23. November 2021

Sustainable Investments

Sustainable Investments Day 2021: Wie setzt man Klimastrategien um?

Sustainable Investments Day 2021: Wie setzt man Klimastrategien um?

Das Publikum des «Sustainable Investments Day» war auch dieses Jahr wieder begeistert. Nach der digitalen Zusammenkunft im Vorjahr traf man sich wieder physisch in Zürich. Mehr als 100 Gäste – Investoren, Asset Manager, Bankberater, ESG-Dienstleister – diskutierten über Klimastrategien von Investoren. Als Einstieg diente die Sustainable Investments Studie 2021 der Autoren Manfred Stüttgen und Brian Mattmann. Anschliessend referierten Antoinette Hunziker-Ebneter (Forma Futura), Fabio Pellizzari (Swisscanto Invest by ZKB), Dr. Mirjam Staub-Bisang (BlackRock) sowie Claudia A. Bolli (Swiss Re). Eine Panel Diskussion mit nachfolgendem Apéro rundeten den Anlass ab.

Autor: Daniel Baumgartner

Präsentation der «IFZ Sustainable Investments Studie 2021. Nachhaltige Fonds und Klimarisiken».
Prof. Dr. Manfred Stüttgen und Brian Mattmann, Hochschule Luzern
Das Angebot nachhaltiger Publikumsfonds ist in den letzten zwölf Monaten auf 1’289 Fonds angestiegen. Heute sind elf Prozent aller Vermögen Schweizer Publikumsfonds in nachhaltigen Fonds investiert, im Vorjahr lag dieser Wert erst bei knapp sechs Prozent. Damit ist das Gesamtvolumen an nachhaltigen Vermögen weiterhin überschaubar und weist weiterhin beträchtliches Potenzial auf. Die diesjährige IFZ Sustainable Investments Studie legt seinen Fokus auf Klimarisiken und Klimastrategien. Speziell Fonds mit dedizierter Klimastrategie werden untersucht. Klimastrategien kombinieren nachhaltige Anlagestrategien und richten diese auf Klimaziele und Klimametriken (z.B. CO2-Intensität, Paris-Alignierung) aus. Die Studie erkennt bei 200 der 1’289 betrachteten nachhaltigen Fonds eine transparente Klimastrategie. Was Klimastrategien leisten können, ist allerdings Gegenstand kontroverser Debatten. Ziele wie die Dekarbonisierung von Portfolios, ein verbesserter Umgang mit Transitionsrisiken oder physischen Risiken sowie eine realwirtschaftliche Klimawirkung werden oft angestrebt. Ein guter Fit zwischen den angestrebten Klimazielen und den jeweils gewählten Klimastrategien und Klimametriken ist entscheidend. Kein leichtes Unterfangen: die Umsetzung von Klimastrategien ist eine Neuerung. Valide Daten und belastbare Modelle sind nicht immer verfügbar und viele Investoren bauen Expertise in diesem Bereich erst auf.

CO2: Mass aller aller Dinge im Umgang mit Klimarisiken?
Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO und Gründungspartnerin Forma Futura Invest AG, Präsidentin des Verwaltungsrates der Berner Kantonalbank
Antoinette Hunziker-Ebneter verwies zum Einstieg ihrer Präsentation auf die Herausforderungen des Klimawandels für den Planeten. Ein alleiniger Fokus auf die Kenngrösse CO2 und ein Vertrauen auf den technischen Fortschritt genügen nicht, um die Klimaproblematik zu adressieren. Dies zeigt das Beispiel von Erdgas und Nuklearenergie, welche einen niedrigen CO2-Fussabdruck ausweisen und doch dem Anspruch an Nachhaltigkeit nicht gerecht werden. Die Klimakrise ist ein Symptom der Überschreitung ökologischer Belastungsgrenzen der Erde. Eine Lösung verlangt einen Bewusstseinswandel und die Übernahme von Eigenverantwortung von Unternehmen, Konsumenten – und von Anlegerinnen und Anlegern. Anhand von Praxisbeispielen wurde schliesslich illustriert, wie ein ganzheitlicher Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit bei Unternehmen, im Kreditprozess und bei Anlagen umgesetzt werden kann. So verfolgt beispielsweise die Berner Kantonalbank eine Kombination von Förderansatz und Ausschlussansatz in der Kreditvergabe. Die Vermögensverwalterin Forma Futura wählt ihre Anlagen basierend auf einem umfassenden Researchprozess aus, um sowohl eine Risikoperspektive zu integrieren als auch einen positiven Beitrag zu nachhaltiger Lebensqualität zu leisten und Chancen zu ergreifen.

