By Gabriela Bonin
Verborgene Spiele, witzige Einschübe, skurrile Geheimbotschaften: Easter Eggs verstecken sich in vielen Formen. Software-Entwicklerinnen und Web-Programmierer schmuggeln sie seit Jahren in Videospiele, Browser und Computerprogramme hinein. Sie verbergen sie gerne in Websites, vermehrt auch in mobilen Applikationen oder etwa in diesen versteckten Spielen bei Android-Smartphones.
Auch der US-amerikanische Autohersteller Tesla bringt in seiner Software immer wieder gerne geheime Funktionen oder Anzeigen unter. In diesem Video werden zwölf Easter Eggs von Tesla verraten. Weitere Eggs von anderen Auto-Entiwcklern finden Sie hier.
Wer immer Easter Eggs einbaut, der möchte, dass sie trotz guter Verstecke entdeckt werden und Spass bereiten. Sie dienen auf unterhaltende Art auch der Anerkennung ihres Urhebers, ihrer Urheberin. So können diese etwa ihre Namen verewigen oder ihre Software gegen unerlaubtes Kopieren schützen.
Die Easter Eggs enthalten unter anderem Insider-Witze, geheime Anleitungen, manchmal auch nur unterhaltsamen Unsinn, wie etwa jenen, den Google mit seinem bekanntesten Easter Egg verbreitet: Tippen Sie dazu im Suchfenster von Google die Eingabe «do a barrel roll» ein – und schon dreht sich der Browserbildschirm um 360 Grad. Ebenso unsinnig, aber erheiternd: Geben Sie im Suchfeld der Hochschule RheinMain die Zahl «1337» ein. Und plötzlich erscheinen alle Buchstaben auf der Seite vertauscht (siehe dazu auch das Video «E wie Easter Egg» einiger Studierender der betreffenden Hochschule.)
Gehen Sie auf Easter-Eggs-Suche!
Wollen Sie mitsuchen und -spielen? Beginnen Sie mit einem der erfolgreichsten Easter Eggs in der Schweiz: mit #catchthetrain. Dieses Spiel versteckt sich in der mobilen Fahrplan-App der SBB, wurde vor über einem Jahr entdeckt und sorgt nach wie vor für gute Unterhaltung.
Unsere Profis und ihre besten Easter Eggs
Entwickelt wurde dieses Easter Egg in der SBB-App vom freiwilligen Easter-Egg-Hack-Team des Full-Service-Dienstleisters für Software und Technologie-Konzepte Ubique. Nicolas Märki ist einer dieser Mitarbeiter und Lehrbeauftragter für das iOS-Modul an der Hochschule Luzern – Informatik. Trifft man ihn bei uns an der Kaffee-Bar, so witzelt er gerne über die neuesten Easter Eggs. Man verrät sich gegenseitig die aktuellsten Entdeckungen. «Unter Insidern spricht man gerne darüber», so Märki, «es ist aber relativ neu, dass neu entdeckte Easter Eggs sogar den Medien eine Story wert sind und man im Radio darüber berichtet.» Radio Zürisee hatte damals als erstes Medium das Ubique-Geheimnis gelüftet. Aber auch das Nachrichtenportal Watson oder der Tech-Blog Android Police berichten über neu entdeckte Easter Eggs.
So finden Sie das Spiel, das Märki zusammen mit dem Ubique-Team mitentwickelt hat: Öffnen Sie in der «SBB mobile»-App die Fahrplanabfrage. Geben Sie als Start- und Zielort denselben Ort ein, zum Beispiel beide Male «Rotkreuz». Dann erscheint eine Fehlermeldung mit einem SBB-Männchen und der Sprechblase «Hoppla!». Tippen sie rasch hintereinander mehrere Male auf das Männchen – dann öffnet sich das Spiel «#catchthetrain», eine Hommage an das Jump’n’Run-Game, welches im Internetbrowser Chrome bei Netzwerk-Fehlern per Leertaste gestartet wird.
