Diesen Herbst haben 26 Studierende mit dem Bachelor in Immersive Technologies begonnen. Darunter sind acht Frauen – und «das ist viel für einen Informatik-Studiengang!», betont Sara Witschi, eine unserer Gesprächspartnerinnen. Die Studierenden lernen, immersive Anwendungen wie Simulationen, (Serious) Games oder Virtual und Augmented Reality für die verschiedensten Branchen zu entwickeln und zu produzieren.
Die Verschmelzung der physischen Welt mit digital erweiterter oder simulierter Realität verspricht grosses Potenzial: So lassen sich damit zum Beispiel komplexe chirurgische Eingriffe oder gefährliche Arbeitseinsätze risikofrei trainieren oder neue Produkte entwickeln, prototypen und gleich noch die Mitarbeitenden darauf schulen. Dass man mit immersiven Technologien auch aufs Matterhorn klettern oder von den höchsten Klippen ins Meer springen kann, obwohl man eigentlich im Verkehrshaus ist, gehört ebenfalls dazu. Für Studierende wie Sara Witschi, Gabriel Tetteh und Julian Emmenegger bieten Immersive Technologies spannende Berufsaussichten.
Sara Witschi, 23
Gabriel Tetteh, 19
Julian Emmenegger, 20
Wir treffen uns in der Suurstoffi 41 in Rotkreuz. Im 3. Stock liegt das Reich des Immersive-Technology-Studiengangs. Für das Interview finden wir eine gemütliche Sitzecke. Gabriel Tetteh ist erst vor wenigen Wochen für das Studium aus seiner Heimat Ghana in die Schweiz gezogen und spricht nur ein paar Brocken Deutsch. Das Gespräch findet daher auf Englisch statt, der Unterrichtssprache im neuen Studiengang Immersive Technologies.
Ihr studiert seit 100 Tagen Immersive Technologies. Was sind eure ersten Eindrücke?
Gabriel: Das Studium ist sehr vielfältig. Die vielen neuen Methoden und Tools faszinieren mich. Ich bin vor allem wegen dem Game Design hergekommen, lerne nun aber auch viele andere Anwendungsbereiche für immersive Technologien kennen. Für mich ist nicht nur das Studium völlig neu, sondern auch mein Leben hier in der Schweiz. Letzte Woche habe ich zum ersten Mal Schnee gesehen. Es war magisch!
Das Studium ist enorm vielfältig. Die vielen neuen Methoden und Tools faszinieren mich total.
Gabriel Tetteh
Sara: Ich habe eine Lehre als Schreinerin gemacht und dann den Bachelor-Studiengang in Innenarchitektur angefangen. Das war mir irgendwann zu handwerklich und ich merkte, dass ich nun stärker virtuell arbeiten möchte. Bis jetzt entspricht das Studium in Immersive Technologies meinen Vorstellungen perfekt. Wir trainieren hier nicht für einen spezifischen Job in einer bestimmten Branche, sondern wir lernen die Grundlagen für viele mögliche Betätigungsfelder. Das finde ich sehr spannend.
Man wird in Zukunft immersive Technologien in den unterschiedlichsten Branchen verwenden: Medizin, Ingenieurwesen, Architektur, Gaming und Design. Und es wird immer Arbeit für uns geben.
Julian Emmenegger
Julian: Ich sehe vor allem die vielen Möglichkeiten, die mir dieses Studium bietet. Man wird in Zukunft immersive Technologien in den unterschiedlichsten Branchen verwenden: Medizin, Ingenieurwesen, Architektur, Gaming und Design. Und es wird immer Arbeit für uns geben.
Was gefällt euch am besten im Studium?
Sara: Der Klassengeist ist super und sehr motivierend. Die Stimmung ist familiär. Wir sind eine überschaubare Gruppe und der Austausch mit den Lehrpersonen ist intensiv.
Julian: Die Abwechslung im Studienalltag ist toll: von Psychologie über Game Design bis hin zu den kulturellen Unterschieden von Farben besprechen wir enorm viele verschiedene Themen. Es wird nie langweilig.
Gabriel: Sind eigentlich alle Lehrpersonen in der Schweiz so nett wie hier?
(Alle lachen.)
Schön, dass euch der Studiengang so gut gefällt. Gibt es auch Dinge im Studium, die ihr nicht so mögt?
Sara, Gabriel, Julian: Da wir nicht in den Gebäuden auf dem eigentlichen Campus Unterricht haben, sondern etwas abseits davon in der Suurstoffi 41, fühlen wir uns vom restlichen Hochschulbetrieb manchmal ein wenig isoliert.
Ihr arbeitet viel in Arbeitsgruppen. Wie findet ihr das?
