Die neuen Pflege-Studiengänge, die ab Herbst 2024 bzw. Herbst 2025 an der Hochschule Luzern starten, werden ins Departement Soziale Arbeit integriert. Direktorin Dorothee Guggisberg erklärt im Interview, warum diese Partnerschaft so gut passt und weshalb davon nicht nur die Studierenden, sondern auch die Patient:innen und die ganze Zentralschweiz profitieren.
Dorothee Guggisberg, warum werden die neuen Pflege-Studiengänge ins Departement Soziale Arbeit integriert?
Die Hochschule Luzern hat sechs Departemente, aber bisher kein Departement Gesundheit. Aufgrund der zahlreichen und vielfältigen inhaltlichen Schnittstellen zwischen Gesundheit und Sozialer Arbeit werden die Pflege-Studiengänge ins Departement Soziale Arbeit integriert.
An welche Schnittstellen denken Sie da?
Gesundheit mit all ihren Facetten ist in der Sozialen Arbeit ein zentrales Thema. Gesundheit betrifft uns alle: individuell als Einzelpersonen, aber auch kollektiv als Mitglieder einer Familie oder Gruppe sowie als Gemeinwesen – denken wir beispielsweise an die Gesundheitspolitik oder die Gesundheitsökonomie. Es stellen sich Fragen wie: Welche Auswirkungen hat Gesundheit oder Krankheit auf die individuelle Lebensqualität und Lebensbewältigung? Wie beeinflusst eine Suchterkrankung das Familiengefüge? Welchen Umgang haben wir mit psychischen Erkrankungen? Welche Leistungen ermöglichen ein gesundes Alter? Was bewirkt meine räumliche Umgebung? Welche Voraussetzungen braucht es, damit alle Menschen gleichermassen Zugang zu Gesundheitsinstitutionen haben? Solche Themen sind zentral in der Sozialen Arbeit. Denken wir zum Beispiel an die Themenbereiche Prävention und Gesundheit, betriebliches Gesundheitsmanagement, Stadtentwicklung, Behinderung und Lebensqualität, Palliativpflege bis hin zu den Sozialversicherungen oder dem Kindes- und Erwachsenenschutz. Gesundheit, Pflege und Soziale Arbeit haben sehr viele Schnittstellen, und diese wollen wir mit der Integration der Studiengänge in Pflege ins Departement Soziale Arbeit nutzen.
Bachelor in Pflege: Zusätzlicher Studienstart im Frühling 2025
Wir starten im September mit einem voll besetzten Studiengang in den neuen verkürzten Bachelor in Pflege für diplomierte Pflegefachpersonen.
Aufgrund der hohen Nachfrage hat die Hochschule Luzern beschlossen, einen zusätzlichen Studienstart im Frühlingssemester 2025 zu ermöglichen.
Eine Anmeldung ist ab sofort möglich: Webseite Bachelor in Pflege
Interprofessionalität ist einer der Schwerpunkte der neuen Pflege-Studiengänge. Wie zeigt sich das?
Es geht um die koordinierte Pflege und Versorgung über den gesamten Patient:innenpfad und um Schnittstellen zu Disziplinen wie Medizin und Soziale Arbeit. Letztlich kommt dieser Ansatz der Pflegequalität und damit den Patient:innen zugute. Die Pflegenden arbeiten direkt am Bett und haben darüber hinaus vielfältige Aufgaben. Ihre Arbeit setzt eine umfassende und systemische Betrachtung voraus: Wohnt die Person alleine? Welche Lebensumstände sind einzubeziehen? Welche Dienste sind involviert? Kann sie nach dem Spitalaufenthalt wieder zurück nach Hause gehen oder wird sie in ein Heim eintreten? Wie ist ihre finanzielle Situation?
Die Studiengänge werden in Kooperation mit den Departementen der HSLU, mit XUND, der Universität Luzern und den Gesundheitsbetrieben realisiert.
Dorothee Guggisberg
Dafür arbeiten die Pflegenden mit anderen Berufsgattungen zusammen, zum Beispiel mit dem Spitalsozialdienst, der Physiotherapie oder dem Case Management. Die Grundlagen der interprofessionellen Zusammenarbeit sind ins Curriculum integriert. Die Studiengänge werden in enger Kooperation mit den verschiedenen Departementen der HSLU, mit XUND, der Universität Luzern und den Gesundheitsbetrieben der Region realisiert. So hören die Studierenden vielleicht Vorlesungen über Gesundheitsökonomie bei einer Dozentin aus dem Departement Wirtschaft, bearbeiten Fragestellungen zu armutsbedingten Gesundheitsbeeinträchtigungen in der Sozialen Arbeit, tauschen sich im Bereich Digital Health mit Informatik-Studierenden aus oder besuchen ein Wahlmodul zusammen mit angehenden Sozialarbeitenden. Die Verknüpfung von Wissen und Erfahrungen kommt ihnen später im interprofessionellen Alltag zugute.
