Forschung & Dienstleistung

Barrierefreier Campus: Roboter unterstützt Studierende

Barrierefreier Campus: Roboter unterstützt Studierende
Das Projekt «Better World Robotics» zielt auf einen barrierefreien Campus ab. Die interdisziplinäre Forschung bindet die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen direkt ein.

Roboter für mehr Barrierefreiheit: An der Hochschule Luzern (HSLU) forschen Fachleute der Departemente Technik & Architektur und Informatik an «Better World Robotics». Ziel ist ein Campus ohne Hürden. Die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen fliessen dabei praxisnah ein.

Eine Studentin fährt mit ihrem Rollstuhl über den Campus. Neben ihr rollt ein leiser, robuster Roboter. Am Haupteingang öffnet er die Tür, navigiert durch volle Gänge, erkennt Hindernisse und reagiert auf jede Stimmeingabe. Er lotst sie zum Aufzug in den dritten Stock. Da er ihren Kalender kennt, weiss er, in welchem Raum sie erwartet wird. Dort angekommen, stellt er ihren Laptop auf den Tisch, steckt das Kabel in die Steckdose und holt ihr einen Kaffee aus der Cafeteria. Was heute noch wie eine Filmszene wirkt, soll 2027 Realität werden.

Interdisziplinär forschen und entwickeln

Damit diese Vision Wirklichkeit wird, braucht es Engagement und Forschungsarbeit. Genau hier setzt das interdisziplinäre Forschungsprojekt «Better World Robotics» an. Es entwickelt Assistenzroboter, die Menschen mit körperlichen Einschränkungen unterstützen. Ziel ist es, Bildung für alle zugänglich und erlebbar zu machen. Beteiligt sind Forschende der Departemente Technik & Architektur und Informatik. 

Die Vision: Mehr Teilhabe ermöglichen

Initiator des Projekts ist Christoph Eck, Professor am Institut für Maschinen- und Energietechnik der Hochschule Luzern – Technik & Architektur. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er einen Assistenzroboter, der Menschen mit Einschränkungen auf dem Campus unterstützt.

Better World Robotics – der Name ist Programm

Das Projekt gestaltet Robotik so, dass sie das Leben von Menschen mit Behinderung verbessert. Es macht Robotik für Menschen mit Behinderung besser zugänglich und hebt sich von klassischen Anwendungen aus der Industrie ab.

Mobile Serviceroboter sind heute kommerziell bereits verfügbar. Sie werden beispielsweise in Restaurants und Shops eingesetzt. Anders sieht die Situation bei sozialen mobilen Assistenzrobotern aus. Dort steht die Industrialisierung erst bevor. Die Hochschule Luzern möchte mit dem Forschungsprojekt weiteres Know-how aufbauen, um die Weiterentwicklung zu unterstützen.

Das Forschungsteam besteht aus Christoph Eck, Nino Ricchizzi, Annina Blaas, Mattia Christoph Heuberger, Andrew Paice, Ruedi Pflugshaupt und Manuel Vogel.

Denn Bildung sollte kein Privileg sein für Menschen ohne Einschränkungen, sondern für alle barrierefrei zugänglich. Während andere Robotik-Projekte auf eine militärische oder industrielle Anwendung abzielen, steht hier der gesellschaftliche Nutzen im Vordergrund. «Wir brauchen Lösungen für den Alltag, die unmittelbar erlebbar sind», betont Christoph Eck. Doch was muss ein Roboter können, um Betroffene zu unterstützen?

Grosse Erwartungen und viele Herausforderungen

Die Erwartungen sind gross, denn er soll verschiedenste Anforderungen erfüllen: per App buchbar sein, auf Sprachsteuerung reagieren, mit einem Roboterarm agieren, Türen öffnen, Material wie Laptop und Bücher transportieren, das Mensa-Tablett tragen und einiges mehr.

Wie Roboter Menschen mit Behinderung unterstützen: Dieses Video zeigt die Vision eines sozialen, mobilen Assistenzroboters.

So vielfältig die Erwartungen, so komplex die Umsetzung. Denn ein Roboter, der im Alltag echte Hilfe bietet, braucht viele technische Schnittstellen. Eine Herausforderung liegt in der kollisionsfreien Navigation auf dem belebten Campus: Er soll sich bewegen, ohne andere Menschen anzurempeln oder sich in Laptop-Kabeln zu verheddern. Damit sich die Betroffenen auf ihn verlassen können, muss er einwandfrei funktionieren.

