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Auslandssemester: Wertvolle «Lektionen fürs Leben»

Auslandssemester: Wertvolle «Lektionen fürs Leben»
Hat in Kanada neue Erkenntnisse und Freunde gewonnen: unser Liechtensteiner Student Said Zaatreh vor der Kulisse von Calgary in Alberta.

In die Ferne ziehen, Neues wagen, den Horizont erweitern: «Ich ermutige euch: tut es!» Das sagt unser Student Said Zaatreh, 23, der hier von seinem Austausch-Semester in Kanada berichtet. Dort holte er sich «Lektionen fürs Leben»: neues akademisches Wissen, neue Freunde und Abenteuer.

Von Said Zaatreh, Student im Bachelor-Studiengang International IT Management

Ein Blog-Beitrag ist viel zu wenig, um alles auszudrücken, was ich als Austausch-Student erlebt habe. Aber ich teile hier gerne einige meiner Erlebnisse aus Kanada.

Ich zog 2022 von Luzern nach Kanada, um ein Semester am Southern Alberta Institute of Technology (SAIT) zu studieren. Das ist eine von aktuell 60 Partnerhochschulen, mit denen das International Office der Hochschule Luzern – Informatik ein Abkommen unterzeichnet hat.

Die Hochschule Luzern – Informatik bietet eine grosse Auswahl an Partnerhochschulen. Said Zaatreh hat sich für ein Austausch-Semester in Kanada entschieden, 7’800 Kilometer von seinem Luzerner Zuhause entfernt.

Das SAIT bot uns Neuen in den ersten zwei Wochen jeden Abend Aktivitäten an: zum Beispiel eine Tour über den Campus, einen Brettspiel-Abend und diverse andere Events. Dies war ideal, um gleich zu Beginn andere Studierende kennenzulernen.

Meine beste Entscheidung war, ins Studierendenwohnheims zu ziehen. Dort lernte ich grossartige Leute kennen. Mit diesen zog ich schliesslich jeden Tag durch die Gegend.

Von erfahrenen Praktikern verhandeln und führen gelernt

Ich studiere International IT Management an der Hochschule Luzern – Informatik. In diesem Lehrgang lernen wir, wie wir interkulturelle und interdisziplinäre IT-Projekte führen. Wir machen jeweils im 3. und im 6. (dem letzten) Semester ein Austausch-Semester. Für meinen ersten Austausch entschied ich mich für Kanada. Für später würde mich ein Austausch-Semester in Japan interessieren.

Die Heritage Hall ist eines der zentralen Gebäude auf dem SAIT-Campus (Bildquelle: Wikipedia). Den ganzen Campus sieht man auf dieser virtuellen Tour.

Am SAIT in Kanada interessierte ich mich vor allem für Führungsfragen. Unser Dozent im Fach Leadership gestaltete die Lektionen sehr kreativ. Ich habe von Steve Brierley gelernt, was es braucht, um eine gute Führungskraft zu sein. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch. Wir Studierenden diskutierten viel mit Steve. Wir analysierten Filme, besuchten einen Escape-Room: Da übernahm man die Rolle des Leaders oder der Leaderin. Wir setzten Steves Leadership-Theorien aktiv um. Das war cool.

Calgary bei Vollmond: Diese Aussicht haben Studierende der SAIT vom Parkplatz des Campus (Bild Said Zaatreh).

Von einem anderen SAIT-Dozenten, Tom Morin, lernte ich eine Menge über Konfliktmanagement und Verhandlungsgeschick. Er hat viel Führungserfahrung in Unternehmen und im Militär gesammelt.

Ich lernte viel über Konfliktmanagement und Verhandlungsgeschick.

Ich studierte von August bis Dezember 2022 am SAIT. Schliesslich erzielte ich einen Leistungsnachweis (Grad Point Average GPA) von 3,88. Der beste GPA liegt bei 4. An kanadischen Hochschulen legt man weniger Prüfungen ab als in der Schweiz. Dafür schreibt man mehr Reflexionen und macht mehr Gruppenarbeiten. Jede davon zählt nur 2,3 Prozent, darum ist es nicht so schlimm, wenn man mal was verpasst oder vergisst.