Gabriel: Im Teamwork lernt man seine Mitstudierenden schnell besser kennen. Wir sind in den unterschiedlichen Fächern in verschiedene Gruppen eingeteilt, sodass wir immer wieder mit anderen Leuten zusammenarbeiten. Im Game Design bin ich zum Beispiel in einer Gruppe mit Sara.
Sara: Ach ja, Gabriel, hast du nachher noch zehn Minuten Zeit? Wir müssten noch etwas besprechen …
Auch im späteren Berufsalltag gilt: Du designst nie etwas allein. Es ist immer Teamwork. Deshalb finde ich es wichtig, das hier schon zu üben.
Sara Witschi
Julian: Ich hatte schon in der Lehre viele Teamwork-Module und empfinde das Arbeiten in Gruppen manchmal als einschränkend. Das ganze Finden von Kompromissen braucht oft fast mehr Zeit als die eigentliche Arbeit, die erledigt werden soll.
Sara: Das kann vorkommen, aber auch im späteren Berufsalltag gilt: Du designst nie etwas allein. Es ist immer Teamwork. Deshalb finde ich es wichtig, das hier schon zu üben. Aber klar: Es braucht Kompromisse.
Was denkt ihr: Welche Rolle werden immersive Technologien in Zukunft spielen?
Sara: Unsere Studiengangleiterin Nathaly Tschanz sagt immer: «Wir stehen noch immer am Anfang. Da kommt noch so viel mehr.» Das meint sie mit Blick auf uns als »beginners», aber auch auf die Möglichkeiten der immersiven Technologien. Ich sehe das gleich.
Julian: Immersive Technologien werden alles beeinflussen und unzählige Dinge, die es schon gibt – vom Gaming über Flugsimulationen bis zum Entwurf in Architektur und Design –, auf ein ganz neues Level bringen.
Gabriel: Die Möglichkeiten der immersiven Technologien sind fast unendlich. Und damit bieten sich uns auch vielfältige Chancen, in diesem Gebiet zu arbeiten.
Nathaly Tschanz erklärt, warum, sie «Cowboys and Cowgirls» sucht und was es braucht, um im neuen Bachelor-Studiengang Immersive Technologies durchzustarten. «Es braucht Kreativität, Freude an Technik, Pioniergeist – und ein bisschen Mut.»
Das Gespräch wurde aufgenommen von Anna Schnorf und Antonia Maxximilia Nándori von Cyber Funk Studio.
Was möchtet ihr nach dem Studium machen?
Sara: Ferien! (sie lacht) Nein, ernsthaft: Bis jetzt bin ich immer nur zur Schule gegangen. Ich würde gerne mal reisen oder woanders arbeiten.
Julian: Du hast ja auch mit einem Austauschsemester die Möglichkeit, die Welt kennenzulernen. Die HSLU hat Partnerhochschule auf der ganzen Welt. Ich werde das sicher nutzen und möchte am liebsten nach Asien.
Gabriel: Ich kann mir gut vorstellen, Richtung Game Design zu gehen, und möchte in Europa arbeiten. In Ghana spielen die Menschen zwar sehr gerne Videogames, aber es gibt keine entsprechende Gaming-Industrie.
Habt ihr einen Tipp für Leute, die sich überlegen, Immersive Technologies zu studieren?
Sara: Eine gewisse Unsicherheit muss man aushalten können. Der Studiengang ist neu, es ist noch nicht alles in Stein gemeisselt. Dafür hat man jetzt noch die Gelegenheit, ihn mitzugestalten.
Gabriel (schmunzelt): Und um noch einmal darauf zurückzukommen: Teamwork sollte einem schon liegen …
Julian: Ich würde einfach sagen: Just do it!
Veröffentlicht: 16. Januar 2025
Von: Eva Schümperli-Keller
Das Immersive Realities Center (IRC) der HSLU befasst sich mit immersiven Technologien. Diese ermöglichen jene technologischen Ansätze, die das Abtauchen in virtuelle Welten oder Umgebungen erlauben. Forschende entwickeln im integrierten Research Lab Prototypen und Anwendungen. Interessierte Unternehmen und Bildungsstätten aus der Region können im Showroom neue Technologien ausprobieren. Die Forschenden realisieren mithilfe von Expertinnen und Experten Projekte. Dabei greifen sie auf die Infrastruktur des Centers zurück.
Immersive Technologien verstehen – bilde dich aus und weiter:
Tag der offenen Tür im Immersive Realities Center: Schaue rein am Mittwoch, 23. Januar 2025, 17:30–19:00 Uhr: Du erlebst vor Ort, was immersive Technologien können. Expertinnen und Experten zeigen auf, was Augmented oder Virtual Reality in Ihrer Organisation bewirken können. Besucherinnen und Besucher können Hard- und Software ausprobieren. Du erfährst mehr über aktuelle Forschungsprojekte der Hochschule Luzern – Informatik.
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