Auch die Steuerung stellt die Forschenden vor zahlreiche Fragen: Wie gut funktioniert die Sprachsteuerung in geräuschvollen Räumen? Wie geht man mit der Zeitverzögerung um, bis der Roboter eine Botschaft «verstanden» hat und darauf reagiert?

Unsere Stärke an der Hochschule Luzern ist die Interdisziplinarität.

Christoph Eck, Professor am Institut für Maschinen- und Energietechnik der Hochschule Luzern – Technik & Architektur.

Um die Herausforderungen zu meistern, setzt sich das Team interdisziplinär zusammen. Während die Projektleitung bei der HSLU – Technik & Architektur liegt, bringt Co-Projektleiter und Dozent Nino Ricchizzi das Fachwissen der HSLU – Informatik ein.

An der Schnittstelle von Mechanik, Informatik und Elektronik entsteht ein gemeinsames Ziel: ein barrierefreier Hochschul-Campus. «Barrierefrei ist nicht gleich barrierefrei», betont Ricchizzi. Der Roboter soll die Selbstständigkeit von Betroffenen noch weiter fördern, um im Alltag einen echten Unterschied zu machen.

Näher dran: Menschen mit körperlichen Einschränkungen bringen ihre Bedürfnisse ein

Damit die Ergebnisse nützlich und realistisch werden, tauschen sich die Forschenden mit Betroffenen aus. Einer davon ist der HSLU-Student Marco Michel. Nach einem schweren Unfall im Frühjahr 2021 musste er sein Studium in Maschinentechnik unterbrechen. Im Herbst 2022 kehrte er als Tetraplegiker in den Unterricht von Christoph Eck zurück. Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung begleitete ihn auf diesem Weg. Marco ist auf die Barrierefreiheit am Campus angewiesen – und beteiligt sich im Projektteam.

Möchtest du die barrierefreie Zukunft mitgestalten?

Dann mach mit: Forschende, Entwickelnde und Betroffene können das Projekt miterproben, mitentwerfen und Rückmeldung geben.

Kontakt: Nino Ricchizzi, nino.ricchizzi@hslu.ch

Es ist ihm wichtig, sein Studium nicht nur online zu absolvieren: «Ich bin gerne vor Ort, hier nehme ich mehr vom Studium mit.» Durch seine Einschränkung bringt Marco eine wichtige Perspektive in das Projekt ein. Er kennt die Bedürfnisse, die der Roboter erfüllen sollte. Mittlerweile kann er sich weitgehend selbstständig an der Hochschule bewegen und fühlt sich wohl: «Die Mitstudierenden und Mitarbeitenden fokussieren sich hier weniger auf meine Einschränkung, sondern darauf, neue Lösungen für Menschen wie mich zu finden.»

Auch Interviews mit anderen Betroffenen bringen gute Rückmeldungen. Das zeigt sich im regelmässigen Austausch mit dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil.Damit stellt das Projektteam sicher, dass seine Vision auf echte Bedürfnisse trifft.

Im Juni 2027 sollen erste Roboter ihre Arbeit aufnehmen

Das Projekt befindet sich in der Entwicklung und wird unterstützt durch SITA, die Stiftung für Innovation und technische Ausbildung. Ob sich die technischen Herausforderungen überwinden lassen, wird sich im Verlauf der nächsten zwei Jahre zeigen.

Bis Juni 2027 sollen zwei Assistenzroboter entstehen, die auf dem HSLU-Campus zum Einsatz kommen. Nicht nur als Prototypen, sondern im praktischen Feld. Doch Barrierefreiheit endet nicht am Campus: Was hier entwickelt wird, kann für Schulen, Bibliotheken oder Arbeitsplätze weitergedacht werden.

Von: Michèle Rath
Veröffentlicht im Oktober 2025

Barrierefrei studieren: Die Hochschule Luzern bietet mit «barrierefrei» eine Kontaktstelle für Menschen mit Beeinträchtigungen. Studierende, Weiterbildungsteilnehmende und Mitarbeitende können sie kostenlos nutzen.

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