Von Gàbor Borka, Teilnehmer des CAS Digital Business Innovation
Wie finden Unternehmen passende Fachkräfte? Bislang meist noch über veraltete Rekrutierungsprozesse. Dabei gäbe es neue digitale Lösungen: zum Beispiel eine Video-Interview-Software, die Job-Kandidatinnen und -Kandidaten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) prüft. Vorab erlaubt sie den Bewerbenden auch wertvolle Einblicke ins Unternehmen.
Wir alle kennen ihn aus der einen oder anderen Perspektive: den Bewerbungsprozess für eine Arbeitsstelle. Er löst gemischte Gefühle aus. Richtig gerne durchlaufen ihn die wenigsten von uns.
Im War for Talents ist die KI-Technologie nun reif, um die starren HR-Prozesse zu disruptieren. Der Einsatz der KI-Technologie ist nicht aufzuhalten. Dieser sollte aber gut durchdacht sein. Ethische Aspekte dürfen nicht ausser Acht gelassen werden.
Kommentar des Programmleiters Georges Grivas zu diesem Blogbeitrag aus dem CAS Digital Business Innovation
Dabei wäre es äusserst wichtig, dass wir ihn achtsam angehen. Es gilt, eine Arbeitsstelle zu finden, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich gut passt. Schliesslich verbringen wir, bei einem Pensum von hundert Prozent, etwa vierzig Stunden pro Woche am Arbeitsplatz. Das ist oft mehr Zeit, als wir mit Familie und Freunden teilen.
Die Chemie muss stimmen – das klärt man besser frühzeitig ab
Entsprechend wichtig ist es, dass nebst der fachlichen Fähigkeit auch der Mensch zur Arbeitsstelle und zum dortigen Umfeld passt. Nicht umsonst werden viele Vakanzen über Beziehungen besetzt. Wer geht schon gerne zur Arbeit, wenn man dort mit den anderen Mitarbeitenden sein Heu nicht auf der gleichen Bühne hat?!
Jede und jeder Fünfte will die Stelle wechseln
Es sieht so aus, als käme in nächster Zeit viel Bewegung in den Arbeitsmarkt. Laut einer globalen Studie des Beratungsunternehmens PwC wollen in der Schweiz rund zwanzig Prozent der Arbeitnehmenden ihren Job wechseln. Denn die Wirtschaftslage ist robust; der Fachkräftemangel steigt; die Automatisierung schreitet voran.
Aus diesen Gründen ist ein Modebegriff entstanden, der den Kampf um die Ressource (Fach-)Mitarbeiterin oder -Mitarbeiter umschreibt: Talent War – ein unschöner Anglizismus, aber nichtsdestotrotz harte Realität für Firmen: Sie kämpfen um Talente.
Undurchsichtige Prozesse auf den Job-Suchmaschinen
Das tun sie allerdings mit überholten Methoden: Sie verlassen sich auf Meta-Jobsuchmaschinen. Diese schicken Bewerberinnen und Bewerber durch einen Dschungel von Job-Titeln und -stufen, wobei die Gliederung der Fachbereiche veraltet ist und die Schulabschlüsse und spezifischen Erfahrungen zu pauschal bewertet werden.
Im Talentpool herrscht Desorientierung. Von digitaler Aufbruchsstimmung ist nichts zu spüren. Meine Test-Durchläufe zeigten: Die Portale werten Lebensläufe als PDF-Dateien automatisch in einem Profil aus, füllen deren Felder aber komplett falsch ein. Das ist fast schon belustigend, müsste man nicht alles manuell korrigieren. Zum Schluss erhalten Bewerberinnen und Bewerber noch einige automatisch generierte Mails. Vielleicht wird ihnen noch ein unpersönliches Dankeschön zugeschickt, eine Absage ohne Begründung oder manchmal auch nichts.
Kämpft man so um Talente? Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) können mehr, viel mehr.
Neue Tools analysieren Videos, Assessments und Soft Skills
Wie man es besser machen kann, zeigt zum Beispiel dieses Video über die KI-Software von HireVue:
Mit dieser Software folgt nach einer Vorselektion ein online geführtes One-Way-Interview zu einer Vakanz. Kandidatinnen und Kandidaten antworten dabei live auf Fragen, die im Voraus aufgezeichnet wurden und ihnen eingespielt werden. Sie durchlaufen kleinere Assessments und erhalten so die Chance, sich möglichst gut zu präsentieren.
Die Firmen werten die Videos mit Hilfe einer KI und anhand von Big Data aus– ja, auch mit Hilfe von biometrischen Daten. Die aufgezeichneten Interviews liefern so nicht nur Hinweise zu harten Fakten über die «Talents», sondern auch zu deren Persönlichkeit und Soft Skills.
Derartige digitale Innovationen könnten Arbeitgebenden durchaus gute Dienste leisten: Sie bieten ihnen die Chance, schon sehr früh im Prozess zu zeigen, wie attraktiv ihre Arbeitsplätze sind und wie sie sich von der Konkurrenz abheben. Zudem signalisieren sie den Arbeitgebenden frühzeitig, ob eine Kandidatin oder ein Kandidat zu einer Vakanz passt.
Frühzeitig wichtige Einblicke gewähren – und so Zeit und Geld sparen
Dieser Prozess ist effizient und diversifiziert. Er spart Zeit und Geld, vermittelt persönliche Eindrücke und macht es den Firmen einfacher, geeignete Job-Kandidatinnen und -Kandidaten zu identifizieren.
Wer Vakanzen per Video ausschreibt, bietet Interessierten spannende Einblicke in ein Unternehmen. Idealerweise präsentiert er oder sie den Bewerberinnen und Bewerbern auch die künftigen Vorgesetzten und liefert ihnen damit wichtige Impressionen.
Diese Transparenz kann für ein Talent mit ein Grund sein, sich um eine Stelle zu bemühen. Für die Kandidatinnen und Kandidaten ist es motivierend, sich auf einer solchen Plattform zu präsentieren. Sie können das Videogespräch einüben. Und sie wissen: Ihre Bewerbung wird wahrgenommen.
Dem Kampf um Talente mit mehr Mut entgegentreten
Noch nutzen Unternehmen diese Möglichkeiten kaum. Sollten sie es ernst meinen mit ihrem Kampf um Talente, so dürften sie in Zukunft also gerne einen (digitalen) Schritt weiter gehen und Video-Bewerbungen einsetzen. Das ist neu und braucht ein bisschen Mut. Es würde sie aber davor bewahren, die digitale Innovation im Talent War weiter zu verschlafen.
Weiterführende Links:
Frage in die Runde: Sind KI-gesteuerte Assessments eine Chance im War for Talents? Bitte schreiben Sie Ihre Gedanken hier zuunterst in die Kommentarspalte.
Veröffentlicht am 26. Februar 2023
Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Business Innovation verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.
Gàbor Borka bloggt für unseren Weiterbildungs-Blog aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation. Er war die letzten neun Jahre als Principal Supply Chain Processes bei der u-blox AG tätig. Aktuell geniesst er eine Pause vor der nächsten beruflichen Herausforderung.
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