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Migration: Hinschauen – darüber sprechen – Projekte unterstützen

Migration: Hinschauen – darüber sprechen – Projekte unterstützen

Malek Ossi flüchtet 2015 über die Balkanroute. Seine Erfahrung dokumentiert SRF im Video von Syrien nach Europa. «Unfreiwillig – lebensgefährlich – anstrengend – teuer», so fasst Malek seine Flucht in Worten zusammen.

Beitrag aus der internationalen Studienwoche von Sonja Gebert (Studentin Sozialpädagogik)

Sorgfältig im Voraus alle Details in Gedanken abgewogen, schlussendlich mutig durchgezogen. Notgedrungen wählen die Flüchtenden Routen über den Balkan, das Mittelmeer oder die Sahelzone. Höchststand des Flüchtlingsstrom verzeichnen die Jahre 2015 und 2016. Hunderttausende Syrer*innen, Iraker*innen, Afghanen*innen und weitere nach Schutz Suchende reisten über die Balkanroute nach Europa. Die Balkanroute bleibt eine wichtige Migrationsstrecke und stellt für Europa eine grosse politische Herausforderung dar. Die Sahelzone umschreibt die Fluchtrouten über den Süden nach Südafrika, über den Osten in die Golfstaaten sowie afrikanische Nachbarstaaten und über den Norden über Libyen in die EU. Von Niger und Mali verlaufen Routen Richtung Norden nach Libyen. Nicht selten verläuft die Flucht westlich über Algerien nach Libyen, um die verschärften Grenzkontrollen an der nigrisch-libyschen Grenze zu umgehen. Eine weitere Option bietet die Flucht über das Mittelmeer nach Europa, mit fatalen Auswirkungen. Die genaue Zahl der Todesopfer wird leider ein gut gehütetes Geheimnis des Mittelmeeres bleiben.

Rettung, Solidarität in der Not und die Frontex

Alarm Phone wurde von Aktivisten*innen sowie Freiwilligen in Europa und Nordafrika initiiert. Das Projekt ist in den Regionen der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland, dem zentralen Mittelmeer zwischen Libyen, Tunesien und Italien sowie im westlichen Mittelmeer zwischen Marokko und Spanien aktiv. Betroffene in Seenot kontaktieren die Mitarbeiter*innen von Alarm Phone. Diese wiederum informieren die Küstenwachen und bitten Frachtschiffe, welche in der Nähe sind, um Unterstützung. Die Rettungsaktionen werden akkurat protokolliert, um Menschenrechtsverletzungen wie Push Backs zu verhindern.

Frontex sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert in Push Backs an den Außengrenzen der EU, etwa in Griechenland, verstrickt zu sein und diese vertuscht zu haben. Die Zurückweisung von Migranten*innen und Asylsuchenden ist illegal. An allen essenziellen EU-Außengrenzen, ob Griechenland, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Spanien oder Polen finden völkerrechtswidrige Push Backs statt. Malta und Italien haben sich mittlerweile zurückgezogen. Internationale Organisationen sowie Politiker*innen aus allen politischen Spektren haben Schlepper*innen als Auslöser der tödlichen Überfahrten ausgemacht. Deren Existenz kann nur so lange bestehen wie ein Grenzregime aufrechterhalten wird, welches Geflüchtete und Migrant*innen davon abhält, andere Länder auf legale Weise zu betreten. Die zunehmende Gewalt an den Aussengrenzen sowie die Bagatellisierung durch die Medien bereitet massive Sorgen.

Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle in der europäischen Migrationspolitik. Zugesprochen werden ihr als Mitglied von Frontex, finanzielle Beteiligung, Mitspracherecht und die Zuständigkeit für Ausschaffungen. Das Mitentscheidungsrecht wird ihr vorenthalten. Frontex Schweiz stellt Grenzwächter*innen und Grenzführer*innen. Zudem beteiligt sie sich bei Anhörungen.

Migration eine Bedrohung?

«Es ist eine Tatsache, dass wir hier leben, arbeiten und studieren», so Malek. Als Gesellschaft sollten wir Solidarität und Gleichheit für alle Personen mit Migrationsbiografie anstreben. Wir müssen uns die Notwendigkeit bewusst machen, diese Ungleichheiten aufzuheben, damit alle mit Migrationsbiografie ein besseres Leben führen können.

Was kannst Du tun?

  • Denke daran, dass es sich primär um Personen mit Fluchterfahrung handelt.
  • Schau hin, sprich und schreibe darüber.
  • Unterstütze deine Mitmenschen, hinterfrage Vorurteile und trete Rassismus aktiv entgegen.
  • Mache mit und unterstütze die Projekte.

Sonja Gebert studiert im 4. Semester Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern mit Vertiefung Sozialpädagogik
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 13. März 2023

Vom 30. Januar bis 3. Februar 2023 fand an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit die Internationale Studienwoche zum Thema «Diaspora – Perspektiven transkultureller Verflechtungen» statt. Gäste präsentierten dabei Projekte sowie Forschungsansätze zu Diaspora, transkulturellen Lebenspraktiken und sozialen Unterstützungsnetzwerken. Auf dieser Grundlage erarbeiten wir Handlungsansätze für die Soziale Arbeit und diskutieren, wie transnationale Beziehungsnetzwerke in die Praxis der Sozialen Arbeit einbezogen werden können.

Alle Blogbeiträge zu den Vorträgen:

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