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Gesellschaft & Ethik

KI: Freund, Feind oder Feuerwerk?

KI: Freund, Feind oder Feuerwerk?
Mit Humor und Symbolik eröffnete Direktorin Sarah Hauser das Departementsseminar. Ein Tag mit grossen Fragen zur Rolle der Künstlichen Intelligenz.

Was macht KI mit uns als Forschende, Dozierende, Bürgerinnen, Bürger und Eltern? Das fragten sich die Mitarbeitenden des Departements Informatik: Anfang September 2025 befassten sie sich in ihrem jährlichen Departementsseminar mit Künstlicher Intelligenz. Ein Rückblick und die Learnings.

Direktorin Sarah Hauser eröffnete den Tag mit einem Augenzwinkern. Der Titel «KI: Friend, Foe or Feuerwerk?» enthält dreimal ein «F» und ein Fragezeichen: Der ASCII-Code des Fragezeichens lautet 0x3F. Ein passender Auftakt, denn es ging um eines der grossen Fragezeichen unserer Zeit: Wie verändert Künstliche Intelligenz unser Leben?

Beim Departementsseminar «AI: Friend, Foe or Feuerwerk?» setzten sich Mitarbeitende des Departements Informatik mit neuen AI-Tools sowie Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz auseinander.

Die ausgebuchten Workshop-Angebote des Tages zeigten klar: Informatikerinnen und Informatiker beschäftigen sich nicht nur mit den Chancen der KI, sondern auch mit den Risiken. Es ging nicht darum, KI einfach zu feiern. Sondern darum, zu verstehen, neue Tools auszuprobieren und über die Herausforderungen zu diskutieren, die KI für Recht, Demokratie und Gesellschaft mit sich bringt.

Auch die Privatsphäre stand im Fokus: Orlando Budelacci beim philosophischen Stammtisch: KI und unsere Privatsphäre.

Einen der Impulse gab Donnacha Daly, Studiengangleiter Artificial Intelligence & Machine Learning. Er zeigte, wie KI die Arbeitswelt deutlich schneller verändert, als Fachleute noch vor wenigen Jahren erwartet hätten. Wer im Bereich Informatik studiert oder lehrt, steht mitten in dieser disruptiven Veränderung.

Laut Daly liegt die Zukunft der Sprachmodelle bei den kleinen Language Models – darin sieht er eine Chance für die Schweiz. Auch in der Robotik («AI Physics») sei die Schweiz gut aufgestellt. Seine Botschaft war klar: KI verändert die Arbeitswelt – mit Risiken, aber auch mit Chancen.

Donnacha Daly zeigt, wie schnell KI die Arbeitswelt verändert – und welche Chancen kleine Language Models für die Schweiz bieten.
Impulse aus dem Applied AI Center: Donnacha Daly erläuterte die vier Wirkungsbereiche des neuen Kompetenzzentrums für Künstliche Intelligenz.

Dabei gilt es, menschliche Voreingenommenheiten zu erkennen und Sprachmodelle nicht damit zu trainieren. Solche Verzerrungen (Biases) zeigen sich in unserer Sprache – etwa in Bezug auf Geschlecht, Herkunft oder Alter. HSLU-Dozentin Elena Nazarenko erinnerte in ihrem Referat: «Daten sind nie neutral.» KI-Sprachmodelle übernehmen diese Verzerrungen und verstärken sie.

Nach dem Auftakt vertieften sich die Mitarbeitenden in verschiedenen Workshops – von Mensch-Maschine-Beziehungen und KI-Regulationen bis hin zu praktischen Tipps rund um Vorlesungsunterlagen, digitale Twins oder Avatare.

Das Programm im Überblick:

Unsere konkreten Learnings – einige Beispiele:

