Von Alexandra Krimmer aus dem CAS Requirements Engineering
In der Theorie unterscheiden sich die Begriffe «Requirements Engineering» und «Business-Analyse» sowie deren dazugehörige Berufsbezeichnungen klar. In der Praxis sieht das anders aus: Da wird die Berufsbezeichnung zwar eindeutig gesetzt, die Aufgabengebiete und Stellenbeschreibungen der beiden Berufe verlangen jedoch oft, dass eine Person beide Rollen einnimmt: jene eines Requirements Engineers und einer Business-Analystin.
Warum ist das so? Das ergibt sich aus den Aufgaben und Techniken eines Requirements Engineers und einer Business-Analystin.
Ermitteln, dokumentieren, prüfen und verwalten: die Arbeit eines Requirements Engineers
Die Kernaufgabe im Requirements Engineering liegt im systematischen Ansatz zur Spezifikation und zum Management von Anforderungen. Ein Requirements Engineer hat folgende Ziele: Er oder sie kennt alle relevanten Anforderungen der Stakeholder, versteht sie und dokumentiert sie
Daher bestehen seine oder ihre Herausforderungen darin, zu ermitteln, dokumentieren, prüfen und verwalten. Er oder sie sichtet und versteht also Prozesse, Systeme, Dokumente und die Wünsche der Stakeholder und kann sie ordnen. Requirements Engineers ermitteln alle Anforderungen, indem sie auf verschiedene Techniken zurückgreifen: Sie befragen unter anderem Stakeholder und setzen Kreativtechniken ein, wie etwa das Sechs-Hut-Denken oder die 6-3-5-Methode. Ihre Schlüsselkompetenz liegt in der Kommunikation mit allen entsprechenden Personen
Strukturen verstehen, Lösungen finden: Damit beschäftigt sich eine Business-Analystin
Die international gültige Definition des International Institute of Business Analysis beschreibt die Business-Analyse so: Sie ist die Summe der Aufgaben und Methoden zur Vermittlung zwischen Stakeholdern. Folgende Ziele verfolgt ein Business-Analyst oder eine Business-Analystin: Er oder sie versteht die Strukturen und Abläufe eines Unternehmens und empfiehlt Lösungen zur Verbesserung. Jede Person, die Business-Analyse-Aktivitäten ausführt, ist eine Business-Analystin oder ein Business-Analyst, egal welchen Titel diese Person trägt (International Institute of Business Analysis, BABOK Version 2 2009).
Daraus ergeben sich die fünf Haupttätigkeiten in der Business-Analyse. Diese sind im Vorgehensmodell der Gerstbach Business Analyse GmbH aufgeführt (siehe nachfolgende Darstellung von Ingrid und Peter Gerstbach, 2015):
Die operative Phase in der Business-Analyse gleicht dabei den klassischen Techniken und Tätigkeiten des Requirements Engineerings. Für die strategische Phase wiederum nutzen Business-Analystinnen und -Analysten betriebswirtschaftliche Methoden, wie etwa die SWOT-Analyse, das Business Model Canvas oder Marktanalysen. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Kommunikation und die Vermittlung zwischen Projekten, Fach- und IT-Abteilungen (Ingrid und Peter Gerstbach 2019).
Ziele und Visionen erarbeiten: eine der grossen Gemeinsamkeiten
In diesen Arbeitsbereichen liegen die Gemeinsamkeiten der beiden Berufsgruppen:
Strategisch aktiver: Business-Analyse setzt früher ein
Hierbei unterscheiden sich die Arbeitsbereiche der beiden Berufsgruppen:
In der Praxis ist beides nötig
Dieser Beitrag zeigt, dass nebst den Unterschieden zahlreiche Gemeinsamkeiten bestehen. Darum wird in der Praxis oft beides verlangt und vorausgesetzt. Daher kommt es in der Praxis von Requirements Engineers und Business-Analystinnen und -Analysten darauf an, dass sie:
Frage in die Runde: Welche Erfahrungen machen Sie? Wie ist es, wenn man beide Rollen einnimmt? Wir freuen uns über Kommentare.
Veröffentlicht am 15.10.2020
Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Internet of Things (IoT) and Digital Ecosystem verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.
Analyse und Kommunikation als Beruf: Alexandra Krimmer bloggt für unseren Weiterbildungs-Blog aus dem Unterricht des CAS Requirements Engineering. Sie arbeitet als Business-Analystin bei der Krankenkasse Sympany. Sie wählte dieses Blogthema, weil sie Klarheit darüber finden wollte, welche Qualifikationen in diesen beiden Berufsgruppen eigentlich nötig sind.
Weiterkommen mit dem CAS Requirements Engineering: Lernen Sie Anforderungen kundenzentriert aufzunehmen und erfolgreich zu managen. Dieses CAS vermittelt die Methoden und Werkzeuge des klassischen und agilen Requirements Engineering. Dazu gehören Agile Software Development, Business Process Modeling und Testing.
Gefällt Ihnen unser Informatik-Blog? Hier erhalten Sie Tipps und lesen über Trends aus der Welt der Informatik. Wir bieten Einsichten in unser Departement und Porträts von IT-Vordenkerinnen, Visionären und spannenden Menschen: Abonnieren Sie jetzt unseren Blog!
Stöbern Sie in unserem Weiterbildungs-Blog: Was lernen unsere CAS-Teilnehmenden? Was sind ihre Fachgebiete? Im Weiterbildungs-Blog der Hochschule Luzern – Informatik erfahren Sie mehr. Aktuelle CAS-Teilnehmende bloggen aus ihren Weiterbildungsprogrammen heraus. Wir unterstützen und fördern die Bloggenden aktiv in diesem Qualifikationsschritt.
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.