Umsetzung des Pariser Klimaziels in aktiven Anlagen.
Fabio Pellizzari, Head of ESG Strategy & Development, Swisscanto Invest
Wie aktive Anlagen zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens beitragen können, stand im Fokus des Vortrags von Fabio Pellizzari. Um den Temperaturanstieg auf «deutlich unter» 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, müssen die Treibhausgasemissionen unmittelbar und drastisch reduziert werden. Für eine Reduktion von 70 Prozent in rund 30 Jahren ist eine Einsparung von vier Prozent des jährlichen globalen CO2-Ausstosses nötig. Die Zeit drängt! Der Klimawandel muss global adressiert werden, Industrieländer und Entwicklungsländer befinden sich allerdings auf entgegengesetzten Pfaden. Aus Investorensicht ergeben sich Risiken der Disruption und der Abschreibung von Vermögenswerten. Chancen bestehen in einer erhöhten Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen. Swisscanto Invest orientiert sich bei der Umsetzung des 2-Grad-Ziels im Portfolio an Klimametriken wie beispielsweise der CO2e-Intensität. Anlagestrategien wie beispielweise Voting & Engagement sowie Veränderungen der Kapitalallokation tragen dazu bei, die gewählten Klimaziele und -metriken positiv zu beeinflussen. Eine zukunftsorientierte Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigt gemäss Fabio Pellizzari eine Zusammenschau von vier Indikatoren (Scores): Kontroversen bei Unternehmen, ESG-Faktoren, Klima-Faktoren und Impact-Faktoren.

Netto-Null 2050 – Herausforderungen und Chancen.
Dr. Mirjam Staub-Bisang, Länderchefin BlackRock (Schweiz) und Senior Advisor Sustainable Investing
Der Ausblick auf eine positive Zukunft auch für kommende Generationen prägte den Vortrag von Mirjam Staub-Bisang. Wenngleich die Herausforderungen zur Einhaltung des Klimaabkommens Sorge bereiten, werden auch Fortschritte und Chancen sichtbar: Bereits heute bekennt sich ein Fünftel der Fortune 500 Unternehmen zu einem wissenschaftsbasierten CO2-Absenkungspfad gemäss der Science Based Targets Initiative (SBTi). Zudem schliessen sich Investoren und Finanzdienstleister vermehrt zusammen, um mit der geeinten Kraft des Kapitals auf Unternehmen Einfluss auszuüben und klimaverträgliches Wirtschaften zu fördern. Jüngstes Beispiel ist die Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ ), deren Mitglieder rund 130 Billionen US-Dollar an investiertem Kapital vereinen. Der Trend zu nachhaltigem Investieren dürfte in Zukunft weiter an Fahrt gewinnen. Aus Anlegersicht kann dies bedeuten, dass Nachhaltigkeitskriterien heute noch nicht umfassend in die Bewertungen von Vermögenspreisen und Portfoliorisiken eingepreist sind. Die verstärkte Umschichtung von Kapital in nachhaltige Anlagen dürfte deren künftige Bewertung beeinflussen. Auch BlackRock, ein mehrheitlich passiv investierter Asset Manager, setzt kontinuierlich seine Nachhaltigkeitsstrategie um. Im Zentrum stehen eine erhöhte Transparenz der Vermögensanlagen und die Wahrnehmung der treuhänderischen Verantwortung via Stewardship. Zudem wird für sämtliche BlackRock-Fonds künftig ein Temperaturpfad ersichtlich sein.

