Können Sie sich vorstellen, dass aus einem Tennisschläger ein softwareintensives Produkt wird? Wenn nicht, sind Sie in guter Gesellschaft: Bei der Entwicklung digitaler Funktionen tun sich selbst grosse Unternehmen schwer.
Der Ausflug in die Welt der Smartphones verlief für Nokia wenig erfolgreich. Und genau so zeigen sich bei der Herstellung von Elektroautos die Probleme von etablierten Autoherstellern: Es gibt Elektroautos – und es gibt den Tesla. Software ist heute zwar in allen Autos enthalten, jedoch verfolgt einzig Tesla einen konsequent softwarebasierten Ansatz bei der Entwicklung von Elektromotoren. Deshalb kann der Hersteller aus Kalifornien heute Modelle anbieten, die mit einer Batterieladung eine deutlich höhere Reichweite und mehr Fahrspass bieten.
Die dritte Welle des Internets
Aktuell dringt Software in viele traditionelle Produkte ein, die bisher ohne IT ausgekommen sind. Um auf den smarten Tennisschläger zurückzukommen: Hier sammeln leichtgewichtige Sensoren während des Spiels Daten, die dann auf dem Computer ausgewertet werden. Intelligente Tennisschläger, Smartphones und Elektroautos sind nur ein kleiner Teil der Entwicklung in der dritten Welle des Internets.
Auch die medizinische Versorgung wird immer mehr durch softwarebasierte Technologien geprägt, wie zum Beispiel in der Präzisionsmedizin: Diese nutzt die IT um aus grossen Datenmengen Erkenntnisse für eine individuelle Therapie zu gewinnen.
(K)ein Pferd mit Flügeln
Der digitale Strukturwandel erfordert von vielen einen Neustart in der Produktentwicklung. Der Designer und Unternehmer Jürgen Schmid brachte es auf den Punkt: «Kein Mensch braucht die digitale Transformation.» Existierende Produkte irgendwie digital zu transformieren, mache genau so viel Sinn, wie Flügel ans Pferd zu bauen – statt ein Flugzeug zu entwickeln.
«Unternehmen und Individuen sind gezwungen, ihre Ressourcen durch unähnliches Wissen zu ergänzen.»
Dr. Simon Zemp
Vielen Firmen fällt es schwer, genügend digitale Kompetenzen zu entwickeln. Denn das bedingt oft einen Technologiesprung. Zusätzlich sind Unternehmen, aber auch Individuen, in Zeiten der Digitalisierung von Produkten und Geschäftsmodellen, gezwungen ihre Ressourcen durch unähnliches Wissen zu ergänzen. Nur so bleiben sie wettbewerbsfähig.
Dies ist nur dann möglich, wenn das neue Wissen anschlussfähig ist. Die Anschlussfähigkeit ist dabei umso geringer, je unterschiedlicher das bestehende und das neue Wissen sind. Dies erklärt auch, weshalb digitale Geschäftsmodelle in der Regel von jungen Unternehmen und nicht von etablierten Firmen entwickelt werden.
Die Anschlussfähigkeit von Wissen ist auch dann wichtig, wenn Innovationen am Markt durchgesetzt werden müssen. Der «Trick» besteht darin, nicht zu neu, sondern nur ausreichend neu zu sein. Damit lässt sich auch erklären, weshalb die Adaption einer Innovation durch die Nutzer oft eine grosse Herausforderung ist.
Dr. Simon Zemp geht in seinem neuen Forschungsprojekt «Früherkennung von Konvergenz als Möglichkeit der Kompetenzentwicklung» der Frage nach, wie Unternehmen und Individuen ihre bestehende Wissensbasis durch digitale Kompetenzen erweitern können.
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