Autor: Markus Hess
Es liegt im Interesse und in der Verantwortung von Führungspersonen, potenziellen Schaden in der Organisation und persönliches Leid für Mitarbeitende möglichst zu vermeiden. In Konflikten und den darin «gefangenen Mitarbeitenden» steckt ein Energiepotenzial und ein unbewusstes Suchen nach dem Normalzustand oder psychischem Gleichgewicht. Das Sichtbarmachen und Packen einer «Konflikt-Chance» ist eine Führungsaufgabe, die gelernt sein will.
Bei der grossen Mehrzahl von Konflikten am Arbeitsplatz handelt es sich um verletzte Gefühle und Kränkungen, verursacht durch Missverständnisse – oft in Kombination mit organisationalen Begebenheiten wie beispielsweise Neubesetzungen von Schlüsselpositionen, Schnittstellenprobleme, Matrix- und Projektorganisationen oder Reorganisationen. Nicht selten liegen die Auslöser von Konflikten schlicht in Unklarheiten bei der Zuteilung und Übernahme von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung. Unterschiedliche Auffassungen zu Führungsverständnis, aber auch zu Tonfall und Wortwahl von Vorgesetzten gegenüber Mitarbeitenden, zählen leider ebenfalls öfter zu den Auslösern von Konflikten.
Im Konflikt gefangen
In diesen Situationen bietet sich die Mediation grundsätzlich als ideales Instrument zur Konfliktbearbeitung an. Warum? Weil die Konfliktbetroffenen emotional oft so intensiv mit sich selbst beschäftigt sind, dass ein gegenseitiges Zuhören und Ausreden lassen praktisch unmöglich geworden ist. Es braucht eine Drittperson mit Katalysator-Funktion, um die Situation zu beruhigen und den Beteiligten eine Perspektive geben zu können. Eine unbefangene, fachlich solid qualifizierte Mediationsperson ist in der Lage das Verfahren in einer neutralen, gesichtswahrenden Art und Weise zu leiten und den Kommunikationsfluss wieder in Gang zu bringen.
Mediation: gemeinsam und gesichtswahrend Perspektiven erarbeiten
Eine Mediation hat zum Ziel, die Anwesenden behutsam Verständnis für die persönlichen Interessen und Bedürfnisse entwickeln zu lassen. Gestützt auf dieses wachsende Verständnis, denken die Konfliktbeteiligten selbstverantwortlich Lösungen an und suchen beziehungsweise finden selber einvernehmliche Lösungen. In diesem Such- und Findungsprozess werden sie von der Mediationsperson achtsam unterstützt.
In der Praxis zeigt sich, dass eine Aufarbeitung von erlittenen Kränkungen und anderen emotionalen Verletzungen via Mediation in der Regel rascher zu einer nachhaltigen Einigung führt, als das Prozessieren vor Gericht. Dies, weil in der Mediation neben dem behutsamen, gesichtswahrenden Arbeiten an verletzten Gefühlen, das vertiefte Ansprechen und Ausloten von Zukunftsperspektiven im Vordergrund steht. Mediationen bieten dafür ideale Voraussetzungen, da sie im vertraulichen, ruhigen Rahmen stattfinden – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Rechtsweg: Klarheit schaffen zwischen rechtlich korrektem und widerrechtlichem Verhalten
Bei Anzeichen für strafrechtlich relevante Sachverhalte, wie etwa sexuelle Belästigung, Nötigung, schwere Drohung oder Gewaltanwendung, ist es ratsam, eine juristische Fachperson zur Beurteilung der Situation und Beratung der zuständigen Führungsperson beizuziehen. Mobbingvorwürfe sollen in jedem Fall ernst genommen werden – auch wenn sie scheinbar im Affekt und wenig durchdacht geäussert wurden. Zur Klärung der Vorwürfe kann sowohl eine juristisch ausgebildete als auch eine erfahrene Mediationsperson beitragen. Werden gesetzliche Normen verletzt, steht Betroffenen unser Rechtssystem mit seinen Vertretern, Anwalts- und Richterpersonen zur Verfügung – auch im Anschluss an ein Mediationsverfahren.
Der Vorteil einer Konfliktbearbeitung über den Rechtsweg liegt darin, einen umstrittenen Sachverhalt von einer rechtskundigen Person verbindlich beurteilen und entscheiden zu lassen. Mit einem Urteil wird Klarheit zwischen rechtlich korrektem und widerrechtlichem Verhalten geschaffen. Damit kann für Konfliktparteien ein unter Umständen sehr nervenaufreibendes, unergiebiges und langjähriges Hin und Her beendet werden.
Emotionale Belastung nicht unterschätzen
Nachteile beim Beschreiten des Rechtswegs liegen hauptsächlich im pekuniären und emotionalen Bereich: Gerichtsverfahren können mehrere Jahre dauern, sehr viel Geld kosten und emotional sehr belastend sein. Die emotionale Belastung wird von den prozessführenden Parteien regelmäßig unterschätzt. Mediationspersonen hingegen sorgen sich um die emotionale Verletzung der Konfliktpersonen, suchen in gesichtswahrender Art und Weise nach gemeinsamen Zukunftsperspektiven und vermögen gerade bei langfristigen Beziehungen wie zum Beispiel in Arbeitsverhältnissen, Familie, Nachbarschaft, Immobilien- und Bauwesen auf vorteilhafte Weise nachhaltig Frieden zu stiften.
Wer sich vertieft mit der professionellen Konfliktbearbeitung auseinandersetzen und seine Mediationskompetenz gezielt auf- oder ausbauen möchte, kann dies mit einer praxisnahen Weiterbildung wie dem CAS Mediation Grundlagen oder dem CAS Mediation Vertiefung .
Beratungsmöglichkeiten im Konfliktfall sowie weitere Informationen zum Thema Mediation und Verhandeln finden Sie hier.
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