16. April 2018
Von Susanne Grau
Die Mitglieder der Association of Certified Fraud Examiner (ACFE) trafen sich vom 4. – 6. April 2018 zur europäischen Konferenz, welche dieses Jahr in Frankfurt stattfand. Auf dem Programm standen klassische Themen sowie neue Entwicklungen in der internationalen Betrugsbekämpfung.
Die Tagung war untereilt in eine Pre-Conference und die Main-Conference. Die Liste der jeweiligen Themen zeigt auf, was für die Betrugsermittler zurzeit von Interesse ist:
Pre-Conference:
Stephen Hill, Managing Director bei Hill Bingham Ltd, erklärte die investigative Anwendung des Internets und führte aus, inwiefern mit Open Source Intelligence Untersuchungen bereichert werden können. Er entmystifizierte Fachjargons und erläuterte die Beweisführung im Internet. Die Teilnehmenden erhielten durch seine anschaulichen Ausführungen die Möglichkeit, gängige Technologien besser zu verstehen und für künftigen Entwicklungen in diesem Bereich gewappnet zu sein.
Main Conference:
Malaika Nolde, Lawyer and Privacy Auditor, referierte zum Thema interne Untersuchungen und die Compliance Risiken, die sich durch die neue EU Datenschutzgrundverordnung ergeben (DSGVO (EU) 2016/679). Am 25. Mai 2018 tritt die neue Regelung in Kraft. Jeder der mit EU-Personendaten zu tun hat, ist davon betroffen. Viele Unternehmen sind gemäss Frau Nolde noch nicht ausreichend darauf vorbereitet. Was kann man jetzt (noch) tun? Die Zeit bis zur Einführung soll damit genutzt werden, eine Daten-Dokumentation zu erstellen (Directory, Data Map).
Dr. Veit Buetterlin, Director of Investigations und Florian Seiferlein, Vice President of Investigations bei AlixPartners erklärten dem interessierten Publikum die Charakteristiken von Shell, Shelf und Front Companies und erläuterten an anschaulichen Beispielen, wie man deren Missbrauch erkennen kann:
Guy Higgs, Independent Consultant, behandelte die Problemstellungen bei Cross Border Investigations, wie bspw. den Zugang zu Informationen, den Datentransfer sowie rechtliche und kulturelle Differenzen. Die Teilnehmenden erhielten wertvolle Tipps über Do’s and Dont’s sowie Best Practice anhand von Fallbeispielen.
Ein besonderes Highlight war der Gastvortrag von Bastian Obermayer, Ressortleiter Investigative Recherche bei der Süddeutschen Zeitung. Er ist der Reporter, welcher die Panama Papers von einer unbekannten Quelle (John Doe) zugesandt erhielt. Zusammen mit seinem nicht-verwandten Namensvetter und Arbeitskollegen Frederik Obermaier verfasste er das Buch Panama Papers – Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung. Als Mitglied des Panama Papers Teams des ICIJ (International Consortium of Investigative Journalists) gewann er 2017 den Pulitzer Preis. Obermayer schilderte auf spannende und ehrliche Weise die Entstehungsgeschichte der Panama Paper Enthüllung und Untersuchung. Alles begann mit einem einzigen Journalisten, ihm selbst, und entwickelte sich schliesslich zu einem weltweiten Team von 400 Journalisten des ICIJ. Der Informant lieferte ein Jahr lang Informationen, bis schliesslich eine immense Datenmenge vorlag, die gesichtet und ausgewertet werden musste. Von den Informationen ging eine grosse Gefahr für jeden einzelnen Journalisten aus, der damit zu tun hatte. Obermayer schilderte eindrücklich, wie er und seine Kollegen sich vom journalistentypischen «Einsamen-Wolf-Gehabe» abwenden mussten und beginnen mussten, ihre Informationen miteinander zu teilen. Für die Sicherheit und Gesundheit aller beteiligten Journalisten/Journalistinnen war dies absolut erforderlich.
ACFE ist der weltweit grösste Verband internationaler Betrugsermittler (Certified Fraud Examiner, CFE). Die über 80’000 Mitglieder verteilen sich auf 180 Landesverbände (Chapters). Das Schweizer Chapter zählt rund 160 Mitglieder, dazu gehören auch Absolventen des MAS Economic Crime Investigation.
Haben Sie Fragen zum ACFE? Susanne Grau gibt gerne Auskunft.
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