Digital Transformation,

Distributed Ledger Technology,

Studium,

Weiterbildung

Ein Meilenstein: die Polkadot Blockchain Academy an der HSLU

Ein Meilenstein: die Polkadot Blockchain Academy an der HSLU
Chen-Da Liu Zhang, unser Experte für Kryptografie und Blockchain, unterrichtete 2024 an der Polkadot Blockchain Academy (PBA) in Singapur. Jetzt ist er wieder aktiv bei der PBA 2025 dabei. Diese findet ab Ende März an der Hochschule Luzern - Informatik (HSLU) in Rotkreuz statt.

Rotkreuz wird vorübergehend zum globalen Blockchain-Hotspot. Die Hochschule Luzern hostet die renommierte Polkadot Blockchain Academy. Damit stärkt sie ihre Rolle als führende Innovations- und Forschungsinstitution in der Schweiz. Welche Chancen sich daraus ergeben, erklärt unser Experte Chen-Da Liu Zhang im Interview.

Herr Liu Zhang, die Hochschule Luzern (HSLU) hostet vom 24. März bis 10. April die Polkadot Blockchain Academy. Warum ist dieses grosse Blockchain-Bildungsprogramm für die HSLU so bedeutend?

Chen-Da Liu Zhang: Die Hochschule Luzern bringt eines der bedeutendsten Blockchain-Bildungsprogramme weltweit nach Rotkreuz. Die Polkadot Blockchain Academy (PBA) wurde bereits an renommierten Universitäten wie Cambridge, Hongkong, Singapur und Berkeley durchgeführt. Nun rückt sie uns als führende Hochschule im Bereich Blockchain-Ausbildung in den Fokus. Das ist eine grosse Chance. Ausserdem ergänzt sie perfekt die Blockchain-Initiative des Kantons Zug.

Die HSLU stärkt dadurch ihre Position in der Blockchain-Bereich und fördert den internationalen Austausch.

Was bietet die Polkadot Blockchain Academy?

Liu Zhang: Das PBA ist ein praxisorientiertes Programm zur Ausbildung erstklassiger Entwicklerinnen und Entwickler in Blockchain-Technologie. Die Teilnehmenden treffen sich Ende März für zweieinhalb Wochen persönlich an der HSLU. Rund 90 Studierende aus aller Welt lernen hier in Rotkreuz die Grundlagen der Blockchain-Technologie. Die HSLU stärkt dadurch ihre Position in der Blockchain-Bereich und fördert den internationalen Austausch. Die Grossveranstaltung kostet etwa 900’000 US-Dollar und wird von der Polkadot-Treasury finanziert.

Polkadot-Glossar: Netzwerk, Academy, Token und Visionen

Polkadot als Netzwerk: Polkadot ist ein Blockchain-Protokoll der nächsten Generation. Es ist eine Open-Source-Blockchain-Plattform, die als «Netzwerk von Netzwerken» fungiert und verschiedene Blockchains miteinander verbindet. Sie ermöglicht den sicheren und vertrauenswürdigen Austausch von Nachrichten und Werten zwischen unterschiedlichen Blockchains. Das Protokoll entstand aus einer klaren Vision heraus: ein besseres Internet mit mehr individueller Kontrolle anstelle von Unternehmenskontrolle. Ziel des Protokolls ist es, eine skalierbare, heterogene Multichain zu schaffen.

Polkadot Blockchain Academy (PBA): Polkadot ist das technologische Fundament, während die Polkadot Academy eine Art «Bootcamp» oder Vertiefungskurs ist, um von Expertinnen und Experten zu lernen und sich zu vernetzen. Die Academy richtet sich an Entwicklerinnen, Entwickler und Interessierte, die ihre Kenntnisse in Blockchain-Technologie und dem Polkadot-Ökosystem vertiefen möchten. Mehr Informationen.

Polkadots Schweizer Stiftung: Seit Juni 2017 wird das Protokoll von der in der Schweiz ansässigen Stiftung Web3 Foundation betreut, die sich der Entwicklung dezentraler Webtechnologien widmet.

Web3: Steht für eine neue Phase der Internet-Evolution. Es basiert auf Dezentralisierung, Eigenverantwortung und Smart Contracts, die sichere und automatisierte Abläufe ermöglichen. Nutzende behalten die volle Kontrolle über ihre Daten und Interaktionen. Der Austausch von Informationen und Vermögenswerten erfolgt ohne zentrale Vermittler. Das schafft Sicherheit, Transparenz und Vertrauen.

