19. März 2018

Wirtschaftskriminalistik

Berlin zu Gast in Zug

Berlin zu Gast in Zug

Von Dr. Claudia V. Brunner

Insgesamt 17 Studierende der Steinbeis-Hochschule besuchten vom 5. bis 9. März 2018 ein Gastseminar in Zug, um sich bei renommierten Experten im Bereich der Kriminalistik länderübergreifend weiterzubilden. Ein Highlight waren Einblicke in die Bekämpfung der Spielmanipulation im Casino Luzern.

Nach der Begrüssung durch die Leitung des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug sowie der Leitung des Studiengangs MAS/DAS Economic Crime Investigation, führten der Vizedirektor der Eidgenössischen Steuerverwaltung, Herr Raffaello Pietropaolo, und Basil Peyer vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen die Studierenden in die Grundlagen des Schweizer Steuerwesens ein. Die Hauptunterschiede zum deutschen System, der Steuerwettbewerb sowie das Steuerstrafrecht waren am Morgen des ersten Tages interessante Themen. Am Nachmittag vermittelte Michael Waldburger, Generalsekretär der FINMA, den Gästen aus Berlin Wissenswertes über den Finanzplatz Schweiz, bevor eine Stadtführung durch Zug das abendliche Unterhaltungsprogramm einleitete.

Im Schweizerischen Nationalmuseum startete der zweite Tag. Nach einem Rundgang erfuhren die Studierenden in einem Referat zur Raubkunst von Andrea Raschèr viel über den Mechanismus des Kunsthandels sowie dessen Missbräuche und hatten auch die Möglichkeit, sich mit aktuellen Fällen zu befassen. Am Nachmittag standen die verschiedenen Missbrauchsfelder bei gemeinnützigen Organisationen, Verbänden und Sportverbänden auf dem Programm. So diskutierten die Studierenden mit Experten unter anderem über „Spendenbetrug“, Drittmittelfinanzierung, Geldwäsche, Korruption und illegitime Einflussnahme bei der Organisation von Grossveranstaltungen. Im Anschluss war ausreichend Zeit, den Tag in Zürich ausklingen zu lassen.

Rundgang im Schweizerischen Nationalmuseum

Der Morgen des dritten Tages stand im Zeichen der Geldwäscherei. Neben einer Einführung in die Grundlagen der Geldwäschereigesetzgebung erfuhren die Studierenden, wie man die Geldwäschereiregelwerke praktisch umsetzen kann und welche technischen Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Des Weiteren konnten sie an einer praktischen Fallstudie zur Geldwäsche teilnehmen. Nach dem Mittagessen befassten sie sich zunächst mit dem Management von privaten forensischen Ermittlungen im Bereich Wirtschaftskriminalität, bevor es am späteren Nachmittag im Casino Luzern mit einer Orientierung über das Spielbankenwesen, die Regulatorien und die Prüfung von Casinos weiterging. Nach einer Führung durch das Casino sowie einem Apéro mit Dozierenden und Mitgliedern der Schweizerischen Expertenvereinigung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität (SEBWK) nahmen die Studierenden an einem Promotionsspiel in Black Jack und Roulett teil.

Referat im Casino Luzern

Noch etwas müde von den vorabendlichen Aktivitäten lernten sie am Morgen des vierten Tages dank eines erfahrenen Staatsanwalts des Bundes die föderalistische Struktur der Strafverfolgungsbehörden auf Stufe Kanton sowie die Zuständigkeiten der zentralen Strafverfolgungsbehörde auf Stufe Bund kennen. Nachdem sie die Voraussetzungen für die Anwendung von Zwangsmassnahmen erfahren hatten, nahmen die Studierenden mit Unterstützung des Staatsanwaltes des Bundes und eines erfahrenen Polizeibeamten anhand von Rekognoszierungsunterlagen selber die Planung einer Hausdurchsuchung vor. Gestärkt durch das Mittagessen lernten sie am Nachmittag die wichtigsten Massnahmen und Werkzeuge bei der innerbetrieblichen und polizeilichen Sicherstellung elektronischer Daten kennen. Ein Referat über die bedeutendsten Grundsätze der internationalen Rechtshilfe sowie die wichtigsten Rechtshilfeverfahren rundete den Nachmittag ab.

Teilnehmende der Veranstaltung im Casino Luzern

Mit Bedauern über die viel zu schnell verflogene Woche starteten sie in den fünften und letzten Tag des Gastseminars. Rodolfo Straub, ehemaliger Head SIX Exchange Regulation, orientierte sie zunächst über „Surveillance and Enforcement“ der Schweizer Börse SIX. Anhand von kleineren Fallbeispielen hatten die Studierenden die Möglichkeit, Compliance und Überwachung an der Börse nachzuvollziehen, und sie sahen sich mit verschiedenen Methoden der Kursmanipulation und der Vorteilsnahme durch Händler und Broker konfrontiert. Nach dem letzten gemeinsamen Mittagessen vermittelte Rechtsanwalt Arno Thürig den Studierenden die Grundlagen des Insidertatbestands und das kriminelle Phänomen der Kursmanipulation. Anschliessend hatten sie die Möglichkeit, verschiedene Fallstudien zum Thema „Insiderhandel und Kursmanipulationen“ zu lösen. Nach der Schlussbesprechung lud das Institut für Finanzdienstleitungen Zug die Studierenden zu einem Abschiedsapéro ein, bei dem sie die  Woche Revue passieren lassen konnten – bevor es mit einem Koffer voller neuer Eindrücke zurück nach Berlin ging.

Sind auch Sie an einer praxisnahen, karrierefördernden Weiterbildung im Bereich Wirtschaftskriminalität interessiert? Die Studienleiterin Dr. Claudia V. Brunner steht für persönliche Beratungsgespräche gerne zur Verfügung.


Über die Autorin

Autorin: Dr. Claudia V. Brunner

Rechtsanwältin Dr. Claudia V. Brunner ist verantwortlich für den Themenbereich Wirtschaftskriminalistik, Dozentin und Projektleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern sowie Partnerin bei Jositsch Brunner Rechtsanwälte. Sie verfügt über weitreichende Erfahrungen im Bereich Wirtschaftskriminalität, Compliance und Wirtschaftsstrafrecht. Zudem hat sie bei der BrunnerInvest AG ein Mandat als Vizepräsidentin des Verwaltungsrats inne und ist Vorstandsmitglied der SRO PolyReg.

 

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