Am 13. und 14. September war es endlich soweit: Mit einer Reihe von Veranstaltungen und der offiziellen Einweihung feierte die Hochschule Luzern die Eröffnung ihres neuen Campus in Rotkreuz.
Die Eröffnungsausstellung befasste sich mit dem Thema «Was soll eine Bildungsinstitution in der Zukunft leisten?». Eine der treibenden Kräfte dahinter war das Zukunftslabor Crealab, ein interdisziplinäres Netzwerk von Zukunftsforschenden und Methodenexpertinnen und -experten an der Hochschule Luzern. Im Interview sprechen die Crealabbies Julie Harboe, Jens Meissner und Ursina Kellerhals über lebenslanges Lernen und ihre Ansichten zum Thema Bildung der Zukunft.
Julie Harboe, Jens Meissner und Ursina Kellerhals: Was soll eine Bildungsinstitution in Zukunft leisten?
Julie Harboe: Sie soll die individuellen Kompetenzen und Qualitäten der einzelnen Individuen ganzheitlich fördern und entwickeln – sowohl handwerklich wie intellektuell.
Jens Meissner: Bildung muss auf jeden Fall bereichsübergreifend sein, und Wissen soll vernetzt werden können. Dazu braucht es interdisziplinäre Kompetenzen.
Ursina Kellerhals: Nicht zuletzt soll Bildung aktuell sein und mit der Entwicklung gehen.
Sie haben dieses Thema an der Eröffnung des neuen Campus mit den Besucherinnen und Besuchern diskutiert. Was war das Ergebnis?
Harboe: Für die meisten ist der Zugang zur Praxis zentral, sprich: Alles, was gelernt wird, soll auch eine Praxisrelevanz haben. Wichtig ist auch die Ethik: Alles, was gemacht wird, soll in einen nachhaltigen gesellschaftlichen Zusammenhang passen.
Kellerhals: Und: Bildung soll vermehrt für alle zugänglich sein.
Wie kann ein Gebäude oder die Umgebung die Bildungsinstitution der Zukunft unterstützen?
Kellerhals: Es braucht Begegnungsräume, in denen sich die verschiedenen Disziplinen austauschen können. Dies kann in einem Gebäude oder virtuell stattfinden. Physische Begegnungsräume braucht es aber auf jeden Fall.
Meissner: Räume müssen «modulabel» sein, sodass sie für verschiedene Diskurse – von denen wir heute noch gar nicht wissen, welche das zum Beispiel in zehn Jahren sein werden – genutzt werden können.
Harboe: Die Räume könnten rund um die Uhr zugänglich sein, sodass sie individuell genutzt werden können. Es gibt heute schon gute Beispiele, wie dies punkto Sicherheit gelöst werden kann: etwa durch Videoüberwachung, wobei die Aufzeichnungen nach sieben Tagen gelöscht werden und dadurch ethisch vertretbar sind.
Wie sieht der zukünftige Bildungsauftrag aus?
Meissner: Von heutigen Absolventinnen und Absolventen wird erwartet, dass sie Dinge reflektieren und Bedeutungen erahnen können. Neben der Fähigkeit zu reflektieren, braucht es auch die Umsetzungskompetenz.
Kellerhals: Wie vorher schon gesagt wurde, muss in Zukunft Interdisziplinarität noch stärker gefördert werden. Sodass wir lernen, mit anderen zusammenzuarbeiten, die Sprache des anderen zu sprechen und gemeinsam zu besseren Lösungen zu kommen.
Harboe: Lebenslanges Lernen wird zentral. Damit ist nicht Weiterbildung gemeint, sondern Lernen als stetige Aktivität, die auch in unsere Arbeitswelt integriert werden sollte.
Was erwarten künftige Studierende?
Harboe: Sie erwarten verschiedene Lernsituationen, wo sie experimentieren und lebendig lernen können. Eigentlich wollen sie von so etwas wie dem Crealab unterrichtet werden.
Meissner: In der Lehre merken wir, dass unsere Methoden wie beispielsweise Design Thinking sehr gut bei Studierenden ankommen und die Energie und die Ideen bei ihnen nur so sprudeln.
Kellerhals: Genau. Diese Methodenkompetenzen unterrichten wir auch in ISA-Modulen wie zum Beispiel der Summer School «Ab in die Zukunft». Die Studierenden schätzen dies sehr und saugen sie regelrecht auf.
Wie geht eine zukunftsorientierte Bildungsinstitution auf die Bedürfnisse der Studierenden ein?
Meissner: Mit innovativen Interaktionsformaten wie beispielsweise dem Future Forum, wo Studierende an praktischen Beispielen interdisziplinär arbeiten können.
Kellerhals: Es gibt bereits heute Gefässe wie Wahlmodule oder ISA-Module, die gut auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen. Solche Formate sollten auch in Zukunft gefördert werden. Wichtig ist, auch die Dozierenden nicht zu vergessen und ihnen Zeit zu geben, sich weiterzubilden, um die entsprechenden Kompetenzen zu entwickeln.
Es braucht keine Revolution, doch es braucht eine Reorganisation.
Julie Harboe
Harboe: Die Bologna-Reform mit ihrem ECTS-Punkte-System hat Studierende zu Kundinnen und Kunden gemacht. Wichtig ist, dass Studierende wieder Partnerinnen und Partner und in die Organisation der Hochschulen eingebunden werden und diese mitgestalten können. Es braucht keine Revolution, doch es braucht eine Reorganisation.
Vielen Dank für das Gespräch!
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