  • KI ist ein Kreativitäts- und Innovations-Booster: Aber nur, wenn sie bewusst und gezielt eingesetzt wird. Am meisten Nutzen entsteht, wenn menschliches Urteilsvermögen und KI kombiniert werden.
  • Avatare und KI-Videos: Aus Standbildern lassen sich in Sekunden kleine Clips erzeugen. Das kann nützlich sein für die Lehre, Online-Weiterbildungen, auf der HSLU-Website oder interne Kommunikation.
  • Chatbots haben Grenzen: Sie unterstützen, aber die Verantwortung bleibt immer beim Menschen. Wer sich auf ein Bot-Ergebnis verlässt, trägt auch die Konsequenz. Ergebnisse aus KI-Systemen müssen kritisch geprüft werden.
  • KI im Alltag von Eltern und Kindern: Begleiten hilft mehr als verbieten. Eltern brauchen Wissen, um Risiken wie Deepfakes oder Datenmissbrauch zu erkennen. Die Referentin empfahl dafür diesen Elternratgeber digitale Medien über Künstliche Intelligenz.
  • Der Kontext zählt: Projekt-Workspaces helfen, den Überblick zu behalten. Das ist ein virtueller Arbeitsbereich, in dem man alle relevanten Informationen, Prompts und Ergebnisse zu einem Projekt bündelt. Bei ChatGPT heissen sie Projektordner. Das unterstützt sowohl bei Textarbeit als auch beim sogenannten Vibe-Coding, einer neuen Form der Programmierung mit KI.
  • Kleiner Datenschutz-Tipp: Viele wissen nicht, dass man in den Einstellungen bei ChatGPT das Training auf den eigenen Daten deaktivieren kann.

Was wir über Haltung und Verantwortung gelernt haben

  • Rechtliche Verantwortung: KI-Systeme oder Sprachmodelle können bislang nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn etwas schiefläuft, haftet in der Regel die Nutzerin oder der Nutzer. Zwar gibt es mit dem EU AI Act jetzt ein verbindliches Gesetz, doch die Rechtslage bleibt komplex. Sie deckt KI nur teilweise ab, und die Umsetzung der neuen Regeln ist anspruchsvoll.
  • Privatsphäre unter Druck: Schon das Internet hat sie angegriffen, KI beschleunigt diesen Trend massiv. Das Wissen über andere bedeutet Macht – innerhalb und ausserhalb staatlicher Strukturen. Daher ist es entscheidend, Bevölkerung und Politik dafür zu sensibilisieren. Kenntnisse im Bereich Datenschutz sind wichtiger denn je, etwa wie sie bei uns im MAS Data Privacy vermittelt werden.
  • Visionen und Dystopien: Rund um KI gibt es grosse Hoffnungen, aber auch dystopische Szenarien. Einig war man sich, dass Resignation nicht hilft. Was wir tun können: Diskussionen anstossen, für Aufklärung sorgen und wachsam bleiben. Initiativen wie «Apertus» aus der Schweiz zeigen, dass Alternativen zu den grossen Tech-Konzernen möglich sind – wenn sie mit genügend Mitteln ausgestattet werden.
  • Transparenz stärkt Vertrauen: Wer KI-generierte Inhalte klar kennzeichnet, erhöht Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit.
  • Europa und die Schweiz brauchen mehr Mittel: Mehr Ressourcen für Forschung und Bildung sind nötig, damit wir nicht allein auf US-amerikanische oder chinesische KI-Systeme angewiesen sind.
  • Lehre und Prüfungen neu denken: Wenn Studierende Antworten direkt von KI holen, verlieren traditionelle Prüfungsformen und Lehrformate an Wert. Ausbildung muss sich anpassen. Für Hochschulen stellt sich die Frage: Wie bilden wir zukunftsfähig aus? Kontinuierliches Lernen und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend.
  • Bildung entscheidet: KI-Kompetenz (AI Literacy) und Datenkompetenz (Data Literacy) müssen Schlüsselkompetenzen werden. Wer nicht weiss, wie KI funktioniert und wie Daten verarbeitet werden, kann Risiken nicht einschätzen. Ethik und Verantwortung müssen Teil jeder KI-Strategie sein – in Organisationen ebenso wie in der Lehre. Hochschulen tragen hier Verantwortung.
  • Menschen brauchen Menschen: Wir können KI nutzen, aber den menschlichen Austausch und menschliche Intelligenz umso bewusster wertschätzen.

Das Departementsseminar der Hochschule Luzern – Informatik zeigte: Wir stehen mitten in einer rasanten Entwicklung, die Lehre, Arbeitswelt und Gesellschaft verändert. Auch in den Pausen diskutierten die Beteiligten rege darüber.

Mitarbeitende tauschen sich in den Pausen über Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz aus.

Viele Fragen bleiben offen. Am Ende des Seminars lud Direktorin Sarah Hauser alle Mitarbeitenden ein, sich aktiv in diese Fragen und Veränderungsprozesse einzubringen, beispielsweise im Edu-I Lab, dem Experimentierfeld für innovative Lehre an der HSLU. Die Verantwortung bleibt bei uns Menschen. Die Mitarbeitenden der HSLU – Informatik nehmen diese Aufgabe nun noch bewusster wahr: mit Bildung, engagierten Diskussionen und angewandter Forschung im Applied AI Center.

Veröffentlicht: 12. September 2025
Von: Gabriela Bonin

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