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Passioniert mit KI, Degen und Stricknadel

Passioniert mit KI, Degen und Stricknadel
Solange Emmenegger ist KI-Forscherin und Fecht-Trainerin mit einem Flair fürs Stricken und das Weltall.

Sie erforschte die Antimaterie im Universum und hütete Schafe. Sie bewarb sich als Astronautin, landete dann aber als KI-Forscherin bei uns am Informatik-Departement: Solange Emmenegger zückt gerne Degen, Stricknadel – und Algorithmen. So verwebt die angehende Berufstrainerin Sport, Künstliche Intelligenz (KI) und ihr unaufgeregtes Wesen.

Die KI-Forscherin Solange Emmenegger sitzt im Zug Richtung Zürich Flughafen. Ganz in Weiss gekleidet, die Haare zu einem Dutt gebunden, strickt sie an einem hellblauen Pullover aus Alpaka-Wolle. Die 28-Jährige reist an die World University Games in Chengdu. Dort ist sie Disziplinenchefin Fechten. Ausserdem kümmert sie sich darum, dass die Schweizer Athletinnen und Athleten zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.

Zwischen Degen und Daten

Emmenegger hat seit ihrem achten Lebensjahr den Degen fest im Griff. Früher als Sportlerin, heute als Cheftrainerin des Zuger Fechtclubs. Im Algorithmic Business Reasearch Lab verbindet sie ihre Leidenschaft für den Sport mit Künstlicher Intelligenz und ist zuständig für das Thema «Machine Learning im Sport».

Einstieg ins Thema: «Machine Learning einfach erklärt».

Fechten mit selbstprogrammiertem KI-Coach

Kürzlich entwickelte sie mit dem Mastertudenten Matthias Egli eine KI als Fecht-Trainings-Coach. Diese Technologie analysiert Fecht-Bewegungen, erkennt Fehler und gibt Verbesserungstipps. Um die KI zu trainieren, fütterte Emmenegger diese mit 1’200 Videos «ihrer Kiddies», wie sie ihre Athletinnen und Athleten im Zuger Fechtclub nennt.

An der Swiss Conference on Data Science | SDS haben Solange Emmenegger und Matthias Egli mit ihrem Projekt den Best Poster Video Award gewonnen.

Mit diesem Video haben sie an der Swiss Conference on Data Science | SDS gewonnen.
Emmenegger filmte die Videos für ihr KI-Programm selbst. Von den Jüngsten bis hin zu ihrer Schwester, die im Nationalkader ficht. Die Fechtenden bauten im Kampf auch typische Fehler ein, und die KI lernte so, diese zu erkennen.

Die Fecht-KI wird nicht aktiv eingesetzt. Sie dient jedoch als Prototyp, um Interessierten zu zeigen, was mit KI machbar ist. «Projekte wie dieses lassen sich beliebig auf andere Sportarten oder Disziplinen übertragen.»

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Ein Vorbild für junge Frauen

Emmenegger betont, dass eine KI den Menschen als Trainerin oder Trainer nicht ersetzen kann. Sie selbst weiss, wie wertvoll es ist, ihren Schützlingen das Rüstzeug für den Sport und das Leben mitzugeben. In ihren Trainings sei sie streng «auf der Basis einer guten Beziehung».

Solange Emmenegger (vorne Mitte mit rotem Shirt) ist «Disziplinenchefin Fechten» für Swiss University Sports. (Bild: Mirjam Leutwiler)
Sie ist auch Cheftrainerin des Zuger Fechtclubs und J&S-Leiterin sowie Expertin. Auf dem Bild ist Solange Emmenegger in der hintersten Reihe in Schwarz.
Sie ist auch Cheftrainerin des Zuger Fechtclubs und J&S-Leiterin sowie Expertin. Auf dem Bild ist Solange Emmenegger in der hintersten Reihe in Schwarz.

Emmenegger ist ein Vorbild. Speziell die Mädchen liegen ihr am Herzen: «Je mehr Vorbilder Mädchen haben, desto eher werden sie daran glauben, dass sie ihre Ziele ebenfalls erreichen können.»

Das gilt auch für den MINT-Bereich, wo sich die Forscherin engagiert. Sie selbst war dank ihres Vaters, der Informatiker ist, schon als Kind fasziniert von Computern und Games. Ihre grosse Liebe galt allerdings dem Weltall. Emmenegger träumte davon, Astronautin zu werden.

Der Traum, als Astronautin abzuheben

Als Kind betrachtete sie durch ein Teleskop Planeten, ihr Lieblingsbuch handelte vom Urknall. Sie wollte die Bausteine des Weltalls verstehen und studierte Physik. Während ihrer Doktorarbeit untersuchte sie das Rätsel, weshalb es mehr Materie als Antimaterie im Universum gibt.

