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Die Sommeruniversiade im Visier

Die Sommeruniversiade im Visier
Iwan Bolzern tritt für die Schweiz an der 30. Sommeruniversiade – der nach den olympischen Spielen grössten Multisport-Veranstaltung der Welt – im Sportschiessen an.

Informatik-Student Iwan Bolzern vertritt die Hochschule Luzern an der Sommeruniversiade in Neapel. Wie er Studium und Spitzensport vereint – und warum seine Teilnahme nicht geplant war.

Bei über 30 Grad im Schatten und einer Luft zum Schneiden treffen wir Informatik-Student Iwan Bolzern vor dem Indoor-Schiessstand in Kriens. Er kommt direkt von einer Bachelor-Abschlussprüfung und zeigt uns hier sein «zweites Zuhause».

Dass Bolzern für den Schweizer Schiesssport an der Sommeruniversiade in Neapel teilnimmt, war nicht geplant. Aufgrund seiner hohen Punktzahl bei den Hochschulmeisterschaften wurde er jedoch während des Selektionsverfahrens angefragt – und hat sich qualifiziert. «Das ist eine sehr schöne Gelegenheit», sagt Bolzern stolz. «Denn eigentlich bin ich gar nicht mehr im Spitzensport aktiv, da dieser sehr aufwändig ist.»

Ein bisschen wie Olympia 

Der Schütze nimmt aber noch regelmässig an kleineren nationalen Meisterschaften teil und wurde 2018 und 2019 Luzerner Kantonsmeister im Luftgewehr. «Wettkämpfe laufen national und international immer gleich ab», sagt er.

Und doch wird an der Universiade einiges anders sein: Medieninterviews, TV-Übertragung, die olympischen Dörfer, welche auf zwei Kreuzfahrtschiffe verteilt sind, und über 10’000 Teilnehmende. «Ich freue mich besonders auf den Austausch mit den anderen Athletinnen und Athleten», sagt Bolzern. 

«Ich freue mich besonders auf den Austausch mit den anderen Athletinnen und Athleten»

Iwan Bolzern

Seine Chancen einzuschätzen, fällt ihm schwer. «Es ist noch nicht bekannt, wer von den international erfolgreichen Schützen am Wettkampf teilnehmen wird». Bolzerns Ziel ist es, die Leistung, die er im Training erbringt, auch im Wettkampf abzurufen – keine Selbstverständlichkeit.

Mehr als ein gutes Auge und eine ruhige Hand

Denn nur wer im Kopf bereit ist, trifft: «Im richtigen Moment die richtige Leistung abzurufen, ist anspruchsvoll und schwer zu trainieren», erklärt er. Was Topschützinnen und -schützen ausmache, seien Körperbeherrschung, Kondition, Koordination und ein hohes Konzentrationsvermögen. Selbst bei grosser psychischer Belastung müssten sie Schussabläufe perfekt ausführen und die Muskelspannung kontrollieren.

«Im richtigen Moment die richtige Leistung abzurufen, ist anspruchsvoll und schwer zu trainieren»

Iwan Bolzern

Als Vorbereitung auf die Universiade ist Iwan Bolzern dreimal wöchentlich in der Schiesssporthalle neben der Allmend anzutreffen. Meist trainiert er alleine, manchmal mit einem guten Freund aus dem Verein. Auch Mentaltraining gehört dazu: «Ich stelle mir vor, wie die Geräusche oder die Temperatur sein werden, um mich auf die Situation in Neapel einzustellen.»

Die körperliche Fitness ist ohnehin ein Muss: Schiessen sei nicht offensichtlich anstrengend, erklärt Bolzern, es brauche jedoch eine gute Kondition, um das 5.5 Kilogramm schwere Sportgerät während des Wettkampfs rund 75-mal zu stemmen. Neben dem Schiesstraining joggt Bolzern deshalb zweimal die Woche und spielt Beachvolleyball.

Spitzensport und Studium

Bleibt bei all dem Sport Zeit fürs Studium? «Ich kann das relativ gut vereinen, da ich berufsbegleitend studiere», sagt der 24-Jährige. Er arbeitet seit seinem Zivildienst beim iHomeLab. «Ausserdem bin ich erst durch die Universiade wieder zum Spitzensport gekommen.»

«Mein Trick ist, dass ich gleichzeitig arbeite und studiere.»

Iwan Bolzern

Tatsächlich glänzte er während des Studiums durch sehr gute Leistungen und hat die ehrenvolle Aufgabe, an der Diplomfeier 2019 das Schlusswort zu halten. Er winkt bescheiden ab. «Mein Trick ist, dass ich gleichzeitig arbeite und studiere. So lerne ich gezielt und kann den Stoff verarbeiten und anwenden. Der Abstand ist mein Schlüssel zum Erfolg.»

Eine Erkenntnis, die auch auf den Sport zutrifft: «Als ich mich mit 20 aus dem Spitzensport verabschiedet habe, konnte ich meine Leistungen wieder steigern. Je mehr Abwechslung, desto besser kann ich mich fokussieren, wenn es darauf ankommt.»

Nach dem Studium wird er noch Ferien in Norwegen machen  bevor er bei Zühlke als Data-Ingenieur startet. Zuerst fliegt Iwan Bolzern jedoch diese Woche mit dem Schweizer Team nach Neapel, wo er am Donnerstag und am Samstag als einziger Vertreter der Hochschule Luzern zum Wettkampf antritt.

Die Sommeruniversiade findet vom 3. bis 14. Juli in Neapel (Italien) statt. Die Schweizer Delegation tritt mit 82 Athletinnen und Athleten in 11 Sportarten an. 2021 ist Luzern der Austragungsort der alle zwei Jahre stattfindenden Winteruniversiade.

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