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Vom Studenten zum Non-Profit-Unternehmer: «Arbeit mit Purpose»

Vom Studenten zum Non-Profit-Unternehmer: «Arbeit mit Purpose»
Sinn und Spass im eigenen Non-Profit-Unternehmen: Alumnus Tobias Schär engagiert sich mit «Wir lernen weiter» für Armutsbetroffene in der Schweiz. (Bild: wLw)

Seine Arbeit macht Sinn: Alumnus Tobias Schär führt seine eigene Non-Profit-Organisation (NPO). «Wir lernen weiter» sammelt seit drei Jahren gebrauchte Laptops und übergibt diese an Menschen in Not. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen und warum er nun an Grenzen stösst. Sein Ziel: eine vorbildliche NPO zu leiten.

«Vor drei Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich heute eine Non-Profit-Organisation (NPO) mit fünf Mitarbeitenden leite. Damals wollte ich einfach helfen. Es war gerade Lockdown und ich dachte an all die Menschen, die sich nicht digital vernetzen oder online lernen können. Kurzerhand sammelte ich neben meinem Studium gebrauchte Laptops und spendete sie an Bedürftige. So entstand mein Projekt <Wir lernen weiter>.

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Seitdem hat sich viel verändert. Mittlerweile bin ich nicht mehr Teil des Vorstands, sondern als Geschäftsleiter für das Operative zuständig. Aus der wohltätigen Idee ist ein kleines NPO geworden. Bisher haben wir über 8’500 Laptops an Armutsbetroffene in der Schweiz verteilt. Das geht nicht ohne Herzblut, eine grosse Portion Idealismus und ein Team, das hinter der Mission steht.

Unsere Arbeit ist grundsätzlich schnell erklärt: Wir sammeln Laptops, bereiten sie auf und verteilen sie gezielt weiter. Viele dieser Schritte sind automatisiert, jedoch gibt es Aufgaben, die sich nicht einfach durch ein paar Zeilen Code vereinfachen lassen.

Wir legen grossen Wert auf klare Richtlinien im Umgang mit Laptops und Datenträgern. Durch unsere Zusammenarbeit mit zahlreichen Gemeinden und Kantonen können wir uns auf unsere Kernkompetenz konzentrieren, nämlich die Aufbereitung von Laptops. Bisher verfügen wir zwar nicht über einen Roboter, der die Oberflächen automatisch reinigt und die Geräte zerlegt, aber im Bestell- und Verrechnungswesen haben wir effiziente Prozesse etabliert, die uns viel Verwaltungsarbeit ersparen.

Ich leiste lieber einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft, als nur in meine eigene Tasche zu wirtschaften.

Finanziert wird unsere Arbeit von Unkostenbeiträgen, welche wir von unseren Partnerorganisationen wie Gemeinden, Sozialdiensten und Hilfswerken erhalten. Aktuell beziehen wir weder staatliche oder kantonale Beiträge noch Förderleistungen von Stiftungen. Dies bedeutet, dass wir nur wenige Ressourcen haben und haushälterisch damit umgehen müssen – so beispielsweise auch bei unseren Löhnen. Ich selbst verdiene aktuell brutto CHF 6’500.- pro Monat. Das reicht zum Leben und es gibt viele andere, die ein Leben lang arbeiten und bei Weitem nicht so viel verdienen dürfen.

Natürlich könnte ich in der IT-Branche mehr verdienen. Aber ganz ehrlich: Ich leiste lieber einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft, als nur in meine eigene Tasche zu wirtschaften. Ganz ohne Lohn würde es mittel- bis langfristig aber auch nicht gehen; das gilt genauso für den Rest des Teams. Mein Ziel ist es, eine Vorzeige-NPO zu führen, bei der nicht 80 Prozent der Einnahmen in die Verwaltung fliessen. Deshalb sind beispielsweise auch unsere Löhne und sonstigen Ausgaben auf der Webseite ersichtlich.

Oft denke ich darüber nach, wie viel mehr wir erreichen könnten, wenn wir zusätzliche Ressourcen hätten.

Doch auch Misserfolge sind Teil des Wegs. Vor einem Jahr planten wir, eine E-Learning-Plattform aufzubauen. Über ein Jahr hinweg investierten wir unsere Energie, Ressourcen und Zeit in ein Projekt, das darauf abzielte, interaktive Lerninhalte zur Förderung digitaler Grundkompetenzen zu entwickeln. Leider gelang es uns nicht, die notwendige finanzielle Unterstützung zu gewinnen, und somit mussten wir diese Arbeiten nun pausieren. Ein Fehler war die sogenannte wLw-Academy aber nicht, denn wir durften viel daraus lernen. Unsere Erfahrungen teilen wir auf unserem Youtube-Kanal.


