von einer Person wird durch eine Reihe psychologischer Phänomene, welche als Wahrnehmungsfehler bekannt sind, beeinflusst. Dabei wird uns, im vereinfachten Sinne, eine Brille aufgesetzt, welche unsere Wahrnehmung und das Urteil über unsere Mitmenschen nachhaltig festlegt. Studien zufolge dauert es rund 100 Millisekunden, um sich anhand des Auftretens der anderen Person ein Bild von dieser zu machen. Danach steht für uns nahezu unveränderlich fest, wie wir eine Person einschätzen: wer uns als sympathisch, attraktiv oder vertrauenswürdig erscheint und wer nicht.

Stereotypen und Erfahrungen

Nicht nur die nonverbalen Kommunikationsmerkmale, wie die Mimik und Gestik, Stimme, Bewegung oder der Gesichtsausdruck, spielen beim ersten Eindruck eine Rolle. Auch unsere bereits gesammelten Erfahrungen und die in uns überwiegenden Stereotypen beeinflussen unsere Wahrnehmung extrem. So erscheinen uns Menschen, die uns selbst ähnlich sind oder eine Vertrautheit in uns wecken, automatisch sympathisch. Die Körpergrösse, die Kleidung oder der Körperbau wirken sich auf die Wahrnehmung der Kompetenz, Autorität und Glaubwürdigkeit der Person aus. Haben wir erstmal ein Urteil gebildet, besteht dieses sehr konsequent und bleibt selbst dann bestehen, wenn neue Informationen dem ersten Eindruck widersprechen.

Wie der erste Eindruck wirkt

Treffen wir das erste Mal auf eine fremde Person, spielen folgende drei psychologischen Effekte eine zentrale Rolle:

1. Der Primacy-Effekt

Dieser Effekt ist ein Kurzzeitgedächtnis-Phänomen. Dabei bleiben uns jüngere eingehende Informationen deutlich besser und prägender im Gedächtnis als jene, die darauf folgen. Dies ist auch der Grund, weshalb man eine Rede oder einen Vortrag immer mit der wichtigsten Aussage starten sollte.

2. Der Halo-Effekt

Bei diesem Wahrnehmungsfehler wirken einzelne Eigenschaften einer Person so dominant auf uns, dass sie einen überstrahlenden Gesamteindruck erzeugen und andere Merkmale in den Hintergrund drängen. Dadurch neigt der Mensch dazu, dass er ausgehend von diesem dominanten Merkmal auf weitere Eigenschaften der Person schliesst, selbst wenn dafür gar keine objektive Grundlage erkennbar ist. So wirken Personen mit Brille beispielsweise automatisch intelligenter auf uns, ohne dass diese Zuschreibung eine logische Grundlage aufweist. In unserem Blogbeitrag «Vorsicht Halo-Effekt: Wie unsere Meinungsbildung unbewusst gesteuert wird» erfahren Sie, wie Sie diesem Effekt entgegenwirken können.

3. Der Recency-Effekt

Der Recency Effekt bildet das Gegenteil vom Primacy-Effekt und basiert auf der Aussage «Der letzte Eindruck bleibt – er hallt noch lange nach». Der Recency-Effekt spielt besonders bei der Urteilsbildung eine prägende und dominante Rolle.

Was verstärkt den ersten Eindruck?

Der von uns gebildete erste Eindruck kann wahr oder aber auch falsch sein und sich dennoch bestätigen. Dieses Phänomen beschreibt die selbsterfüllende Prophezeiung (engl. self-fullfilling phophecy).
Wir verhalten uns entsprechend der Einschätzung unserer Mitmenschen, welche wir mittels des ersten Eindrucks erlangt haben. Als Reaktion auf unser Auftreten, verhalten sich diese wiederum angepasst an uns. Durch diesen Effekt bestätigt sich unser erster Eindruck. Allerdings nicht, weil dieser Mensch tatsächlich diese Eigenschaft aufweist. Vielmehr war unser Verhalten der Auslöser für seine Reaktion, welche wir nun als Bestätigung für unsere ursprüngliche Annahme ansehen. Die selbsterfüllende Prophezeiung verstärkt dadurch unseren ersten Eindruck und bestätigt uns in unseren Annahmen über unsere Mitmenschen.

Vorurteile reflektieren

Gemäss den Psychologen und Psychologinnen wird es in den meisten Fällen keine zweite Chance für den ersten Eindruck geben und man wird die gezogenen Schlüsse des Gegenübers nur schwer verändern können.
Erinnere dich an die letzte fremde Person, welcher du begegnet bist. Wie hast du diese eingeschätzt? Und was denkst du, an was hat dein Bewusstsein diese Einschätzungen festgemacht? Reflektiere deine Vorurteile und Stereotypen in einer ruhigen Minute und denke dabei daran, dass diese Einschätzungen zwar wichtig sind, aber wir damit auch falsch liegen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns über unsere Vorurteile bewusst sind, denn nur dadurch könnte es uns gelingen, den ersten Eindruck zu verändern. Der Unternehmensberater und Journalist Gladwell hat dies wie folgt formuliert.

“Our first impressions are generated by our experiences and our environment, which means that we can change our first impressions… by changing the experiences that comprise those impressions.” 

Malcom Gladwell

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Referenzen

  • HSLU Unterrichtsmaterial, Sozialpsychologie 1 (HS20/21, Woche 04), Soziale Wahrnehmung,Dozierende: Christian Weibel, Nicole Ruffieux & Carmen Grebmer
  • Akert, R., Aronson, E., & Wilson, T. (2014). Sozialpsychologie. Pearson.
  • Felser, G. (2015). Werbe- und Konsumentenpsychologie. Springer.
  • Photo by fauxels from Pexels

Informationen zur Autorin

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Moduls «Kommunikationskompetenz: Mit Texten und Bildern informieren» an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

Nadja Däuber, wohnhaft im Kanton Zürich, ist Studentin im 1. Jahr des Studiengangs B.Sc. in Business Psychology an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

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