Polkadots Kryptowährung: Das Polkadot-Netzwerk betreibt die native Kryptowährung DOT. Diese wird für Governance, Staking und Bonding genutzt. Dadurch wird die Verknüpfung neuer Blockchains mit dem Netzwerk ermöglicht.

Polkadots Begründer: Das Polkadot-Protokoll wurde vom Ethereum-Mitbegründer Gavin Wood konzipiert. Er veröffentlichte im November 2016 das zugehörige Whitepaper.

Werden auf dem PBA-Campus auch bekannte Persönlichkeiten aus dem Polkadot-Universum anzutreffen sein? Zum Beispiel der Polkadot- und Ethereum-Gründer Gavin Wood?

Liu Zhang: Die meisten Vortragenden sind führende Fachleute aus Entwicklung und Forschung bei Parity Technologies und der Schweizer Stiftung Web3 Foundation. Beide Organisationen sind stark in die Entwicklung des Polkadot-Ökosystems involviert. Gavin Wood nimmt in der Regel an der Abschlussveranstaltung teil. Er hält oft eine Rede oder einen Vortrag. Dieses Jahr erwarten wir auch Gastvorträge von der HSLU.

Chen-Da Liu Zhang

Co-Leiter des Information Systems Research Lab an der Hochschule Luzern – Informatik.

Chen-Da Liu Zhang forscht er für die Schweizer Stiftung Web3 Foundation. Er ist als Dozent und Forscher in internationalen Projekten tätig. Seine Tätigkeit bei der Polkadot Blockchain Academy unterstreicht seine Expertise im Bereich Blockchain. Liu Zhang studierte Wirtschaftsinformatik und Mathematik. Nach seinem Studium in Spanien absolvierte er einen Master und ein Doktorat an der ETH Zürich, wobei er sich in seiner Dissertation intensiv mit Kryptografie und Blockchain-nahen Themen beschäftigte. Anschliessend sammelte er weitere Erfahrungen an der Carnegie Mellon University, einer der führenden Informatik-Universitäten in den USA, sowie bei NTT Research, bevor er sich für eine Rückkehr in die Schweiz entschied.

Worauf dürfen sich die Teilnehmenden freuen?

Liu Zhang: Es erwartet sie ein sehr intensives, praxisnahes Lernerlebnis, das viel tiefer geht als ein gewöhnliches Blockchain-Seminar. Man lernt, wie man eine Blockchain von Grund auf aufbaut, inklusive Kryptographie, Game-Theorie, Konsens und Governance. Das Programm bietet zudem hervorragende Networking-Möglichkeiten. Wir empfangen rund neunzig internationale Teilnehmende und zehn Dozierende. Man trifft die Entwicklerinnen und Entwickler von Polkadot persönlich. Dadurch entstehen Chancen, etwa mit anderen Teilnehmenden Start-ups zu gründen oder sich gemeinsam bei Firmen zu bewerben.

Stimmungsvolles Werbebild für die Teilnahme an der Polkadot Blockchain Academy (PBA): Für internationale Gäste liegt der aktuelle PBA Campus praktisch mitten in den Alpen – zumindest auf diesem Bild.

Interessierte müssen sich bewerben. Welche Zielgruppen spricht die PBA an?
Liu Zhang: Zahlreiche internationale Studierende zeigen Interesse. Wir ermutigen auch unsere eigenen Studierenden zur Bewerbung. Der Auswahlprozess läuft derzeit. Der Bewerbungszeitraum endet im Februar. Die Studierenden sollten bereits Grundkenntnisse in der Programmiersprache Rust und ähnlichen Themen haben. Falls wir besonders herausragende Talente identifizieren, können wir diese speziell fördern.

Teilnahme und Anmeldung: Jetzt bewerben!

Die Polkadot Blockchain Academy richtet sich an Blockchain-Entwicklerinnen und -Entwickler, interessierte Fachleute sowie an Studierende mit technischem Hintergrund. Die Plätze sind limitiert; Interessierte müssen sich daher im Vorfeld bewerben. Hier sind die Anmeldefristen, Kontaktdaten und Bewerbungsmodalitäten.

Ein Aufenthalt in der Schweiz kann für internationale Studierende teuer sein. Können Teilnehmende mit begrenztem Budget finanziell entlastet werden?

Liu Zhang: Die Akademie soll für alle erschwinglich sein. Sie richtet sich nicht an die Reichsten, sondern an die talentiertesten Köpfe. Deshalb übernimmt sie fast alle Kosten – inklusive Unterkunft, der meisten Mahlzeiten und Nebenveranstaltungen.