Gibt es weitere Synergien, die sich nutzen lassen?
Auf jeden Fall. Wir sehen Synergien auf vier verschiedenen Ebenen: Erstens departementsintern bei uns an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Hier bauen wir momentan das Institut für Pflege und Interprofessionalität auf, wo die Pflege und die Soziale Arbeit auch gemeinsam forschen und lehren können. Zweitens gibt es Kooperationen mit anderen Departementen unserer Hochschule, zum Beispiel im Bereich Medizintechnik mit dem Departement Technik & Architektur oder im Bereich Digital Health mit der Informatik. Oder im seit Langem erfolgreichen Master-Studiengang Management im Sozial- und Gesundheitsbereich für Führungspersonen in Zusammenarbeit mit dem Departement Wirtschaft. Hinzu kommt das interdisziplinäre Netzwerk Gesundheit, wo Kolleg:innen aller Departemente an Gesundheitsthemen forschen.
Drittens bilden wir mit den anderen Bildungsinstitutionen am Platz, also mit XUND und der Universität Luzern, den Gesundheitscluster Zentralschweiz. Hier gibt es Kooperationen in der Ausbildung, Forschung und Weiterbildung sowie gemeinsam organisierte Symposien. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Zentralschweizer Bildungsinstitutionen ihren Beitrag zu einer guten Gesundheitsversorgung und zur Milderung des Fachkräftemangels in der Region leisten. Und viertens arbeiten wir eng zusammen mit den Akteur:innen des Zentralschweizer Gesundheitswesens. So wurden die Pflege-Studiengänge auch mit diesen entwickelt und den Bedürfnissen der Praxis angepasst. Wir arbeiten auch in Zukunft eng mit den regionalen Gesundheitsbetrieben zusammen und sie sind im Fachbeirat vertreten.
Es ist zum ersten Mal überhaupt möglich, in der Zentralschweiz auf FH-Stufe Pflege zu studieren.
Dorothee Guggisberg
Wie profitieren die Pflege-Studierenden von diesem interdisziplinären Angebot?
Sie profitieren inhaltlich, thematisch und persönlich. Sie kommen schon früh in Berührung mit interdisziplinären Aspekten des Themenbereichs Gesundheit wie zum Beispiel Gesundheitspolitik oder Gesundheitsmanagement, weil diese Teil des Curriculums sind. Zudem ziehen sie Vorteile aus der räumlichen Nähe zum Angebot der Sozialen Arbeit. Es kann beispielsweise gemeinsame Wahlmodule geben oder die Möglichkeit, Bachelor- und Master-Arbeiten zu Schnittstellenthematiken zu schreiben. Ausserdem unterrichten Dozierende der Kooperationspartner:innen in den Studiengängen und die Pflege-Studierenden werden das Skill Center von XUND für ihr Praxistraining nutzen.
Und der vielleicht wichtigste Punkt ist, dass es zum ersten Mal überhaupt möglich sein wird, in der Zentralschweiz auf FH-Stufe Pflege zu studieren. Bisher mussten Interessierte die Region verlassen. Unser Angebot stärkt die Bildungsregion und verhindert die Talentabwanderung, wovon wiederum die Zentralschweizer Gesundheitsversorgung profitiert. Die neuen Studiengänge sind zukunftsgerichtet, verbinden Praxis, Wissenschaft und Technik auf optimale Weise und eröffnen attraktive Karrierechancen.
Von: Eva Schümperli-Keller
Veröffentlicht: 25. Juni 2024
Neu: Bachelor in Pflege für diplomierte Pflegefachpersonen in Luzern
Der Studiengang Pflege integriert Praxis, Wissenschaft und Technik, eröffnet attraktive Karrierechancen und richtet sich an diplomierte Pflegefachpersonen, die sich fachlich und persönlich weiterentwickeln wollen.
Infoveranstaltungen: Hier anmelden
Mehr Informationen: Webseite Bachelor in Pflege
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