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Für eine bessere Welt: Neuer IT-Master Nachhaltigkeit

Für eine bessere Welt: Neuer IT-Master Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit hat wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimensionen: Die IT kann in allen Bereichen Unterstützung leisten. Unser neuer Master-Studiengang bildet Studierende für neue Berufe aus.

English version

Von Yasmin Billeter

Mittels Informatik etwas gegen Fake News, Klimakrise oder Foodwaste tun: Die Informatik kann mithelfen, unsere Welt nachhaltig weiterzuentwickeln. Wie? Das lernen Studierende im neuen, einzigartigen Master-Studiengang IT, Digitalization & Sustainability. Studiengangleiter Peter Wullschleger über das zukunftsweisende, interkulturell ausgerichtete Angebot.

Herr Wullschleger, ab Herbst 2022 bietet die Hochschule Luzern den Master-Studiengang IT, Digitalization & Sustainability an. Wie kann Informatik die Nachhaltigkeit unterstützen?

Ganz einfach: Der digitale Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft ist ein globaler Prozess, der weiter voranschreiten wird. Um in Zukunft zu bestehen, müssen alle Bereiche nachhaltiger werden – zum Beispiel mittels erneuerbarer Energien oder besserer Recyclingsysteme, aber auch, indem wir gleiche Chancen für alle schaffen oder die Armut bekämpfen.

Es geht beim Thema Nachhaltigkeit mehr als nur um Klimafragen?

Bei Nachhaltigkeit denken alle erst mal an Greta Thunberg. Fakt ist: Nachhaltige Entwicklung beinhaltet viel mehr als den ökologischen Ansatz. Wir orientieren uns bei dem Begriff an den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung, die sich die Uno gesetzt hat. Sie enthalten die wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension der Nachhaltigkeit.

Sustainable Development Goals
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sich die Uno gegeben hat, sollen die Welt in eine zukunftsfähige Richtung lenken. Die Frage des Masters lautet: Was kann die Informatik in jedem der Bereiche zur nachhaltigen Entwicklung beitragen?
Die 17 Ziele im Überblick

Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden.
Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.
Ziel 5: Geschlechtergleichstellung erreichen sowie alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.
Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.
Ziel 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern.
Ziel 8: Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
Ziel 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.
Ziel 10: Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern.
Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen.
Ziel 12: Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen.
Ziel 13: Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.
Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.
Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern.
Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.

Kann die IT denn in jedem der Bereiche etwas tun?

Ja, es gibt überall Anknüpfungspunkte. Die Nachhaltigkeit kommt in allen Bereichen mit Technologie in Berührung.

Können Sie Beispiele nennen?

Zum Beispiel lässt sich Künstliche Intelligenz zur Korruptionsbekämpfung einsetzen. Cyber Security ist relevant, wenn es um hybride Kriegsführung geht. Foodwaste-Apps versuchen zu verhindern, dass Lebensmittel im Abfall landen. Dieses Nachhaltigkeitsziel könnte noch mit dem Ziel, den Hunger zu beenden, verknüpft werden. Mit Machine Learning liessen sich womöglich Fake News unterbinden und somit der Frieden stärken. Und so weiter.

Solch ein Studium gibt es bisher nicht. Wir haben keine pfannenfertigen Lösungen. Es ist explorativ und zukunftsweisend.

Im neuen Master wollen Sie also Lösungen für die grössten Herausforderungen unserer Welt finden. Ist das nicht etwas utopisch?

Das Problem bei der Nachhaltigkeit ist, dass die meisten das sehr entspannt sehen und denken: Die nächste Generation soll sich darum kümmern. Doch irgendwann ist es zu spät. Mit diesem Angebot wagen wir einen ersten Schritt. Was vielen nicht bewusst ist: Solch ein Studium gibt es bisher nicht. Wir haben keine pfannenfertigen Lösungen. Der Studiengang ist explorativ und zukunftsweisend.

Was lernen die Studierenden konkret?

