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Das digitalisierte Haustier

Das digitalisierte Haustier
Geht es dem Hund schlecht, kann ein Problemzahn schuld daran sein. Eine Röntgen-Aufnahme hilft bei der Diagnose. Immer öfter wird digital geröntgt (Bildquelle: Freepik).

Von Andy Rhyn, Teilnehmer des CAS Digital Healthcare

Kleintierpraxen rüsten digital auf: So etwa beim Röntgen in der Zahnmedizin. Die digitale Radiografie verbessert die Diagnostik, spart Arbeitsabläufe und vereinfacht den Datenaustausch. Haustiere werden wohl schon vor uns Menschen ein elektronisches Patientendossier haben.

Was ist nur los? Meine Katze geht seit Tagen nicht mehr aus dem Haus; mein Hund frisst nicht mehr richtig. Der Grund für solch veränderte Verhaltensmuster liegt oft bei den Zähnen. Mit kaputten Zähnen oder Schmerzen im Maul können Tiere nur noch beschränkt fressen.

Viele Haustiere in der Schweiz sind bereits durch implantierte Microchips digitalisiert (gechiped). Der nächste logische Schritt wäre ein digitales, kantonübergreifendes Patientendossier für unsere Tiere.

Ladan Pooyan-Weihs, Programmleiterin des CAS Digital Healthcare

Zahnbeschwerden können sich auf Kiefer, Nasennebenhöhlen, Nacken, Schultern bis hin zum Rücken auswirken. Auch Lungen- oder gar Herzentzündungen werden in Verbindung mit schlechter Zahnhygiene gebracht. 

Früherkennung verhindert Schlimmeres

Bloss können sich Haustiere uns Menschen gegenüber nur schlecht mitteilen, wenn sie Schmerzen verspüren. Oder wir bemerken ihre Probleme zu spät.

So erkennt man, ob ein Tier Schmerzen hat:

Achten Sie auf indirekte Anzeichen des Tieres. Das können folgende Verhaltensweisen sein:

  • Das Tier lässt sein Futter fallen.
  • Es zuckt beim Fressen zusammen.
  • Es frisst weniger oder gar nicht mehr.
  • Es reibt seine Schnauze am Boden.
  • Es reibt seine Pfote im Maul.
  • Überlegen Sie sich, wie Sie selbst Unwohlsein ausdrücken würden, wenn Sie sich ohne Worte mitteilen müssten: Achten Sie auf derartige Verhaltensweisen bei Ihrem Haustier.

Daher ist es wichtig, dass Problemzähne frühzeitig erkannt werden. Das geschieht zunehmend via digitales Röntgen der Zähne. Immer mehr Kleintierpraxen rüsten ihre herkömmlichen Röntgengeräte zu digitalen Anlagen auf.  

Schädel mit dem eindrücklichen Gebiss eines Meerschweinchens.
Schädel mit dem eindrücklichen Gebiss eines Meerschweinchens
(Bildquelle: Röntgen Service AG, Emmen).
Typisches Zahnröntgenbild vom Hundegebiss, Schneide- und Eckzahn Unterkiefer
Typisches Zahnröntgenbild vom Hundegebiss, Schneide- und Eckzahn Unterkiefer
(Bildquelle: Röntgen Service AG).
Typisches Röntgenbild eines Hundezahns
Typisches Röntgenbild eines Hundezahns
(Bildquelle: Röntgen Service AG).
Aufbiss einer Katze
Aufbiss einer Katze (Bildquelle: Röntgen Service AG).

Damit schauen die Tierärzte und -ärztinnen den Vierbeinern tiefer ins Maul. Dank digitalen Röntgenaufnahmen sehen sie auch unter das Zahnfleisch. Das war ohne digitale Systeme nicht möglich (herkömmliche Zahnröntgenanlagen gab es in Tierpraxen selten). In den meisten Fällen liegt die Ursache von Problemzähnen nicht bei den sichtbaren Zahnkronen, sondern bei den Zahnwurzeln.

Digitales Röntgen optimiert Arbeitsabläufe

Beim digitalen Röntgen nutzen Tierärzte und -ärztinnen ein radiologisches Verfahren, das statt der einst analogen Röntgenfilme neu digitale Aufnahmen ermöglicht. Sie betrachten diese Bilder nicht mehr am Leuchtkasten, sondern direkt nach der Aufnahme am Bildschirm. Wartezeiten entfallen. Sie können Aufnahmen vergrössern und näher an Problemstellen heranzoomen.

Ebenso ist es möglich, die digitalen Röntgenbilder per E-Mail zu versenden, um sich so zum Beispiel eine Zweitmeinung einzuholen. Arztpraxen speichern Bilder in ihren Dossiers ab und stellen sie den Besitzerinnen und Besitzern der Haustiere bei Bedarf digital zur Verfügung. Das neue Verfahren ist genauer und umweltschonender. Es hilft, Arbeitsabläufe zu optimieren, spart Zeit und erleichtert die Diagnostik.

