17. Dezember 2018

Wirtschaftskriminalistik

Manipulation bei Sportwetten

Manipulation bei Sportwetten

Dieser Beitrag entstand während des Weiterbildungslehrgangs MAS Economic Crime Investigation und wurde von der Studienleitung als überdurchschnittlich bewertet.

Von Stefan Landolt

Der Sportwettmarkt hat sich zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Immer öfter werden Sportwetten mit Manipulation und Wettbetrug in Verbindung gebracht. Kriminelle Organisationen manipulieren dabei den Ausgang bestimmter Sportereignisse, um mit den platzierten Wetten hohe Gewinne zu erzielen. Im Folgenden soll der Fokus auf den Fussball gerichtet werden.

Im Jahre 2013 deckte Europol den grössten Wettskandal der Fussballgeschichte auf. Es sollen über 380 Spiele manipuliert worden sein, 425 Spieler, Schiedsrichter und Offizielle waren an den Delikten beteiligt. Korruption und Wettkampfmanipulation haben sich deshalb zu einer ernsthaften Gefahr für den Sport entwickelt.

Unter Wettkampfmanipulation versteht man die Absprache über die regelwidrige Änderung des Verlaufs oder des Ergebnisses eines Sportwettkampfs, wodurch die Unverhersehbarkeit des Wettkampfs ganz oder teilweise aufgehoben wird, um damit einen Vorteil für sich oder andere zu erzielen.

Die Magglinger Konvention

Um die internationale Zusammenarbeit gegen Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten zu verstärken, soll die Schweiz das Übereinkommen des Europarats gegen die Manipulation von Sportwettbewerben (Magglinger Konvention) ratifizieren. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 31. Januar 2018 eine entsprechende Botschaft zuhanden des Parlaments verabschiedet.

Aufgrund des grossen Wachstums legaler und illegalen Sportwetten kann der Sport diese Problematik nicht alleine lösen und ist auf die Hilfe der staatlichen Institutionen angewiesen. Deshalb hat der Europarat eine rechtsverbindliche Konvention ausgearbeitet, die am 18. September 2014 an der 13. Sportministerkonferenz des Europarats in Magglingen zur Unterzeichnung aufgelegt worden ist.

Die Schaffung wirksamer Strafnormen, die verstärkte Zusammenarbeit und gegenseitige Rechtshilfe im Kampf gegen Wettkampfmanipulation sind die Hauptbestandteile der Magglinger Konvention. Ausserdem gibt die Magglinger Konvention Empfehlungen zum Umgang mit Anbietern von Sportwetten ab und zu Massnahmen, die von Sportorganisationen zu treffen sind.

Die Schweiz hat die Konvention bereits unterzeichnet. Der Bundesrat legte in seiner Botschaft zuhanden des Parlaments dar, wie das Übereinkommen in der Schweiz ratifiziert und umgesetzt werden kann. Nach dem Nationalrat hat sich im Dezember 2018 auch der Ständerat für die Ratifizierung der Konvention ausgesprochen.

Umsetzung im Rahmen des Geldspielgesetzes

Im Zusammenhang mit dem neuen Geldspielgesetz sind die erforderlichen Gesetzesbestimmungen bereits erlassen worden, welches das Parlament am 29. September 2017 verabschiedet hat. Es wurde eine Strafbestimmung geschaffen, die Absprachen über den Verlauf von Sportwettkämpfen unter Strafe stellt, sofern auf diese Sportwettkämpfe Sportwetten abgeschlossen werden können. Wie in einer Medienmitteilung des Bundesrates im Januar 2018 zu lesen ist, steht die spätere Ratifizierung des Übereinkommens unter dem Vorbehalt des Ausgangs der Referendumsabstimmung, weil gegen das Geldspielgesetz das Referendum ergriffen wurde.

Der Bundesrat hat die Botschaft dennoch schon zum jetzigen Zeitpunkt verabschiedet, damit im Fall einer Annahme des Geldspielgesetzes die Magglinger Konvention ohne Verzögerung ratifiziert werden kann. Die Mitteilung zur Konvention geht nun ans Parlament.

Bekannte Beispiele

Wie einfach ist es ein Spiel zu manipulieren? Nicht einfach! Die Staatsanwaltschaft ging im Fall Toboga von zwölf misslungenen Manipulationsversuchen (bei insgesamt 18) aus. In diesem Fall war ebenfalls der Name Sanel Kuljic zu lesen, welcher auch in der Schweiz bestens bekannt sein dürfte. Sanel Kuljic spielte in den Jahren 2006 und 2007 beim FC Sion und im Jahr 2011 bestritt er noch einige Spiele für Neuchâtel Xamax.