Oft denke ich darüber nach, wie viel mehr wir erreichen könnten, wenn wir zusätzliche Ressourcen hätten. Bund und Kantone unterstützen uns bisher nicht. Das finde ich schade, denn unser Verein hilft ja schlussendlich der ganzen Schweiz, digitaler zu werden.

Ein Aspekt, den wir in unserer NPO bisher zu wenig betonen, ist unser positiver Einfluss auf die Umwelt. Indem wir ungenutzte Geräte wieder in den Umlauf bringen, leisten wir nicht nur sozial und finanziell, sondern auch ökologisch einen Beitrag. Unternehmen, die uns unterstützen, erhalten sogar ein Zertifikat über die Menge an CO2, die sie durch unsere Initiative eingespart haben. Abgesehen davon sparen sie auch einiges an sonstigen Aufwänden, denn eine saubere Datenbereinigung von Geräten kostet recht schnell viel Geld. Warum also nicht eine gute Sache unterstützen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen? Jede Organisation und jedes Unternehmen hat es selbst in der Hand. Wir sind auf Laptopspenden angewiesen, damit unser Wirken noch lange weitergehen darf.

Ein alter Laptop ist für die einen Elektroschrott, für andere in der Schweiz kann er Bildung und Berufschancen eröffnen. (Bild: wLw)

Als Geschäftsleiter darf ich seit Januar 2022 in einem 100-Prozent-Pensum für den Verein arbeiten. In der Freizeit engagiere ich mich bei der Feuerwehr. Ausserdem verbringe ich gerne Zeit mit meiner Freundin.

Eine Lösung muss nicht perfekt sein, sie muss zum richtigen Zeitpunkt vorhanden sein.

Mein Bachelor-Studium in Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Luzern, welches ich 2021 abgeschlossen habe, hat mich eine grosse Methodenvielfalt gelehrt. So gestalte ich auch noch heute viele meiner Aufgaben nach dem sogenannten Pareto-Prinzip. Dieses ist auch als 80-20-Regel bekannt. Es besagt, dass oft 80 Prozent der Ergebnisse aus nur 20 Prozent der Anstrengungen entstehen. In Bezug auf meine Arbeit bedeutet dies: Es ist effizienter und oft notwendiger, sich auf Wesentliches zu konzentrieren, statt nach absoluter Perfektion zu streben. Oder, wie ich es gerne ausdrücke: Eine Lösung muss nicht perfekt sein, sie muss nur zum richtigen Zeitpunkt vorhanden und mit den zur Verfügung stehenden Mittel tragbar sein.»

Von: Yasmin Billeter
Veröffentlicht: 25. Oktober 2023

Tobias Schär

Tobias Schär ist ehemaliger Student der Hochschule Luzern – Informatik. Der Alumnus hat während seines Studiums «Wir lernen weiter» gegründet. Der Verein sammelt alte Laptops und gibt sie an Bedürftige in der Schweiz weiter. Sein Hauptziel ist es, Menschen den digitalen Zugang zu erleichtern und gleichzeitig die Umweltbelastung durch Elektroschrott zu reduzieren.

Gib Tobias Schär deine Stimme! Im November wird der Award «The Pascal» vergeben. Der Oskar der ICT-Branche zeichnet die IT-Persönlichkeit des Jahres aus, die Ausserordentliches geleistet und die Schweiz punkto Digitalisierung vorangebracht haben.

Wirtschaftsinformatik studieren: In diesem Studium kombinierst du Betriebswirtschaft, Informatik und Kommunikation. Studiere Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend und starte im September oder Februar.

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Coaching dank Smart-up-Programm: «Smart-up» ist ein Programm der Hochschule Luzern. Es hat zum Ziel, Studierende und Mitarbeitende zu motivieren und zu befähigen, ihre Geschäftsideen umzusetzen. Es begleitet sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Smart-up bietet individuelles Coaching, Infrastruktur und Matching mit anderen Studierenden und externen Stakeholdern. Es veranstaltet Workshops und Events. Zudem erlaubt das Programm, Arbeiten für sein eigenes Start-up im Studium anrechnen zu lassen.


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