Akademischer Erfolg und Lebensschule

Vieles von dem, was ich am SAIT gelernt habe, wird auch für mein Privatleben nützlich sein. Abgesehen vom akademischen Erfolg habe ich in Kanada auch Freunde fürs Leben gefunden. Einer von ihnen hatte ein Auto: Scott ist Kanadier. Mit ihm fuhren wir oft durch die Gegend. Ich habe mich am SAIT auch mit Leuten aus Belgien, Marokko, Pakistan und Australien angefreundet. Ich möchte sie in Zukunft gerne wiedersehen. Vor kurzem hat mich einer von ihnen für fünf Tage in Luzern besucht. Und just in diesen Tagen ist ein anderer kanadischer Freund bei mir in Ferien.

Wir gingen oft snowboarden. Es war auch bei minus 30 Grad immer supersonnig.

So können wir uns gegenseitig unsere Länder und Lebensweisen zeigen. Mein kanadischer Freund Scott hat mich damals zu unglaublichen Orten in der Provinz Alberta mitgenommen. Wir gingen an den Wochenenden oft snowboarden. Ich war noch Anfänger, kam knapp den Berg runter, machte dann aber rasch Fortschritte. So habe ich den Sport für mich entdeckt. Es war auch bei minus 30 Grad immer supersonnig.

Es war sehr emotional, nach dem Semesterende wieder abzureisen. Ich zog – nun als Tourist – weiter nach Vancouver und Toronto. In Toronto besuchte ich einige Cousins, die ich noch nie getroffen hatte. Sie nahmen mich auf, als würden sie mich schon ewig kennen. Meine Mutter ist Liechtensteinerin, mein Vater stammt aus Jordanien. Ein Teil seiner Familie ist nach Kanada ausgewandert. Diese Verwandten habe ich nun auch kennengelernt.

Wenn einem Wildfremde zum Weihnachtsessen einladen

Die Kanadier und Kanadierinnen haben eine sehr offene Kultur. Als ich einmal einen öffentlichen Park in Vancouver besuchte, kamen zwei Leute auf mich zu: Ein Mann und seine Kollegin, beide sicher zehn Jahre älter als ich. Er heisst Brian und fing ein Gespräch mit mir an. Schliesslich lud er mich spontan zu Weihnachten ein. Ist das nicht unglaublich? In der Schweiz würde man nie wildfremde Leute zu sich nach Hause zum Weihnachtsessen einladen. Als mich später meine Freundin in Kanada besuchte, lud uns Brian auch in die Berge zum Snowboarden ein.

Brian hat auch mal drei Monate im Ausland verbracht, auf Hawaii. Er weiss, dass es nicht immer einfach ist, als Ausländer Einheimische kennenzulernen. Daher wollte er uns seine Gastfreundschaft weitergeben. Es ist wie ein Kreis: «What comes around, goes around.» Sinngemäss übersetzt: Was man gibt, kommt woanders wieder zurück.

Mit Freunden in Kanadas Natur unterwegs (Bilder Said Zaatreh).
Mit Freunden in Kanadas Natur unterwegs (Bilder Said Zaatreh).

Ich habe in Kanada gelernt, wie man Positivität verbreitet und wie man sie anzieht, wo immer man hingeht. Insgesamt kann ich gar nicht ausdrücken, wie dankbar ich für dieses Austausch-Semester bin. Ich danke den Dozierenden am SAIT und meinen neuen Freundinnen und Freunden. Das International Office der Hochschule Luzern hat mir diesen Austausch ermöglicht. Danke an das ganze Team!

Was kostet ein Austausch-Semester? Hier aufklappen und die Rechnung machen!

Die Kosten fallen sehr unterschiedlich aus. Es kommt darauf an, in welches Land du gehst, wie dein Lebensstandard ist, welche Freizeitaktivitäten du betreibst und welche Hochschule du besuchst. Auf der Website von Numbeo siehst du, mit welchen Lebenshaltungskosten du rechnen solltest.

Die Hochschule Luzern – Informatik (HSLU – I) kooperiert mit Hochschulen, bei denen die Studiengebühren vor Ort zu bezahlen sind. Sie hat aber auch Partnerhochschulen, bei denen unsere Studierenden keine Gebühren vor Ort entrichten müssen. In diesem Fall entrichten sie nur Gebühren bei uns an der HSLU-I.