Im November 2013 klickten auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums bei Salzburg die Handschellen. Sanel Kuljic und zwei weitere Tatverdächtige wurden aufgrund einer Selbstanzeige von Grödig-Spieler Dominique Toboga verhaftet. Im 2014 startete der Prozess gegen Sanel Kuljic, Dominique Taboga, sowie acht weitere Beschuldigte. Sie mussten sich für die Manipulation von 18 Spielen verantworten. Den Beschuldigten wird unter anderem schwerer gewerbsmäßiger Betrug, schwere Erpressung, Nötigung und das Bilden einer kriminellen Vereinigung – zum Teil auch als Versuch – vorgeworfen. Sanel Kuljic wurde in erster Instanz zu 5 Jahren Haft verurteilt.

Ein weiteres Beispiel zeigt der Fall Robert Hoyzer, der deutsche Schiedsrichter, welcher wegen Manipulation eines Cupspiels in Deutschland zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, er hatte offenbar nur in vier von acht Fällen Erfolg.

Anfällige Personen für Manipulationen

Der Stürmer schiesst die Tore oder eben nicht, der Torwart kann schwierig Tore schiessen, nur mehr reinlassen. Wie sieht es beim Schiedsrichter aus? Der Schiedsrichter ist wohl derjenige auf dem Platz, der die grössten Manipulationsmöglichkeiten hat. Aber Fehlpfiffe können keine Tore schiessen. Torhüter und Stürmer sind in den Statistiken der Manipulationen überproportional vertreten.

Können die einen sehr unauffällig ein Tor zulassen, ist es für die anderen leicht, kein Tor zu schiessen. Es ist somit nicht überraschend, dass eine Manipulation meist dann gelingt, wenn ein Torhüter, ein Stürmer und zusätzlich noch ein Mittelfeldspieler involviert sind. Wenn man genauer hinsieht sind es jedoch nicht junge und unbekannte Spieler wie man vermuten könnte, sondern eher erfahrene und bessere Spieler. Ein einzelner Spieler kann meist kein Spiel manipulieren.

Wettbetrug spielt sich eher am Tabellenende ab. Nur bei 4 Prozent der manipulierten Spiele waren Spitzenteams involviert, hingegen knapp 60 Prozent bei Tabellennachzügler. Teams sind also anfälliger, je schwächer sie sind.

Ein Fussballverein, der sich für eine der Vorrunden in der Champions League verkauft, kann zwischen EUR 400’000.- und EUR 600’000.- «verdienen». Dieses Geld kann so mancher Club nutzen um seine Spieler für das ganze Jahr zu finanzieren. Möchte man im entscheidenden Spiel Meister werden bzw. will man nicht absteigen, kann es ebenfalls zu Spielmanipulationen kommen.

Strohmänner suchen den Kontakt zu Spielern. Sie verlangen, dass Spiele verloren werden und noch ein, zwei weitere Spieler zu involvieren sind. Am besten den Torwart, ein Mittelfeldspieler und ein Stürmer. Der Torwart sollte so unauffällig wie möglich Tore kassieren. Stürmer und Mittelfeldspieler sollen bemüht sein, aber keine Tore schiessen. Der beste Mann für eine Manipulation kann der Captain einer Mannschaft sein, da dieser meist viel Einfluss auf die Mitspieler hat.

Fazit

Spiele sind nicht leicht zu manipulieren, dennoch wird aufgrund der finanziellen und sportlichen Anreize bei Sportwetten immer ein Risiko bestehen, dass manipuliert wird. Da die Täter weltweit agieren, ist die Magglinger Konvention eine wichtige Grundlage für die gute Zusammenarbeit unter den Staaten und letztlich fairen Sport.

Autor: Stefan Landolt

Stefan Landolt, MAS Economic Crime Investigation, ist seit über 10 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Anfangs als Legal Investigator, dann in der Abteilung Litigation Switzerland, beides bei der Credit Suisse AG in Zürich. Seit 5 Jahren arbeitet er als Betrugsspezialist im Business Legal & Compliance bei der Zürcher Kantonalbank und bearbeitet interne Untersuchungen sowie Anfragen von Strafbehörden.

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