6. November 2025

Sustainable Investments

Schweizer Retailbanken setzen auf nachhaltige Fonds

Schweizer Retailbanken setzen auf nachhaltige Fonds

Nachhaltige Kapitalanlagen bleiben in der Schweiz gefragt: Bei den hauseigenen Fonds von
Schweizer Retailbanken machen sie heute bereits die Mehrheit des Angebots aus. Und der
Vertrieb funktioniert gut: Der Grossteil des Neugelds Schweizer Privatanleger fliesst in diese
Fonds. Neue Vorgaben in der Schweiz und in der EU sorgen zugleich dafür, dass nachhaltige
Fonds vermehrt an Glaubwürdigkeit gewinnen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Hochschule
Luzern.

Autoren: Manfred Stüttgen, Brian Mattmann

Der Schweizer Markt für nachhaltige Fonds befindet sich aktuell im Umbruch. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Sustainable-Investments-Studie der Hochschule Luzern. Auslöser sind neue Vorgaben dafür, wann ein Fonds als «nachhaltig» bezeichnet werden darf. Die Europäische Wertpapier- und marktaufsichtsbehörde (ESMA) verschärfte im Mai 2025 die Anforderungen. Auch die Schweizer Branchenverbände von Banken und Asset Managern legen die Latte zunehmend höher. «Künftig müssen Fonds, die mit Begriffen wie nachhaltig oder ESG werben, ihr Nachhaltigkeitsversprechen deutlich stärker belegen», erklärt Co-Studienautor Dr. Brian Mattmann. «Produkte, die diese Nachweise nicht erbringen, dürfen nicht länger als nachhaltig bezeichnet werden und scheiden aus dem Wettbewerb aus», so der HSLU-Dozent.

In den vergangenen zwölf Monaten wurde der Markt auf diese Weise um rund 300 Fonds auf nunmehr 2’033 nachhaltige Fonds bereinigt. Das entspricht noch immer beachtlichen 20 Prozent aller auf dem Schweizer Markt verfügbaren Publikumsfonds. Die verbleibenden nachhaltigen Fonds dürfen vermehrt eine höhere Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen.

Schweizer Retailbanken setzen auf grüne Fonds

Bei den hauseigenen Fonds von Schweizer Retailbanken stellen nachhaltige Anlagen heute bereits die Mehrheit des Angebots dar (Abbildung 1). Die in der Studie betrachteten 27 Schweizer Retailbanken bieten ihren Kunden aktuell 510 eigene Fonds an. Mehr als die Hälfte dieser Produkte ist klar als nachhaltig positioniert. In diese Anlagegefässe fliessen 69 Prozent der neu investierten Gelder (Abbildung 2).

Abbildung 1: Hauseigene Publikumsfonds von Schweizer Retailbanken, Anzahl Fonds (links) und investierte Vermögen (rechts)

«Wir beobachten seit Jahren ein anhaltend hohes Interesse von Privatinvestoren an nachhaltigen Anlagen. Dies spiegelt sich deutlich im Produktangebot der Banken», erklärt Co-Studienautor Prof. Dr. Manfred Stüttgen. «Schweizer Retailbanken haben in den vergangenen Jahren viel in Produkte, Prozesse und Ausbildung in Sachen Nachhaltigkeit investiert, sie ernten nun die Früchte ihres Engagements», so Stüttgen weiter.

Abbildung 2: Neugeldzuflüsse nachhaltiger und konventioneller Fonds von Schweizer Retailbanken im Vergleich (von Mitte 2024 bis Mitte 2025, in Mrd. CHF)

Investments in die Energiewende als Anlageopportunität?

Nachhaltige Fonds sind facettenreich. Beispielhaft hierfür sind Anlagen, die die Energiewende fördern wollen. Ziel ist es, fossile Energieträger durch saubere Technologien und Elektrifizierung zu ersetzen, und dauerhaft das Klima zu schützen. Ein anspruchsvolles Ziel. Erst ein kleiner Teil – gesamthaft 45 Fonds – erkennt in der Energiewende eine Anlageopportunität. Diese Fonds investieren konzentriert in ausgewählte Technologien, die die Energiewende vorantreiben. Sie wollen davon profitieren, dass heute bereits doppelt so viel Kapital in saubere Energien fliesst wie in fossile Energieträger. Im Fokus stehen erneuerbare Energien, Verteilnetze und Energiespeicher, Massnahmen zur Steigerung der Effizienz oder die Elektrifizierung. Wie sich die Anlagen auf ökologische Nachhaltigkeitsziele auswirken und wie rentabel sie für Investoren sind, unterscheidet sich im Einzelfall. Neuere Analyseansätze liefern allerdings immer bessere Indikatoren dazu, wie man derartige Anlagen als Investor beurteilen kann. Zugleich steigt die Datentransparenz: So prüft bereits mehr als die Hälfte aller Nachhaltigkeitsfonds in der Schweiz Unternehmen darauf, ob sie sich negativ auf ausgewählte Aspekte der Energiewende auswirken. Bei konventionellen Fonds tun dies aktuell nur rund 20 Prozent (Abbildung 3).

Abbildung 3: Der Anteil nachhaltiger und konventioneller Publikumsfonds, die nachteilige Wirkungen aus dem Energiebereich von Unternehmen in ihren Portfolios berücksichtigen

IFZ Sustainable Investments Studie 2025
Die jährlich erscheinende IFZ Sustainable Investments Studie der Hochschule Luzern untersucht nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz. Der Fokus liegt dieses Jahr speziell auf nachhaltigen Fonds und Energie im Wandel. Die Studienergebnisse werden am Sustainable Investments Day vorgestellt, der in diesem Jahr am 06. November 2025 in Zürich stattfindet.

Am 20. November 2025 präsentieren wir die Studie zudem online an einem Webinar: Link zur Anmeldung

Die 254-seitige «IFZ Sustainable Investments Studie 2025. Nachhaltige Fonds und Energie im Wandel» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken als Booklet bestellt werden.

Eine digitale Version der Studie und Rankings der verschiedenen Fondsanbieter steht auf der Website der HSLU zur Verfügung.

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