Von Marcel Rüegg, Teilnehmer des CAS Enterprise Architecture
Seit etwa 2020 beinhalten die meisten Smartphones nebst der üblichen wechselbaren Plastik-SIM-Karte eine weitere SIM in Form eines integrierten Microchips, der fest auf der Platine verbaut ist («embedded»). Diese wird meist «eSIM» genannt. Zu unterscheiden ist dabei die integrierte Bauform von der Funktion: Eine eSIM ermöglicht es, das Carrier-Profil aus der Ferne zu ändern, ohne die Karte physisch austauschen zu müssen.
Dieser Beitrag zeigt, wie technologische Standards wie SGP.32 die globale IoT-Konnektivität vereinfachen. Ein Thema, das wir im CAS Enterprise Architecture intensiv diskutieren
Romano Roth, Co-Programmleiter des CAS Enterprise Architecture
Es gibt sowohl eSIM-Funktionalität auf Plastik-SIM-Karten als auch embedded SIMs ohne eSIM-Funktionalität. Im Consumer-Bereich ist mit «eSIM» meist beides zusammen gemeint. Ein ausführliches Glossar dazu findest du hier.
Von der eSIM-Funktionalität im Consumer-Bereich (gemäss Standard SGP.22) profitieren die Nutzenden, indem sie zum Beispiel über einen QR-Code ein beliebiges Provider-Profil herunterladen. So können sie ihre Kosten optimieren, besonders beim Einsatz in den Ferien in exotischen Ländern.
Das Konzept der Consumer-eSIM funktioniert bei M2M-IoT-Geräten nicht. Diese Geräte haben in der Regel keine Endnutzenden, kein User Interface und kein WLAN, um ein neues Profil manuell zu installieren. Der Standard SGP.02 – und damit auch das Handling-Konzept – ist bei M2M-eSIMs anders: Bereits bei der Provisionierung, also während der Geräteproduktion, bespielt der Hersteller die Geräte mit dem richtigen Profil. Später kann der Provider das Profil bei Bedarf als «Push» via SMS aus seiner Plattform aktualisieren.
Das aktuelle eSIM-Konzept für M2M ist lückenhaft
Zwar löst dies das mühselige Handling von Plastik-SIM-Karten in der Produktion. Im Markt bewährt sie sich dennoch nur bedingt: Häufig ist das Einsatzland bei der Produktion noch nicht bekannt (zum Beispiel bei Asset-Trackern). Oder ein SMS-Push im Ankunftsland ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich.
Eine weitere Konnektivitätslösung im IoT-Markt sind Roaming-M2M-SIMs. In diesem Geschäftsmodell wird die Welt in verschiedene Roaming-Zonen eingeteilt. Die teuerste Zone weist dabei nach oben offene und volatile Preise auf. Das SIM-Profil müssen die Nutzenden beim Verlassen des Heimnetzwerks nicht anpassen, da die Konnektivität über Verträge zwischen dem Provider und dessen Partnern geregelt ist. Einige Länder schützen ihren Markt und schränken Roaming aktiv ein (zum Beispiel Brasilien, China oder die Türkei).
Statt auf eSIMs oder Roaming-SIMs zu setzen, können die Nutzenden auch Multi-IMSI-Karten verwenden. Solche Lösungen bieten oft MVNOs (Mobile Virtual Network Operator) an. Sie betreiben kein eigenes Netz, sondern kaufen Kapazitäten von MNOs und handeln damit. Auf diesen SIMs sind Profile verschiedener Provider gespeichert, die vertraglich an den Partner gebunden sind. In der Regel steuert der MVNO, welche IMSI in welchem Land zum Einsatz kommt. Über ein Applet auf dem SIM-Chip können aber auch die Nutzenden eine der vorinstallierten IMSI auswählen.
SGP.32: Das bringt der neue eSIM-Standard
Eine Arbeitsgruppe der GSMA (Global System for Mobile Communications Association) definiert derzeit einen neuen eSIM-Standard namens SGP.32. Die GSMA ist der internationale Branchenverband der Mobilfunkindustrie. Dieser Standard vereint die Vorteile aus der Consumer- und der M2M-Welt und ergänzt sie um neue Funktionen. Die eSIMs sollen insbesondere folgende Eigenschaften besitzen:
Swisscom IoT plant Umsetzung in zwei Schritten
Bis zur Implementierung und Marktreife werden voraussichtlich noch ein bis drei Jahre vergehen. Die Roadmap hängt davon ab, wie stark die MNOs die neue Lösung priorisieren.
Auf Anfrage erklärt Rico Kunfermann, Specialized Sales IoT und Project Leader, Swisscom Business Customers: «Das SGP.32-eSIM-Konzept wird insbesondere IoT-Lösungsanbietern und IoT-Kundinnen und -Kunden verschiedene Vorteile in Bezug auf Komfort, Sicherheit und Effizienz bieten. Auch Swisscom IoT plant, in zwei Schritten in diese Richtung zu gehen: Erstens die Interoperabilität zwischen den einzelnen Providern, die dieselbe IoT-Plattform nutzen, und zweitens die Einführung und Unterstützung des SGP.32-Standards auf der Connectivity-Management-Plattform von Swisscom IoT.»
SGP.32 wird IoT-Lösungen komfortabler, sicherer und effizienter machen.
Der SGP.32-Standard wird für IoT-Gerätehersteller die Architektur des Konnektivitäts-Managements deutlich vereinfachen. Je nach Use Case werden jedoch auch bisherige Ansätze weiterhin ihre Berechtigung behalten. In welchen Anwendungsfällen sich der neue Standard durchsetzen wird, hängt von der tatsächlichen weltweiten Verfügbarkeit und den damit verbundenen Kosten ab.
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Veröffentlicht am 11. Juli 2025
Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Enterprise Architecture verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.
Sorgt für smarte Verbindungen: Marcel Rüegg bloggt aus dem CAS Enterprise Architecture. Er ist Projektleiter Innovation Lab und Enterprise Architect bei der ELPRO-Buchs AG. Weltweite Konnektivität ist nur eine der vielen Herausforderungen, um Sensorik mit der Cloud zu verbinden.
Weiterkommen mit dem CAS Enterprise Architecture (EA): Unternehmensarchitektinnen und -architekten gestalten nicht nur die IT-Landschaft, sondern verknüpfen IT und Business strategisch. Sie steigern den Unternehmenswert und begleiten Veränderungsprozesse im digitalen Zeitalter. Das CAS-Programm vermittelt ein praxisnahes Verständnis moderner EA und bereitet auf Innovation und wirksame Unternehmensführung vor.
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