Scheitern? Auf keinen Fall! Besonders nicht im Beruf! Scheitern wird in unserer Gesellschaft häufig mit Versagen gleichgesetzt. Es ist begleitet von Gefühlen wie Scham und Angst vor Statusverlust. Markus Dobbelfeld bildet eine Ausnahme: Mit Misserfolgen geht der 52-Jährige gelassen um. In seiner Karriere erlebte Dobbelfeld einige Rückschläge. Doch jeder einzelne Misserfolg trug dazu bei, dass er heute ein erfolgreicher Unternehmer und gefragter Experte in seinem Fach ist.
Meine Aufgabe lautete überall gleich: Mache uns fit für das digitale Zeitalter.
Markus Dobbelfeld, Dozent und Co- Verantwortlicher für das Themenfeld Digital Transformation der Hochschule Luzern – Informatik.
Dobbelfeld ist digitaler Leader. Eine Führungskraft also, die den digitalen Wandel innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation vorantreibt. Genau das hat Dobbelfeld 25 Jahre lang getan. Er arbeitete in namhaften internationalen Unternehmen, teils in der Schweiz, teils im Ausland. Seine Aufgabe lautete überall gleich: «Erhalte die Wettbewerbsfähigkeit und mache uns fit für das digitale Zeitalter.» Was einfach klang, war schwierig umzusetzen, wie Dobbelfeld immer wieder feststellen musste.
Digitale Leader sind Führungskräfte, die den digitalen Wandel innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation vorantreiben. Sie spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, neue Technologien und digitale Strategien zu implementieren. Ihr Ziel ist es, die Effizienz, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern. Digital Leaders haben ein vertieftes Verständnis für digitale Tools, Trends und Techniken. Sie befähigen ein Unternehmen entlang der üblichen Handlungsfelder im digitalen Wandel: Kund:innenzentrierung, Strategie & Geschäftsmodelle, Mensch & Kultur, Prozesse, Technologien, Daten und Marketing.
Schwierig, weil es viele Kräfte gibt, die auf ein Unternehmen einwirken. Zum einen Kräfte von aussen. Dazu gehören zum Beispiel der technologische Fortschritt, neue Mitbewerbende oder neue Vorschriften und Gesetze. Zum andern Kräfte von innen wie rückläufige Umsätze und Erträge, Mangel an Innovations- und Wachstumsinitiativen oder fehlende Talente. «In der Regel wirken mehrere externe und interne Kräfte gleichzeitig auf ein Unternehmen ein», erklärt Dobbelfeld. «Will es wettbewerbsfähig bleiben, muss es auf diese Treiber reagieren. Es führt kein Weg daran vorbei.»
Interne Talente fördern wäre wirksamer als die Hilfe von aussen
Erschwerend ist, dass viele Unternehmen laut Dobbelfeld zu lange warten, bis sie die digitale Transformation ernsthaft ins Auge fassen. Tun sie es endlich, begehen viele einen weiteren Fehler: «Eigentlich wäre der Prozess des digitalen Wandels Sache der Führungsetage», so Dobbelfeld, «aber die holt sich lieber einen erfahrenen Leader von extern, der die Lernkurve abkürzen und den Wandel beschleunigen soll.»
Dabei wäre es effektiver, ein internes Talent zu fördern und ihm die Verantwortung zu übertragen. Bestehende Mitarbeitende haben den Vorteil, dass sie die Firmenkultur und die Machtverhältnisse kennen. Sie sind innerhalb eines Unternehmens akzeptiert. Der Unternehmensführung fehlt indes das Bewusstsein für diese Vorteile. Darum delegiert sie die Aufgabe an eine digitale Führungskraft. An Leute wie Dobbelfeld eben.
Die unbequeme Wahrheit: Sieben von zehn scheitern
In welchem Unternehmen Dobbelfeld auch als Digital Leader wirkte, eines war überall gleich: Nach rund einem halben Jahr Arbeit wurde sichtbar, wie komplex und weitläufig der angestrebte Wandel war. «Digital Leaders sind in erster Linie Change Manager», so Dobbelfeld. «Sie müssen evaluieren, analysieren, konzipieren, optimieren, beraten und befähigen. Eine einzige Person kann das unmöglich stemmen.»
Digital Leaders müssen evaluieren, analysieren, konzipieren, optimieren, beraten und befähigen. Eine einzige Person kann das unmöglich stemmen.»
Markus Dobbelfeld, Dozent und Co- Verantwortlicher für das Themenfeld Digital Transformation der Hochschule Luzern – Informatik.
Auch er habe so ziemlich alle Fehler gemacht, die man machen könne, personell, strategisch, technologisch oder budgetär, räumt er ein. Andererseits verdanke er genau diesen Fehlern seine steile Lernkurve als Praktiker. Über die Jahre eignete sich Dobbelfeld so einen Expertenstatus an. Und er machte eine weitere wichtige Erfahrung: Er war nicht der Einzige, der den digitalen Wandel in Unternehmen nicht immer erfolgreich über die Ziellinie brachte. Wenn er andere digitale Führungskräfte traf, berichteten sie von ähnlichen Erfahrungen. Dobbelfeld: «Meine Beobachtungen zeigen: Sieben von zehn Digital Leader scheitern.»
