Wer am Bahnhof Luzern mit dem Velo unterwegs ist, weiss es: Parkplätze für die Drahtesel sind rar. Neu können Velofahrerinnen und Velofahrer smarte Veloständer mieten. Die 50 Parkplätze können über die blockchainbasierte App von smartmo reserviert, benutzt und bezahlt werden. Partnerin des Pilotprojekts, das bis Mitte 2020 dauert, ist die SBB.
Für eine Sicherheitskomponente im Schliessmechanismus verantwortlich sind die Wirtschaftsinformatik-Studierenden Armin Zaugg, Azim Amini, Ivo Wermelinger, Thomas Hasselmann und Anja Zimmermann. Im Interview spricht Anja Zimmermann darüber, was genau ihre Aufgabe war und warum sie die Informatik fasziniert.
Anja Zimmermann, wie bist du zum Projekt gekommen?
Im Rahmen des Business Praxis Projekts erhalten wir von Wirtschaftspartnern konkrete Problemstellungen aus der Praxis. Diese bearbeiten wir während zwei Semestern in Teamarbeit und von Dozierenden begleitet. Das Projekt von smartmo zeigte einen Fall auf, den fast alle kennen: Man will am Bahnhof parkieren, findet jedoch keinen Parkplatz. Wenn man Pech hat, ist bei der Rückkehr das Velo weg – entweder verschoben, eingesammelt oder sogar geklaut. Das klang für mich nach einem Problem, das nach einer Lösung schreit und bei dem ich viel lernen konnte, also habe ich mich eingeschrieben.
Worum geht es beim Projekt?
Die Firma smartmo entwickelt und betreibt einen intelligenten Veloständer, welcher über das Smartphone reserviert werden kann. Unter anderem können E-Bikes geladen und Helme sicher verstaut werden. Die Veloständer sind alle vernetzt, was aus Sicht der Informatik einige Herausforderungen birgt. Zu einer davon haben wir unser Projekt gestartet.
Was war eure Aufgabe dabei?
Unser Team hat sich mit der Ausfallsicherheit der Veloständer-Systeme beschäftigt. Dazu mussten wir alle möglichen Szenarien durchspielen. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Veloständer defekt ist oder wenn das Internet ausfällt? Auch in diesem Fall müssen wir garantieren, dass der Veloständer entriegelt und das Fahrrad daraus entnommen werden kann.
«Wir konnten nicht einfach googeln und die erstbeste Lösung implementieren.»
Anja Zimmermann, Studentin Wirtschaftsinformatik
Wir haben viel Zeit mit der Konzeption verbracht und für die Entwicklung mit spezialisierten Schweizer KMUs zusammengearbeitet. Das war spannend und hat Spass gemacht. Da wir die Lösung nicht einfach an 100 Veloständern testen konnten, mussten wir auch eine Testumgebung entwickeln. Dies war vor allem im zweiten Semester eine Herausforderung, bei welcher wir viel Neues gelernt haben.
Was wir erarbeitet haben, ist einzigartig. Wir konnten nicht einfach googeln und die erstbeste Lösung implementieren. Durch das Feedback von smartmo und den Partnerfirmen konnten wir unsere Idee über die zwei Semester verfeinern und lieferten schlussendlich etwas ab, worauf wir stolz sind.
Wie bist du zur Informatik gekommen und was interessiert dich daran?
Als 14-Jährige habe ich eine Schnupperlehre in diesem Bereich gemacht. Danach wusste ich, dass Informatik voll mein Ding ist, und machte eine Lehre bei einem Marktforschungsinstitut als Informatikerin EFZ Fachrichtung Systemtechnik. Den ganzen Tag Probleme (oder Rätsel) lösen, Projekte planen, durchführen und abstrakt denken – das fasziniert mich bis heute.
«Den ganzen Tag Probleme (oder Rätsel) lösen, Projekte planen, durchführen und abstrakt denken – das fasziniert mich bis heute.»
Anja Zimmermann, Studentin Wirtschaftsinformatik
Wieso hast du dich für ein Studium an der Hochschule Luzern entschieden?
Da mich auch die Wirtschaftsaspekte des Jobs interessieren, beschloss ich vor drei Jahrenberufsbegleitend Wirtschaftsinformatik zu studieren – und ich bereue es nicht. Die Hochschule Luzern habe ich gewählt, weil sie in der Nähe meines Wohnortes liegt.
Was folgt nach dem Studium?
Ich schliesse in einem Jahr ab, und der Weg danach ist noch offen. Ich kann mir gut vorstellen, später einen Master zu machen.
Das Unternehmen smartmo arbeitet in mehreren Projekten eng mit der Hochschule Luzern zusammen. Smartmo ist eine Anwendung der Smartlock-Technologie von CoreLedger. Die gleiche Technologie kann bei der Raummiete, beim Parken von Fahrzeugen, bei der Nutzung von Geräten und vielem mehr angewendet werden.
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Kommentare
2 Kommentare
F. Köppel
Genau das passiert, wenn sich Informatiker fast ausschliesslich mit der Technik befassen, dabei aber die Praxis/Realität/Wirtschaftlichkeit/Bedürfnisse ausblenden. Resultat: Die Veloparkplätze sind praktisch immer leer. In Zeiten von Klimawandel und steigenden Gesundheitskosten dürfen Veloparkplätze auf keinen Fall kosten. Ganz im Gegenteil, sie müssen immer und überall kostenlos in ausreichender Anzahl vorhanden sein.
yasminbilleter
Hallo F. Köppel, die Informatik-Studierenden haben lediglich bei der Entwicklung eines Teilprojekts mitgeholfen: Sie haben sich mit der Ausfallsicherheit der Veloständer-Systeme beschäftigt. Das Unternehmen smartmo führt das Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der SBB durch. Der Pilot ist eben dazu da, die Nachfrage und Kundenakzeptanz für reservierbare Veloparkplätze und weiterführende Serviceleistungen zu ermitteln. Wir sind überzeugt davon, dass es im E-Bike-Zeitalter ein Bedürfnis für günstige aber sichere Veloparkplätze gibt. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt entwickelt.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.