Umsetzung einer Klimastrategie im Investmentprozess der Swiss Re.
Claudia Bolli, Head Responsible Investing, Swiss Re
Swiss Re ist als Rückversicherer in ihrem Kerngeschäft direkt von Klimarisiken betroffen. Es liegt in ihrem geschäftlichen Interesse, diese Risiken auch in ihrem Anlageportfolio explizit zu berücksichtigen. Der Umgang mit transitorischen wie auch physischen Klimarisken hat für die Swiss Re hohe Priorität – in operativen Geschäftsprozessen ebenso wie in der Anlagestrategie. Die Umsetzung einer nachhaltigen Investmentstrategie baut bei Swiss Re auf drei Eckpfeilern auf. Hierzu zählt erstens ein «Enhancement», also die Ausrichtung von Anlagen an ESG-Benchmarks und ESG-Kriterien. Zweitens die Inklusion auch thematischer Anlagen, beispielsweise grüner Anleihen, sowie drittens der Ausschluss von Anlagen basierend auf einem proprietären Risikobezugsrahmen. Eine dezidierte Klimastrategie ergänzt diese drei Säulen. Die Klimastrategie der Swiss Re umfasst vier Schritte: die Setzung eines ambitionierten Netto-Null-Zieles bis 2050, einen Aktivitätenkatalog, um Risiken zu managen und den Übergang der Realwirtschaft zu ermöglichen, sowie die systematische Messung und das transparente Reporting der erreichten Klimaziele. Mittelfristige Klimaziele der Swiss Re bis 2025 helfen, das langfristige Klimaziel auf machbare Zwischenergebnisse herunterzubrechen. Im Rahmen der Exklusion sind nicht nur der Ausschluss von Kohle berücksichtigt, auch die grössten CO2-Emittenten der Öl- und Gasbranche werden aus den Portfolien der Swiss Re exkludiert.

Paneldiskussion: Klimarisiken und nachhaltige Fonds.
Claudia A. Bolli, Antoinette Hunziker-Ebneter, Fabio Pellizari, Mirjam Staub-Bisang, Manfred Stüttgen
Den Abschluss der Konferenz bildete eine Diskussionsrunde der Referierenden sowie Fragen aus dem Publikum. Die Diskussion deckte einen breiten Themenkreis ab: von der notwendigen Klimaexpertise in der Finanzindustrie, über die Transparenzbedürfnisse von Investoren, bis hin zu Klimametriken von Anlagen. Vom Umgang mit Regulierungsanforderungen in der EU und der Schweiz bis hin zu Stolpersteinen in der Umsetzung nachhaltiger Reportings. Eine lebhafte Debatte, die beim anschliessenden Netzwerkanlass und Apéro riche angeregt fortgesetzt wurde.

Save-the-Date: Der nächste «Sustainable Investments Day» findet am Donnerstag, 10. November 2022 statt.

Die «IFZ Sustainable Investments Studie 2021» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken bestellt werden. Eine digitale Version der Studie ist verfügbar unter:  www.hslu.ch/sustainable

Wir danken allen Sponsoren herzlich für die wertvolle Unterstützung!

Sponsoren und Partner der IFZ Sustainable Investments Studie 2021

Platin-Sponsoren
BlackRock
Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank

Gold-Sponsoren
DWS
Graubündner Kantonalbank
Jupiter Asset Management
Natixis Investment Managers
UBS
Vanguard

Partner
abrdn
Alliance Bernstein
Amundi
Candriam
Credit Suisse
DPAM
ECOFACT
Franklin Templeton
Generali
INOKS Capital
Janus Henderson Investors
Lombard Odier
Lyxor ETF
Morningstar
NN Investment Partners
Nordea Asset Management
OLZ
Robeco
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