Said Zatreeh besuchte eine dieser Hochschulen: Er bezahlte daher keine zusätzlichen Beiträge an das Southern Alberta Institute of Technology, sondern nur die Gebühren für die HSLU – I. Diese beliefen sich in seinem Fall auf rund 2000 Franken. Zusätzlich entrichtete er für die SAIT in Calgary Bearbeitungsgebühren von rund 500 Franken. Das Flugticket hin und zurück kostete rund 800 Franken.  Inlandflüge sind in Kanada sehr günstig und kosten meist weniger als 100 Franken. Für sein Zimmer im Studentenwohnheim bezahlte er pro Monat knapp 1000 Franken (Genaue Kosten stehen auf der Webseite von SAIT und ändern sich jedes Semester). Lebensmittel kosten etwa gleich viel wie in der Schweiz. Restaurants sind etwas günstiger. Said Zatreeh schätzt, dass er pro Monat etwa 500 bis 600 Franken für seine Verpflegung ausgegeben hat. Fürs Snowboarden hat er pro Tag etwa 100 Franken für Tagesticket und die Miete der Ausrüstung bezahlt.

Said Zatreeh muss die Kosten für sein Studium aber nicht alleine tragen. Er erhält ein Stipendium des Landes Liechtenstein. Dieses steht in Liechtenstein jenen zu, deren Familien ein Studium nicht finanzieren können. Man stellt dazu einen Antrag, legt alle Finanzen der Familie offen und schickt jährlich seine Noten ein, um weiterhin unterstützt zu werden.

Stipendien: Wer bei einer europäischen Partnerhochschule ein Austausch-Semester macht, bekommt in den meisten Fällen ein Stipendium vom Swiss-European Mobility Program zugesprochen. Dieses beläuft sich auf rund CHF 1’900 für ein Auslandssemester.

Fragen zum Austausch-Semester oder zur Finanzierung? Wende dich an unser International Office. Wir beraten dich gerne. T +41 41 757 68 13, E-Mail: international.it@hslu.ch.

Ich habe in Kanada fürs Leben gelernt. Es freut mich, wenn auch andere Studierende die Möglichkeit nutzen, ins Ausland zu gehen. Ich ermutige euch, es zu tun! Es ist eine Erfahrung, die man nur einmal im Leben machen kann. Kleiner Tipp: Wohnt auf dem Campus, vertraut mir.

Frage in die Runde: Was sind eure Tipps für ein Auslandssemester? Was möchtet ihr dazu noch mehr erfahren? Bitte schreibt eure Hinweise hier zuunterst ins Kommentarfeld.

Veröffentlicht am 25. August 2023

Said Zaatreh
Said Zaatreh

Multikulturell im Studium unterwegs: Der Liechtensteiner Student Said Zaatreh, 23, wohnt seit 2021 in Luzern. Er besucht derzeit das 5. Semester des Bachelor-Studiengangs International IT Management an der Hochschule Luzern – Informatik. Nach dem Studium möchte Zaatreh in einem internationalen Unternehmen praktische Erfahrungen sammeln. Er interessiert sich für Leadership und Projektmanagement. Seine Freundin und er hoffen, dass sie bald auch gemeinsam durch die Welt reisen können.

International vernetzt: Exzellente Ausbildung und Forschung basieren auch auf Impulsen und Ideen von aussen. Es braucht Forschende und Studierende, die sich global austauschen. Das International Office der  Hochschule Luzern – Informatik fördert diesen Austausch.

Gerüstet für internationale IT-Projekte: Digitalisierungs-Projekte werden immer komplexer. Das Wissen um Lösungen ist weltweit verteilt. Wir bringen es zusammen: Der Bachelor-Studiengang International IT Management zielt auf die Herausforderungen in einer digitalisierten Zukunft ab. Er ist in der Schweiz einzigartig. Die Studierenden lernen, wie sie anspruchsvolle Digitalisierungs- oder IT-Projekte anpacken, begleiten und erfolgreich abschliessen. Sie wissen, wie sie dabei auch unterschiedlichste Kulturen berücksichtigen.

Peter H. Wullschleger
Peter H. Wullschleger

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