19. Mai 2022
Ein Ausschluss bedeutet, dass die Wertpapiere von Unternehmen nicht in ein Portfolio aufgenommen werden dürfen oder verkauft werden müssen. Mit Ausschlüssen kann zum Beispiel schnell und einfach die CO2-Intensität eines Portfolios reduziert werden. Welche Auswirkungen ein solcher Ausschluss hat, wollen wir am Beispiel des Schweizer Baustoffproduzenten Holcim aufzeigen. Mit nur zwei Prozent Gewicht im Schweizer Aktienindex SMI verursacht Holcim 80 Prozent der gewichteten CO2-Intensität aller SMI-Unternehmen. Der folgende Beitrag ist Teil einer Serie von Blog-Beiträgen. Er stützt sich auf die IFZ Sustainable Investments Studie 2021: Nachhaltige Fonds und Klimarisiken.(1)
Autoren: Manfred Stüttgen, Brian Mattmann, Daniel Baumgartner
Investoren und Vermögensverwalter können mit einem einzelnen Ausschluss die CO2-Intensität eines Schweizer Aktienportfolios reduzieren. Diesen Gedanken wollen wir anhand der grössten Nachhaltigkeitsfonds mit Anlagefokus Schweiz illustrieren. Hierfür ziehen wir als Beispiel den «Raiffeisen-Futura-Fonds» heran, welcher durch Raiffeisen vertrieben und von Vontobel verwaltet wird. Die nachfolgende Abbildung listet die 15 grössten nachhaltigen Fonds mit Anlagefokus Schweiz auf, sortiert nach der durchschnittlichen CO2-Intensität in tCO₂e/Mio. USD Umsatz (WACI).
Schaut man auf die Portfolioholdings, dann sticht im Raiffeisen-Fonds mit Blick auf die gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität (WACI) die Position des Zementproduzenten Holcim ins Auge: Holcim stösst zur Generierung einer Umsatzmillion über 5’000 Tonnen CO2 aus. Der Raiffeisen-Fonds allozierte per 30. Juni 2021 34 Prozent des Gesamtfondsvermögens in den Zementhersteller. Dies führte dazu, dass Holcim rund 90 Prozent der gewichteten durchschnittlichen CO2-Intensität des Raiffeisen Futura Swiss Stock Fonds verursachte. Das Übergewicht im Vergleich zum SMI erklärt damit zum wesentlichen Teil die überdurchschnittlich hohe Kohlenstoffintensität des Fonds. Durch den Ausschluss von Holcim Ende 2021 aus dem Fonds, befindet sich der Fonds nun weit unter dem Durchschnitt des SMI auf dem zweitbesten Platz.
Wir wollen mit diesem Vergleich zweierlei aufzeigen: Erstens, dass die Kohlenstoffintensität von Portfolios stark von einzelnen Unternehmen oder Sektoren abhängig sein kann. Allokationsunterschiede können zu stark differierenden Klimametriken auf Portfolioebene führen. Zweitens sensibilisiert der Vergleich für die wichtige Frage: Was wollen Asset Manager mit Klimastrategien bezwecken und was leisten Klimastrategien in der Erreichung der angestrebten Ziele? Mit anderen Worten: Durch den Ausschluss von Holcim aus dem Anlageuniversum des Raiffeisen Futura Fonds ist die Exponiertheit gegenüber CO2-Emissionen schnell reduziert worden. Doch welches Ziel wurde damit erreicht? Ob die risikoadjustierte Performance so verbessert wurde, ist ungewiss. Will man schädliche Emissionen in der Realwirtschaft reduzieren, dann könnte die Ausschlussstrategie von Holcim diesem Ziel zuwiderlaufen. Ein aktives Aktionärsengagement mit systematischer Stimmrechtsausübung wäre dann zielführender gewesen. Möchte man hingegen das Portfolio auf die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens ausrichten, dann ist die Metrik der gewichteten durchschnittlichen CO2-Intensität nicht die richtige Entscheidungsgrösse, dafür sollten andere Metriken herangezogen werden.
Das Beispiel zeigt: Effektive Klimastrategien setzen eine gute Passung mit klaren Zielen und geeigneten Metriken voraus.
(1) Die Studie wird dankend unterstützt von iShares by BlackRock, Zürcher Kantonalbank, DWS, Graubündner Kantonalbank, Jupiter Asset Management, Natixis Investment Managers, UBS, Vanguard, abrdn, AllianceBernstein, Amundi Asset Management, Candriam, Credit Suisse, DPAM, ECOFACT AG, Franklin Templeton, Generali, INOKS Capital, Janus Henderson Investors, Lombard Odier, Lyxor ETF, Morningstar, NN Investment Partners , Nordea Asset Management , OLZ, Robeco, Schroders, Inrate, Investment Navigator, Thurgauer Kantonalbank.
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