Probleme wortwörtlich bei der Wurzel packen

Erkennen Tierärzte und -ärztinnen Probleme bei den Zahnwurzeln rechtzeitig, so können sie Entzündungen oder Schäden behandeln, bevor ein Tier unnötig lange an Schmerzen leidet. Sie packen sich anbahnende Probleme – im wahrsten Sinne des Wortes – bei der Wurzel an. Nach ihrer Behandlung, die immer unter Narkose durchgeführt werden sollte, können Schnurrli und Bello in der Regel wieder herzhaft zubeissen (hoffentlich natürlich nur im Futternapf!).

Ein Katzenschädel wird für eine Übung benutzt. Links der Röntgen-Tubus, blau die Speicherfolie (Bildquelle: Röntgen Service AG).
Ein Katzenschädel wird für eine Übung benutzt. Links der Röntgen-Tubus, blau die Speicherfolie
(Bildquelle: Röntgen Service AG).

Selbstverständlich ist eine gute Vorsorge stets besser als eine aufwendige Behandlung. Was beim Menschen längst bekannt ist, gilt auch für unsere Haustiere: Richtiges Zähneputzen und regelmässige professionelle Zahnhygiene verhindern grössere Zahnprobleme oder gar weiter reichende gesundheitliche Beschwerden.

Wenn der Hund zur Dentalhygiene geht

Daher propagieren Tierärzte und -ärztinnen auch für Haustiere eine gute Mundhygiene: Sie empfehlen regelmässiges Zahnsteinentfernen und die äusserliche Untersuchung mittels Paradontalsonde.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2019-07-02-07.45.15-1-1024x576.jpgEin Hund unter Narkose während einer Zahnbehandlung (Bildquelle: Röntgen Service AG).
Ein Hund unter Narkose während einer Zahnbehandlung
(Bildquelle: Röntgen Service AG).

Neu gibt es jetzt die Option vom Zahnröntgen, die unterschiedlich eingesetzt wird: Entweder werden gleich bei der Grunduntersuchung vier bis sechs Röntgenbilder erstellt (Unter- und Oberkiefer, links, rechts und Aufbiss) oder eben erst bei Auffälligkeiten und dann nur die nötigen Aufnahmen. So oder so ist das digitale Röntgenbild ein enormer Vorteil für den Tierarzt oder die Tierärztin. Sie entdecken so von aussen nicht erkennbare angeschlagene Zahnwurzeln. So können Zähne in zweifelhaftem Zustand möglicherweise eher saniert als gezogen werden.

Selbst Zahnkronen oder Stiftzähne kommen bei den lieben Vierbeinern schon mal in Frage. Dabei berücksichtigt wird auch die «Anwendung» und der Ausbildungsstand des Tieres. Man denke da zum Beispiel an einen langjährig ausgebildeten Polizeihund.

Zukunftsmusik? Das elektronische Patientendossier für Haustiere

Noch vor wenigen Jahren wurde alles auf Papier oder Film im Aktenschrank jeder einzelnen Praxis gesammelt. Nun gewinnen das digitale Röntgen und weitere Digitalisierungen im veterinären Bereich an Bedeutung. So werden Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, Berichte und Laborwerte anderen Spezialisten und Spezialistinnen einfach zugänglich gemacht. Praxen tauschen sich damit online innert weniger Minuten aus.

Das verbessert den Wissensaustausch unter Fachpersonal und den Tierbesitzenden. Dieser Trend könnte bedeuten, dass unsere Vierbeiner schon vor uns Menschen über ein elektronisches Patientendossier verfügen.

Frage in die Runde: Was halten Sie von einem elektronischen Patientendossier für Haustiere?

Veröffentlicht am 19. Juli 2023

Weiterführende Links:

Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Digital Healthcare verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.

Fachmann für digitale Röntgen-Anlagen: Andy Rhyn ist Servicetechniker und Informatiker. Er bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Healthcare. Er arbeitet als Applikationssupporter bei der Röntgen Service AG in Emmen LU. Dort betreut er digitale Röntgenanlagen in den Bereichen Human- undVeterinärmedizin sowie Materialprüfung.

Bilden Sie sich weiter: Im CAS Digital Healthcare der Hochschule Luzern – Informatik holen Sie sich das Rüstzeug für die Digitalisierung im Gesundheitswesen: Das CAS vermittelt Grundlagen des Gesundheitswesens, der IT und der Medizin-Informatik. In dieser Weiterbildung holen Sie sich prozessuales und projektspezifisches Know-how. Sie lernen, dieses in der ganzen Breite der Gesundheitswirtschaft anzuwenden.

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