Information & Cyber Security, Privacy,
By Gabriela Bonin
«Das schaffen wir nie!» und «Dafür sind wir unterqualifiziert»: Solche Killersätze kennen wir alle. Sie wirken wie Gift auf Visionen, Träume und Risikofreude. Auch Joël Welti, 23, Cyber-Security-Student an der Hochschule Luzern – Informatik, las derartige Aussagen in einem Studierenden-Chat. Es ging dabei um die Ausschreibung zu einem Hacker-Wettbewerb der wizlynx-Gruppe, einem der führenden Schweizer Cyber-Security-Serviceprovider.
Es lockte ein Preisgeld von 7’000 Franken – es drohten Fehler und Abstürze.
Wer würde die Herausforderung am Wettkampf «PwnTillDawn» annehmen? Die Killerargumente wirkten rasch: Joël Welti las sie… und legte das Thema zur Seite. Er würde sich das nicht antun!
Warum er schliesslich doch noch als Gewinner aus dem Wettkampf hervorging, liest du hier in diesem Interview:
Informatik-Blog: Joël, was hat dich zunächst ausgebremst?
Joël Welti: Ich dachte, ich würde mich an einem solchen Anlass bloss blamieren. Ich bin ohnehin ein zurückhaltender Mensch. Warum sollte ich mir freiwillig Stress antun?
Warum sollte ich mir diesen Stress antun?
In letzter Minute bist du das Wagnis dann doch eingegangen. Was gab den Anstoss dazu?
Aus meinem Studiengang hatten sich nur zwei, drei Mitstudierende angemeldet. Als ich von einem dieser Studenten erfuhr, dass er für den Wettkampf die Zulassung erhalten hatte, machte mir das Mut. Ein, zwei Tage vor Anmeldeschluss meldete ich mich doch noch an. Ich sagte mir: Hey, was habe ich schon zu verlieren?
Mitte Dezember 2019 bist du zu diesem 12-Stunden-Hacking-Marathon in Basel angetreten. Warst du nervös?
Ja. Zu Beginn war ich recht mies dabei. Die ersten Stunden erzielte ich extrem wenige Punkte. Die Veranstalter publizierten die Fortschritte der Teilnehmenden auf einer grossen Leinwand. Das machte mich extrem nervös. Einmal sass ich eine Stunde lang einfach nur da und wusste nicht wie weiter.
Ich sagte mir: Hey, was habe ich schon zu verlieren?
Du hast durchgehalten. Was hat dich motiviert?
Es gab Coaches, die uns in gewissen Zeitabständen Tipps gaben. Einer dieser Tipps löste den sprichwörtlichen Knoten in meinem Kopf. Danach machte ich einen grossen Sprung nach vorne, stieg auf der Rangliste rasch höher.
Hat sich die Anspannung schliesslich gelegt?
Im Gegenteil: Sie wurde immer krasser. Für die letzte Stunde deaktivierten die Veranstalter die Anzeige unserer Punktezahl und die Rangliste. Nun wussten wir nicht mehr, wo wir im Rennen standen. Das war fies, gab mir aber zugleich einen extremen Adrenalin-Kick: Jetzt wollte ich den ersten Platz erst recht erreichen. Ich tat alles, um meine Führung zu festigen – unter grossem Leistungs- und Zeitdruck. Irgendwann aber kam der Moment, von dem an es erstaunlich gut ging. Ich hatte mich unter Kontrolle gebracht.
Ich brachte mich trotz Leistungs- und Zeitdruck unter Kontrolle
Du hast mit grossem Abstand gewonnen, nämlich mit 1’210 Punkten vor Rang 2 mit 935 und Rang 3 mit 610 Punkten. Wie fühlte sich das an?
Das war schon ein sehr gutes Gefühl… Es ist eine Bestätigung.
Was machst du mit dem Siegergeld von 7’000 Franken?
Die Aussicht darauf war mir während des Wettkampfs eine grosse Motivation. Wir werden im Rahmen unseres Studiums schon bald eine Reise nach Israel unternehmen. Dafür wird das Geld ganz praktisch sein.
Was wäre, wenn du nicht gewonnen hättest?
Das wäre natürlich schade gewesen, aber selbst wenn man nicht gewinnt, ist die Teilnahme an solchen Wettkämpfen eine gute Erfahrung. Mein Kollege, der mich eigentlich dazu motiviert hatte, mitzumachen, kam nicht so weit. Das tat mir echt leid. Aber ich denke, es hat sich auch für ihn gelohnt, dass er dabei war.
Warum?
Wir haben tolle Leute kennengelernt. Wir haben erlebt, wie man ins kalte Wasser geworfen wird und unter Druck funktioniert. Das ist eine gute Lernerfahrung. Sie hilft einem, sich für einen nächsten Wettbewerb besser und gezielter vorzubereiten.
Ist mitmachen alles? Egal, wie gut man ist?
Man sollte schon ein gewisses Grundwissen mitbringen. Aber ja: Man sollte auch etwas wagen. Für mich war es psychologisch wertvoll, zu zweit hinzugehen. Falls man zuvor Zweifel hat, redet man am besten mit jemanden, der schon mal an einem Wettkampf mitgemacht hat. Ich würde gerne andere Mitstudierende motivieren und ihnen sagen: Hey, versucht es einfach mal!
Mehr Bilder und Infos über den Hacker-Wettbewerb von wizlynx.
Bachelor in Information & Cyber Security: Ein Berufsfeld mit Zukunft. In diesem Studium an der Hochschule Luzern – Informatik erwirbt man das notwendige Fachwissen, um Unternehmen und Verwaltungen vor Hacker-Angriffen zu schützen und mit einer sicheren IT-Infrastruktur auszustatten. Nebenbei holt man sich hier – wie Joël Welti – auch das Rüstzeug, um Hacker-Wettbewerbe zu gewinnen!
Infrastruktur für Studierende: Hackathon-Sieger Joël Welti arbeitet neben seinem Informatikstudium am Enterprise Lab der Hochschule Luzern – Informatik. Das Enterprise Lab steht mit seiner Server-Infrastruktur Studierenden und Dozierenden der Hochschule Luzern – Informatik zur Verfügung. Für ihre Projekte können sie das Lab mit integriertem Mainframe, das Networking Lab sowie eine Security- und Mikrocomputer-Infrastruktur nutzen.
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Kommentare
1 Kommentare
Thomas Oertli
Danke für Deine Teilnahme am PwnTillDawn in Basel. Es ist immer gut von einem Teilnehmer zu hören, dass der CTF Event auch wirklich schwer genug ist. Du bist ein ganz grosses Talent, es gibt nicht viele mit Deinem Potential in der Schweiz und Weltweit! Ich hoffe Du gehst den Cyber Security Weg weiter und das nächste Mal darfst Du am PwnTillDawn Professional mitmachen. Im Mai 2020 werden wir auch eine Online Version von PwnTillDawn aufschalten, dort kann man sich dann sehr gut vorbereiten.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.