Drei Hochschulen in den USA haben es geschafft: Fast die Hälfte der Studierenden mit Hauptfach Computerwissenschaften sind Frauen. Ein leichter Einstieg, überarbeitete Studieninhalte und unterstützende Massnahmen waren Teil des Erfolgsrezeptes.
Auch im Land der grossen IT-Firmen sind Informatikerinnen (noch) nicht in der Überzahl. Unter den Top-Arbeitgebern im Silicon Valley waren 2014 70% der Angestellten Männer1. Das Bachelor-Studium in Computerwissenschaften haben im selben Jahr nur 18 % Frauen abgeschlossen1. Diesen Zustand wollten die Carnegie Mellon University, das Harvey Mudd College und die University of California in Berkeley nicht länger hinnehmen. Sie handelten und der Erfolg gibt ihnen Recht.
Alle drei, die University of California at Berkeley, die Carnegie Mellon University und das Harvey Mudd College, haben vieles richtig gemacht, um Frauen für ihre Studienangebot zu begeistern. Dies sind ihre «Erfolgsfaktoren»:
Seit die University of California at Berkeley Studiengänge in Computerwissenschaften anbietet, waren Frauen 2014 zum ersten Mal in der Überzahl1. 106 Frauen und 104 Männer begannen damals ihr Studium2. Die Universität änderte den Namen des Einführungsunterrichts von «Introduction of Symbolic Programming» (Einführung ins symbolische Programmieren) zu «The Beauty and Joy of Computing» (Die Schönheit und Freude der Informatik)3. Obwohl sie die Studieninhalte ebenfalls überarbeitet hatten, zielten diese nicht primär auf Frauen ab. Die Vorlesungen konzentrierten sich nicht mehr «nur» aufs Programmieren, sondern darauf, wie wichtig Informatik für die Welt ist und welchen Einfluss sie darauf hat. Es gab mehr Arbeiten im Zweierteam und zu Beginn jeder Lektion wurde über populäre Technologie-News gesprochen.4
Zum ersten Mal in der Geschichte der School of Computer Science (SCS) an der Carnegie Mellon University, studierten 2013 40% Frauen Computerwissenschaften im Hauptfach1. Fünf Jahre vorher waren es gerade mal 21%5. Dieser Wert konnte die SCS über die Jahre kontinuierlich steigern. Carol Frieze, Direktorin von Women@SCS erklärt, was ihnen wichtig ist: «Wir stellen sicher, dass Frauen keine Gelegenheiten verpassen. Wir stellen ihnen Mentoren zur Seite, ermöglichen es ihnen, mit anderen zu Netzwerken und legen Wert auf professionelle Studieninhalte, die eine dynamische Gemeinschaft am Campus schaffen5». Gruppenarbeiten, in denen Männer und Frauen zusammen arbeiten, sind ein wichtiger Teil davon.
2007 führte das Harvey Mudd College Massnahmen ein, um die Frauenquote zu steigern – eine Mischung aus überarbeitetem Curriculum und unterstützenden Massnahmen für Frauen. Seit fünf Jahren studieren dort durchschnittlich 40% Frauen Computerwissenschaften im Hauptfach6.
Das Harvey Mudd College änderte den Fokus des Einstiegskurses in Computerwissenschaften. Vorher lag er beim Programmieren, nachher darauf, Probleme kreativ zu lösen. Informatik ist ein sehr breites Gebiet, das der Gesellschaft nützen kann. Um das zu zeigen, ergänzte das College entsprechende Themen. Den Einstiegskurs ins Programmieren bot es in zwei Klassen an: Anfänger und Fortgeschrittene. «Das hat Wunder dabei gewirkt, eine unterstützende Atmosphäre zu kreieren6», sagt Maria Klawe, Präsidentin des Harvey Mudd Colleges. Die Hausaufgaben schaffte das College ab. Stattdessen arbeiteten die Studierenden gemeinsam in Gruppenprojekte. Damit wollte das College verhindern, dass einzelne Studierende isoliert werden. «Und am wichtigsten», so Klawe «sie haben die Kurse spassiger gemacht. Der Einstiegskurs in Computerwissenschaften hat sich vom unbeliebtesten Kurs in unserem Curriculum zum beliebtesten gemausert6».
Studierende, die ein oder zwei Kurse in Computerwissenschaften besucht hatten, durften im Frühsommer an Forschungsprojekten teilnehmen. Das Harvey Mudd College ermutigte seine Erstsemester-Studentinnen, daran teilzunehmen. «Die Studentinnen, die an frühen Forschungsprojekten teilgenommen hatten, berichteten, dass ihr Interesse an der Disziplin und auch ihr Selbstvertrauen stärker geworden seien. Sie realisierten, dass sie die Arbeit einer Computerwissenschaftlerin tun konnten und dass es ihnen auch Spass gemacht hat6», erzählt Maria Klawe. Das College schickt zudem jedes Jahr eine grosse Gruppe Studentinnen an die Grace Hopper Celebration of Women in Computing. Das ist die grösste Konferenz für Frauen im Techniksektor. «An dieser Veranstaltung können Studentinnen Vorbilder sehen und sind begeistert von den vielen wunderbaren Karrieren, die sie im Technologiesektor verfolgen können6».
Quellen
1 http://readwrite.com/2014/09/02/women-in-computer-science-why-so-few/
2 http://www.wired.com/2014/02/berkeley-women/
3 http://www.computerscience.org/resources/women-in-computer-science/
5 http://www.cmu.edu/news/stories/archives/2014/june/june5_womenincomputerscience.html
6 http://europe.newsweek.com/how-can-we-encourage-more-women-study-computer-science-328538?rm=eu
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