Teilnehmende der PBA 2024 in Singapur. Sie erweitern ihr Fachwissen und gestalten die Zukunft von Web3.

Können auch Interessierte mitmachen, die keine Blockchain-Profis sind?

Liu Zhang: Ja, der Hintergrund der Studierenden ist ziemlich vielfältig. Man muss nicht Blockchain-Experte oder -Expertin sein, um sich zu bewerben. Das Programm zielt darauf ab, den Einstieg in Web-3-Technologien und Blockchain zu erleichtern. Fundierte Vorkenntnisse verlangen wir nicht. Ein wenig Erfahrung, etwa in der Programmiersprache Rust, sollte man jedoch mitbringen. Wir möchten gute Entwicklerinnen und Entwickler ausbilden. Nach Abschluss sollen sie neue Anwendungen auf Blockchain-Ökosystemen wie Polkadot aufbauen oder eigene Firmen gründen können.

Viele ehemalige Teilnehmende haben bereits Unternehmen gegründet oder begonnen, Anwendungen zu entwickeln. Auch das Altersspektrum ist breit: von Bachelor-, Master- oder PhD-Studierenden bis hin zu Personen aus der Industrie, die sich vertieft mit Blockchain befassen möchten.

Das Campus-Format ist attraktiv für alle, die sich vernetzen und Praxisprojekte umsetzen möchten. Welche weiteren Vorteile bietet es?

Liu Zhang: Teilnehmende erhalten ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme. Dieses Zertifikat geniesst in der Blockchain-Community hohes Ansehen. Viele Absolventinnen und Absolventen finden danach Jobs in verschiedenen Blockchain-Firmen, einige auch direkt bei Parity Technologies. Oder sie gründen ihre eigenen Start-ups.

Die Polkadot Blockchain Academy fokussiert sich auf Themen, die den Unternehmen in der Praxis wichtig sind.

Ein grosses Problem ist derzeit die Kluft zwischen den Fähigkeiten, die die Blockchain-Industrie benötigt, und dem, was an Universitäten gelehrt wird. Dieses Programm will diese Lücke schliessen. Es fokussiert sich auf Themen, die den Unternehmen in der Praxis wichtig sind.

Die Polkadot Blockchain Academy bot bisher ausschliesslich ein Präsenzprogramm an. Erstmals ist es nun in ein Präsenz- und Online-Angebot aufgeteilt. Warum?

Liu Zhang: Ein Teil des Programms läuft neu online (PBA-X) und erstreckt sich über Wochen und Monate. Wir haben Vorlesungen aufgenommen und stellen sie online bereit. Der Online-Teil ermöglicht es den Teilnehmenden, sich unabhängig von Ort und Zeit auf die Academy vorzubereiten. Bald folgt der kürzere Präsenzteil von etwa zweieinhalb Wochen. Man muss nicht unbedingt den Online-Part absolviert haben, um am Campus teilzunehmen.

Der Campus-Teil ist sehr intensiv: Workshops, Hackathons, ganztägige Programmierprojekte sowie Vorlesungen über Kryptographie, Spieltheorie, Governance und Konsensmechanismen stehen auf dem Programm.

Der grosse Vorteil des Campus-Formats liegt im Networking.

Der grosse Vorteil des Campus-Formats liegt im Networking und der direkten Zusammenarbeit mit Dozierenden sowie anderen Teilnehmenden. Dieser wertvolle Austausch ist online schwer zu ersetzen. Zudem tauchen wir tiefer in die Materie ein und arbeiten praxisorientierter; die Teilnehmenden entwickeln tatsächlich Blockchain-Technologie, anstatt nur Theorie zu hören.

Der PBA-Campus dauert zweieinhalb Wochen. Er verfolgt einen fortgeschrittenen Ansatz mit intensiven, speziell auf Entwickelnde zugeschnittenen Präsenzprogrammen.

Unterrichten auch Sie online und auf dem Campus?

Liu Zhang: Ja, ich habe an Online-Aufzeichnungen teilgenommen und kürzlich eine Live-Online-Vorlesung für die PBA-X gehalten. Ausserdem werde ich als Dozent im In-Campus-Programm mitwirken. Viele weitere Lehrende tragen zum Lehrplan bei, darunter Expertinnen und Experten, die aktiv an den Kernkomponenten des Polkadot-Ökosystems arbeiten. Dadurch erhalten die Teilnehmenden wertvolle praktische Einblicke.

Im Online-Programm der aktuellen Polkadot Academy (PBA-X) spricht unser Experte Chen-Da Liu Zhang über sein Fachgebiet, die kryptografischen Methoden. Diese helfen, Systeme zu sichern und vertrauensfreie Berechnungen zu dezentralisieren.

