Früher ins Informatik-Studium starten oder zu Fjorden, Elchen und Zimtschnecken in den hohen Norden reisen? Vor dieser Wahl stand Micha Meystre vor drei Jahren. Eigentlich wollte der heute 24-Jährige nach dem «Durchdiener» per Interrail die Welt erkunden. Der Studienstart an der HSLU war für den Herbst geplant. Doch Meystre schrieb sich kurz vor dem Anmeldeschluss doch für den Frühlingsstart ein. «Diese Entscheidung habe ich nicht bereut», sagt der Bachelor. «Und die Reise habe ich in den Semesterferien nachgeholt.»
Vollzeit-Studium mit Teilzeitstelle
Dass Informatik für ihn das Richtige ist, wusste Micha Meystre schon lange. So absolvierte er eine Informatik-Lehre samt Berufsmatura mit dem Ziel, anschliessend zu studieren. Das Informatik-Studium absolvierte er in Vollzeit, hatte aber im letzten Jahr parallel dazu bereits eine Teilzeitstelle in einem Unternehmen. «Während meiner Bachelor-Arbeit musste ich dann doch ab und zu eine Nachtschicht und Wochenendarbeit einlegen, damit alles rechtzeitig fertig wurde», sagt der Baselbieter. Das hat sich gelohnt: Er hat eine herausragende Bachelor-Arbeit abgeliefert, aus der sogar ein wissenschaftliches Paper entstehen soll.
Ich wollte etwas Handfestes machen. Deshalb habe ich mich für dieses Projekt beworben.
Micha Meystre
Thema ist die Datenübertragung via Bilder. Will man Daten von einem Gerät auf ein anderes übertragen – zum Beispiel von einem PC zu einem Smartphone –, braucht man normalerweise entweder Internet, WLAN, Bluetooth oder ein Kabel. Das ist mühsam, manchmal eingeschränkt oder nicht immer zugänglich.
Als Bachelor-Projekt schrieb Ron Porath, Dozent an der Hochschule Luzern – Informatik, die Idee der Datenübertragung über Bilder aus. «Ich wollte etwas Handfestes machen», blickt Meystre zurück. «Deshalb habe ich mich für dieses Projekt beworben.»
Datenübertragung ohne Kabel und Internet
Seine Lösung funktioniert – ähnlich wie QR-Codes – über Bilder, die Daten kodiert von einem Gerät zum anderen schicken. «Da QR-Codes statisch sind, können sie nur kleine Datenmengen übertragen», erklärt Meystre. «Dynamische, also sich verändernde Codes, wie sie in meiner Lösung eingesetzt werden, sind auch für grössere Datenmengen geeignet.»
Meystre hat es geschafft, bis maximal 3 MB zu übertragen – und dies ohne Verbindung zwischen den zwei Geräten. «Grössere Datenpakete machen keinen Sinn mehr, weil der Transfer zu lange dauert», sagt er. Die Vorteile der neuen Technologie: Es braucht keinerlei physische oder elektronische Verbindung und der Datentransfer funktioniert auch von iPhone zu Android problemlos.
Meystre hat eine technologisch hervorragende Applikation entwickelt, dabei viele innovative Ideen eingebracht und auch IT-Security-Risiken analysiert.
Ron Porath, Dozent und Betreuer der Bachelor-Arbeit
Als kommerzielle Anwendung sieht Meystre zum Beispiel digitale Werbetafeln mit Gutschein: Interessierte scannen den Code für den Gutschein mit der App und laden sich den Bon direkt aufs Handy.
Sicherheitsrisiken mitdenken
Dozent Ron Porath ist sehr zufrieden mit der Arbeit: «Meystre hat eine technologisch hervorragende Applikation entwickelt, dabei viele innovative Ideen eingebracht und auch IT-Security-Risiken analysiert.»
Wenn wir eine solche Applikation erstellen können, dann wird dies auch Hackerinnen und Hackern gelingen.
Micha Meystre
Obwohl schon seit über zehn Jahren zur Datenübertragung via Bilder geforscht und publiziert werde, sei der Sicherheitsaspekt der neuen Technologie bisher kaum behandelt worden, erklärt Meystre. Deshalb ging er in seiner Arbeit darauf ein. Denn: «Wenn wir eine solche Applikation erstellen können, dann wird dies auch Hackerinnen und Hackern gelingen.» Damit könnten diese etwa Unternehmensdaten stehlen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Denn während Daten, die über das Internet versendet und empfangen werden, nachverfolgbar sind und Sender und Empfänger identifiziert werden können, setzt die neue Technologie diese Rückverfolgungsmöglichkeit ausser Kraft. Leaken Mitarbeitende mit unlauteren Absichten Firmengeheimisse, wird es sehr schwierig, das Leck zu finden.
Neue Herausforderungen
Meystres Idee für mehr Sicherheit: Eine spezifische Software soll den Datentransfer noch auf dem Gerät des Senders blockieren, sobald die Daten auf dessen Bildschirm dargestellt werden. Das Problem dabei ist, dass das System bis jetzt nur ihm bekannte Codes blockiert, aber keine neuen, die es noch nicht kennt. «Mit Hilfe von KI liesse sich dieses Hindernis bestimmt beseitigen», ist Meystre überzeugt.
Aber das ist Zukunftsmusik. Im Augenblick geniesst Micha Meystre die neu gewonnene Freizeit an Abenden und Wochenenden. «Das Master-Studium ist sicher eine Option, aber auch mit dem Bachelor stehen mir viele Möglichkeiten offen. Und diese will ich nutzen.»
Veröffentlicht am: 7. August 2024
Von: Eva Schümperli-Keller
Micha Meystre hat im Frühling 2024 sein Bachelor-Studium in Informatik mit der hervorragenden Abschlussarbeit «Mittels bildgebenden Verfahren grosse Datenmengen von Device zu Device übermitteln» abgeschlossen. Er arbeitet als Webentwickler bei der Inware AG in Zürich, wo er für Unternehmen diverse Webprojekte von A bis Z umsetzt.
Privat sind seine nächsten grösseren Projekte der Umzug von Brügg in der Nähe von Biel zurück ins Baselbiet, wo er herkommt, und die Suche nach einem neuen Fussballclub für das freizeitliche Kicken.
Mehr über Informatik lernen und erfahren: Die Hochschule Luzern – Informatik bietet Bachelor- und Master-Studiengänge, anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildungsangebote in der Informatik und Wirtschaftsinformatik auf einem Campus.
Besuche unsere (Online-)Info-Veranstaltungen!
Gefällt dir unser Informatik-Blog? Hier erhältst du Tipps und liest über Trends aus der Welt der Informatik. Wir bieten Einsichten in unser Departement und bringen Storys über IT-Vordenkerinnen, Visionäre und spannende Menschen: Abonniere hier unseren Blog.
Neu: Aktuelles aus unserem Departement auf LinkedIn. Jetzt folgen!
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.