«Schon während meines Physik-Studiums faszinierten mich Datenanalysen.»

Als die Europäische Weltraumorganisation (ESA) 2021 nach Astronautinnen und Astronauten suchte, bewarb sich die damals 26- Jährige. «Ich wusste, dass meine Chancen gering sind, trotzdem wollte ich die Gelegenheit nutzen.» Aus über 22’500 Bewerberinnen und Bewerbern traten am Schluss eine Handvoll Personen dem Europäischen Astronautenkorps bei, darunter ein einziger Schweizer.

Während ihrer Zeit als Doktorandin in experimenteller Teilchenphysik an der ETH arbeitete Emmenegger am Paul Scherrer Institut. Dort nutzte sie ultrakalte Neutronen, um das Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie im Universum zu erforschen.

Emmenegger tauschte den Traum vom All gegen die Welt der Künstlichen Intelligenz. «Schon während meines Physik-Studiums faszinierten mich Datenanalysen.» Sie erkannte, dass sie in die Forschung eintauchen wollte. An der KI-Forschung schätzt sie besonders die Vielfalt der Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen.

Masche um Masche zum mentalen Ausgleich

Der Zug rauscht an Oerlikon vorbei. «Nächster Halt Zürich Flughafen», tönt es durch die Lautsprecher. Emmenegger sticht die letzte Reihe an. Angefangen zu stricken hat sie in ihrem «Sehnsuchtsland» Norwegen. «Nach dem Masterstudium hütete ich dort Schafe auf einem Bauernhof.» Ihre Gastmutter habe sie vom Flughafen abgeholt und gesagt, sie müsse jetzt stricken lernen. «Ich war nicht begeistert, habe aber breitwillig zwei Knäuel Wolle gekauft. Mein erstes Stirnband war hässlich, dann hat mich der Ehrgeiz gepackt. Seitdem stricke ich eigentlich immer und überall.»

Solange Emmenegger balanciert gekonnt zwischen den Welten. Aktuell bereitet sie sich auf ihre Berufstrainer-Prüfung vor, achtzig Prozent arbeitet sie an der HSLU.

«Ich habe Freude bei dem, was ich tue, und möchte das weitergeben.»

«Ich habe Freude bei dem, was ich tue, und möchte das weitergeben.» Und wer Solange Emmenegger in Aktion sieht, weiss: Sie inspiriert! Fokussiert und leichtfüssig agiert sie zwischen Forschenden und Jugendlichen und bleibt dabei herrlich unaufgeregt.

Künstliche Intelligenz als Kommentatorin von Sport-Videos

Ihr neustes Projekt an der HSLU: eine KI als Kommentatorin von Sport-Videos entwickeln. «Mit Hilfe von Large Language Models (LLMs) sollen so Nischensportarten sichtbarer gemacht werden.» Wenn dieses Projekt gelingt, könnte es den Markt für Sportkommentatorinnen und Sportkommentatoren massiv verändern.

«Grosse Sprachmodelle werden als die eierlegende Wollmilchsau angepriesen. Immer grösser, immer besser.»

Den aktuellen Hype um die LLMs sieht sie auch kritisch. «Grosse Sprachmodelle werden als die eierlegende Wollmilchsau angepriesen. Immer grösser, immer besser.» Emmenegger ist der Meinung, dass es Kapazitätsgrenzen gibt, denen LLMs begegnen werden.

Ein weiterer Trugschluss: «Viele Menschen glauben, sie könnten einfach durch das Einbinden eines ChatGPT-API-Plug-ins ihre eigene KI erstellen. Die Realität ist oft komplexer und es braucht massgeschneiderte Lösungen.»

Solange Emmenegger hebt die letzte Masche ab und legt das Gestrickte sorgfältig in einen Stoffbeutel. Die Stricknadeln versteckt sie tief in ihrem Koffer. Bald wird sie für zwölf Stunden abheben. Sie freut sich auf die World University Games in Chengdu. «Ich werde dort zwischen den Teilnehmenden und der Delegation kommunizieren und koordinieren.» Zwischendurch möchte sie weiterstricken. «Das ist eine gute Art der Meditation.»

Veröffentlicht: 29. August 2023
Von: Yasmin Billeter

Zur Serie «Mitarbeitende mit Doppelleben»Hier zeigen wir Mitarbeitende mit aussergewöhnlichen Hobbys oder Berufen.

Solange Emmenegger ist als Senior wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Luzern – Informatik. Beim Algorithmic Business Research Lab ist sie verantwortlich für den Bereich «Machine Learning im Sport». Zuvor doktorierte sie an der ETH Zürich. Emmenegger macht derzeit die Berufstrainerinnen-Ausbildung.

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