Ebenso hat das Ubique-Team ein erfolgreiches Easter Egg in der MeteoSwiss App versteckt. Um es zu finden, gehen Sie so vor: Öffnen Sie die mobile App «MeteoSwiss», tippen Sie unten auf das «+»-Zeichen und geben Sie anschliessend in der Ortssuche den Begriff «meteoswissss» (mit vier «s») ein. Los geht’s mit einer imaginären Flugreise.
Erfolg beflügelt zu immer neuer Freizeitarbeit
Verständlich, dass viele Easter-Eggs-Entwickelnde stolz auf ihre geheimen Werke sind. Diese zeugen nicht zuletzt als «Signet» von der Kreativität und Spielfreude, die in vielen Informatikerinnen und Informatikern steckt. Hinter deren feinsinnigen und schelmischen Botschaften steckt oft auch ein guter Teamgeist und viel Entwicklungsarbeit nach Feierabend.
Ein Phänomen aus alten Zeiten
Dabei haben wir es hier mit einem Phänomen zu tun, das in der Kunst bereits zur Zeit der Renaissance nachgewiesen wurde: Künstlerinnen und Künstler verstecken seit Jahrhunderten gerne kleine Geheimnisse in ihren Werken, in verspielt gestalteten Anagrammen, Initialen, Signaturen oder Selbstporträts.
Das erste digitale Easter Egg wurde 1978 versteckt: Kreiert hat es der US-amerikanische Computerspiele-Designer Warren Robinett. Er wurde durch die Entwicklung des Spiels «Adventure» für die Spielekonsole Atari 2600 bekannt. Robinett präsentierte sein Signet «Created by Walter Robinett» in einem geheimen Raum des Spiels, weil der Hersteller es nicht gestattet hatte, dass Programmierer ihre Namen offenbaren.
Dem Ubique-Team wiederum geht es beim Verstecken seiner Eggs nach eigenen Angaben um den gemeinsamen Spass und um die Spannung: Finden es die Medien? Mögen es die User?
Es geht also auch um die Beziehung zwischen Entwickelnden und Usern: Wer lustige Easter Eggs entdeckt, freut sich und ist den Schöpferinnen und Schöpfern der Eggs in der Regel dankbar – was dazu beitragen kann, eine Kundenbindung zu einem Angebot zu verbessern und die Sympathie für ein Unternehmen zu verstärken. So kann eine Bindung zwischen Schöpferinnen und Schöpfern sowie Finderinnen und Findern entstehen oder gestärkt werden.
Beachten Sie die Nebenwirkungen
Wie bei vielem, das Spass macht, gibt’s auch hier eine Schattenseite: Easter Eggs können unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. «Mit jeder Änderung am Programm-Code können Fehler eingeführt werden» so Märki, «für uns ist es deshalb wichtig, dass Easter Eggs immer losgelöst von den anderen Funktionen der App umgesetzt werden.» Um Sicherheitslücken oder zusätzlichen Aufwand zu vermeiden, verlangen aber viele Unternehmen von den Software-Herstellern, dass sie keine Easter Eggs oder ähnliche undokumentierte Funktionen einbauen.
Suchen wir also jene Eggs, die bereits irgendwo hineingeschmuggelt worden sind. Anbei einige Tipps für Ihre Entdeckungstouren. Ohne Gewähr auf Aktualität, absolut ohne Anspruch auf Vollständigkeit – aber mit garantiertem Such- und Spiel-Spass!
Haben Sie selbst neue Easter Eggs entdeckt? Wir freuen uns, wenn Sie uns diese hier in der Kommentarspalte verraten.
Aktueller Tipp für Ostern 2021: Das Oster-Quiz der Hochschule Luzern. Mach mit!
App-Entwicklung lernen: Die Hochschule Luzern – Informatik bietet einen Fachkurs App-Entwicklung für iOS an. Er wird auf Anfrage hin durchgeführt. Bitte melden Sie sich! Im Fokus steht dabei das Entwickeln eigener Apps. Einer der Lehrbeauftragten im iOS-Bsc-Modul ist Nicolas Märki, Lead iOS Engineer bei Ubique.
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