Ich finde es spannend und tief erfüllend, an der HSLU im Information Systems Research Lab einiges von Grund auf aufbauen zu können.

Sie haben intensiv daran gearbeitet, die Polkadot Blockchain Academy an die HSLU zu holen. Was motiviert Sie zu diesem starken persönlichen Engagement?

Liu Zhang: Seit 2023 arbeite ich als Research Scientist bei der Web3 Foundation und bin gleichzeitig an der HSLU tätig. Ich finde es spannend und tief erfüllend, an der HSLU im Information Systems Research Lab einiges von Grund auf aufbauen zu können – eine Erfahrung, die ich an der ETH, wo ich zuvor tätig war, anders erlebt habe, da diese bereits sehr etabliert ist. Gleichzeitig schätze ich den engen und regelmässigen Austausch mit den Forschenden der ETH.

Meine beiden Positionen ermöglichen es mir, Forschung, Lehre und Industrie direkt zu verknüpfen. Darin sehe ich eine grossartige Chance, neue Projekte zu starten und unser Know-how im Blockchain-Bereich kontinuierlich auszubauen.

Deshalb war es für mich ein logischer Schritt, die Akademie hierher zu bringen. Mir ist es wichtig, die Forschung zur Skalierbarkeit und Sicherheit von Blockchains enger mit unserer Arbeit an der HSLU zu verknüpfen. So stellen wir sicher, dass unsere Forschung technologischen Einfluss hat. Unsere Publikationen erreichen ein Niveau, das mit führenden Universitäten vergleichbar ist. Gleichzeitig wollen wir uns als Spitzeninstitution in der Blockchain-Technologie etablieren.

Wir zeigen international, dass die HSLU im Blockchain-Bereich ernst genommen wird.

Sie haben es geschafft, die PBA an die Hochschule Luzern zu holen. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg persönlich?

Liu Zhang: Dieser Erfolg ist für mich ein bedeutender Meilenstein. Wir zeigen damit international, dass die HSLU im Blockchain-Bereich ernst genommen wird. Zudem bestätigt er meine Arbeit an der Hochschule Luzern und bei der Web3 Foundation. So können wir Forschung und Praxis noch enger verbinden. Es war viel Aufwand, aber ich freue mich sehr über diesen Erfolg.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit dem Academy-Programm an der HSLU?

Liu Zhang: Wir sehen darin eine hervorragende Chance, die Hochschule Luzern im internationalen Blockchain-Sektor weiter zu etablieren. Ausserdem möchten wir unser Netzwerk ausbauen. Ich hoffe, dass wir dadurch auch dauerhafte Kooperationen mit Industriepartnern und anderen Hochschulen initiieren können.

Interview: Gabriela Bonin
Veröffentlicht am: 29. Januar 2025

Interdisziplinar forschen: Das Information Systems Research Lab (IS Lab) ist eine interdisziplinäre Forschungs- und Lehreinrichtung an der Hochschule Luzern – Informatik. Dort erforschen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen neue Technologien und Anwendungen und führen sie in die Praxis über. Zum Portfolio gehören Projekte in den Bereichen Blockchain, Data Analytics, IT-Sicherheit, E-Government und viele mehr.

Spezialisierte Blockchain-Forschungseinheit: Das Blockchain Lab ist eine Einheit des Information Systems Research Lab (IS Lab). Es konzentriert sich auf die Entwicklung und Erforschung von Blockchain-Lösungen. Die Infrastruktur und der Austausch im IS Lab ermöglichen Verbindungen zu Data Analytics und IT-Sicherheit. Das Team entwickelt unter anderem sichere digitale Identitäten für die Verwaltung. Die Forschenden arbeiten auch an transparenten Lösungen für die Datenverarbeitung im öffentlichen Sektor. Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern fördert praxisnahe Innovationen.

Bilden Sie sich aus und weiter: Die Hochschule Luzern – Informatik bietet Bachelor- und Master-Studiengänge sowie Weiterbildungen.

🚀Besuchen Sie unsere Info-Anlässe

Informatik-Blog abonnieren: Hier erhalten Sie Tipps und Neuigkeiten aus der Welt der IT. Wir porträtieren Menschen und schreiben über Technologien, welche die Hochschule Luzern – Informatik mitprägen. Abonnieren Sie unseren Blog und bleiben Sie informiert.
Aktuelles aus unserem Departement auf LinkedIn. 👀 Jetzt folgen!

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.

Pin It on Pinterest