Die Mitgliederzahlen wachsen rasch
Diese Erkenntnis brachte Dobbelfeld auf die Idee, gemeinsam mit drei Kollegen einen Verein zu gründen. «Die nächste Generation digitaler Führungskräfte soll von uns lang gedienten Veteranen lernen und es künftig besser machen», sagt Dobbelfeld. Er erarbeitete ein Konzept und suchte nach geeigneten Personen für den erweiterten Vorstand und Chapter Leads. Im Frühling dieses Jahres war es so weit: Die Digital Veterans Association wurde gegründet.
Die Digital Veterans Association ist im Handelsregister offiziell als Verein eingetragen. Domizil ist der Informatik-Campus Zug-Rotkreuz der HSLU. Der Vorstand der Digital Veterans Association besteht aus dem Experten für digitalen Kompetenzaufbau Frederik Thomas und den HSLU-Mitarbeitenden Oliver Gilbert, Marcel Altherr und Präsident Markus Dobbelfeld. Alle vier sind Unternehmer, Dozenten und weisen langjährige C-Level-Erfahrung auf.
Dobbelfeld ist überzeugt, dass der Verein mit seinen Angeboten einem echten Bedürfnis entspricht. Die Nachfrage verdeutlicht das. Innerhalb weniger Wochen sind bereits 100 Veteranen und Veteraninnen Mitglied geworden. Sie sind allesamt erfahrene digitale Führungskräfte mit Rang und Namen.
Was hat sich bewährt, was nicht? Erfahrene geben ihr Wissen weiter
Die Digital Veterans Association will digitale Nachwuchskräfte fördern und deren Kompetenzlücken schliessen. Dies geschieht, indem digitale Expertinnen und Experten von ihren Erfahrungen erzählen: Was hat sich bewährt? Was würden sie rückblickend anders machen? Welche Strategien waren erfolgreich, welche nicht? Dobbelfeld: «Diese Digital Leaders sind von hoher Seniorität. Sie teilen ihr Wissen mit der nächsten Generation von Digitaltalenten, fördern und unterstützen sie.»
Da im Verein somit Erfahrene auf wenig Erfahrene treffen, gibt es drei unterschiedliche Mitgliedertypen:
Eine wichtige Rolle spielen zudem die Chapter Leads. Die besagten Personen sind in internationalen Unternehmen, in KMU oder in der öffentlichen Verwaltung tätig. Sie repräsentieren eine besondere Domäne wie etwa Digital Health, Digital Transformation, Sustainability oder Government.
Mit der Community entwickeln wir eine produktive Kraft. Sie treibt den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft voran.
Markus Dobbelfeld, Dozent und Co- Verantwortlicher für das Themenfeld Digital Transformation der Hochschule Luzern – Informatik.
Chapter Leads leisten mindestens einmal jährlich einen Beitrag im Verein. Sie halten zum Beispiel ein Referat, führen ein Webinar durch, schreiben einen Newsletter-Beitrag oder beteiligen sich an einem Podcast. Sie wirken ausserdem als Mentoren, Gastdozentinnen oder Co-Autoren von Publikationen und repräsentieren den Verein nach aussen.
Dobbelfeld hat mit dem neu gegründeten Verein Grosses vor. Herzstück ist das eigentliche Mentoringprogramm, ergänzt durch ein Career Advisory. Einen grossen Stellenwert haben zudem Netzwerk-Veranstaltungen. Erst kürzlich fand auf dem HSLU-Campus in Rotkreuz ein solcher Network Event unter dem Titel «Best Practice Lab» statt. Dobbelfeld: «Sechs erfahrene Chief Digital Officer gaben dabei ihre Erfolgsgeheimnisse preis. Sie stellten Best Practice Cases im digitalen Wandel vor.» Der Anlass stiess auf grosses Echo: Rund 80 Personen nahmen daran teil.
Fördern, beraten, sich austauschen: Der Verein baut ein starkes Netzwerk auf
Auch auf dem Programm stehen Webinare, Workshops, Podcasts und Buchprojekte. Ausserdem lanciert der Verein Bildungsangebote. Unter anderem zu Bereichen wie Digital Innovation, Digital Marketing oder Digital Leadership. Einmal jährlich verleiht der Verein den Digital Veterans Award für die beste CAS-Transferarbeit.
Dobbelfeld ist überzeugt: «Indem wir erfahrene Profis und motivierte Digitaltalente zusammenbringen, entwickeln wir innerhalb der Community eine produktive Kraft, die den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft vorantreibt.»
Von: Claudia Hiestand
Veröffentlicht am: 18. Juni 2024
Impressionen vom Best Practice Lab vom 12. Juni 2024 im Switzerland Innovation Park Central, Rotkreuz:
Gibt engagiert Wissen und Erfahrung weiter: Markus Dobbelfeld ist Digital Veteran, Unternehmer und in der Hochschule Luzern gleich mehrfach eingespannt: einerseits als Dozent für Digital Leadership, andererseits als Co-Programmleiter des Ausbildungsgangs CAS Chief Digital Officer. Vor Kurzem hat ihm die HSLU zudem die Co-Themenfeldverantwortung für den Bereich Digital Transformation, Technologies & Methods übertragen. Mit seinem Unternehmen, der Search & Co. Group GmbH mit Sitz in Zürich und im deutschen Radolfzell, stattet Dobbelfeld Unternehmen mit digitalen Kompetenzen aus. Der 52-jährige gebürtige Zuger ist vierfacher Familienvater und lebt im Zürcher Oberland.
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