Die Studierenden lernen, was heute möglich ist und wie sie Lösungen für die Zukunft mitgestalten können. In den ersten zwei Semestern tauchen sie ein in die Themen und Technologien: Intercultural Collaboration, Project Management & Leadership, Digital Transformation, Natural Language Processing & Information Systems sowie Artificial Intelligence & Machine Learning. Alle Bereiche werden im Curriculum mit den UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Das Studienangebot zielt auch auf internationale Studierende ab. Die Studierenden lernen in Projekten voneinander, wie in anderen Kulturen gearbeitet und verhandelt wird.

Das Studienangebot zielt auch auf internationale Studierende ab.

In der zweiten Hälfte des Studiums absolvieren sie ein obligatorisches Auslandssemester. Die Partnerschule wählen die Studierenden je nach Richtung, in der sie sich spezialisieren wollen. Sie können dadurch einen dualen Studienabschluss oder ein Joint-Degree-Programm machen und so den Schweizer und einen internationalen Studienabschluss erhalten. Geplant ist, dass sie nach dem Master , falls gewünscht, ein PhD-Programm an einer Partneruniversität der HSLU absolvieren können.

Warum spielen interkulturelle Fähigkeiten spielen in Ihrem Studiengang eine so grosse Rolle.

Die drängenden Herausforderungen der Welt werden wir nur gemeinsam in einem globalen Kontext lösen können. Internationalität ist wertvoll. Was wäre die Schweiz ohne Aussenhandel? Die Globalisierung in der Wirtschaft hat zwar durch die Pandemie einen Dämpfer bekommen, aber sie wird wichtig bleiben.

Internationalität ist wertvoll: Die drängenden Herausforderungen der Welt werden wir nur gemeinsam in einem globalen Kontext lösen können.

Was sollten angehende Studierende mitbringen?

Sie sollten aufgeschlossen und neugierig sein, technisches Verständnis und gute Kommunikationsfähigkeiten mitbringen. Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit sollten ihnen wichtig sein. Es ist kein Master-Studium für Einzelkämpfende. Diese Herausforderungen werden wir nur gemeinsam, im Team lösen. Es wird kulturelle Unterschiede unter den Studierenden geben. Das macht es zusätzlich spannend.

Wie wird der Praxisbezug im Studium hergestellt?

Wir werden anhand von Praxisfällen lehren und projektbezogen arbeiten. In der Master-Arbeit kommt der Forschungsfokus hinzu: Die Studierenden werden dort eine praxisrelevante Forschungsfrage behandeln oder konkrete Projekte aus der Praxis bearbeiten.

Wir bilden Menschen für zukünftige Berufe aus.

Wie sind die Berufsaussichten für Absolventinnen und Absolventen?

Bei der Konzipierung der Ausbildung war unser Fokus die Zukunft. Dort wird es um digitale Transformation, IT und Nachhaltigkeit gehen. Wir bilden also Menschen für zukünftige Berufe aus. Dass es genügend Bedarf in diesen Bereichen gibt, zeigt ein Besuch im Internet auf jobs.ch.

Welchen Stellenwert besitzt das Thema Nachhaltigkeit am Departement Informatik?

In unseren Lehrplänen ist Nachhaltigkeit bisher kaum vorhanden. Gewisse Elemente und Erkenntnisse aus Modulen des Masters werden später als Erweiterungsmodule ins Bachelor-Studium einfliessen. Auch als Departement werden wir uns in diesem Thema weiterentwickeln und Nachhaltigkeitsziele forcieren. Der neue Master ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Frage in die Runde: Wo sehen Sie die Chancen einer derartigen interkulturellen, interdisziplinären Ausrichtung? Was wünschen Sie sich zusätzlich? Bitte schreiben Sie dies zuunterst in die Kommentarspalte.

Veröffentlicht: 3. März 2022

Peter Wullschleger

 

Engagiert für eine bessere Welt: Peter Wullschleger leitet den neuen Master-Studiengang IT, Digitalization & Sustainability.

Jetzt persönliches Beratungsgespräch vereinbaren: peter.wullschleger@hslu.ch, +41 41 757 68 03

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Das Master-Studium

Die erste Hälfte des auf zwei Jahre angelegten Studiums gliedert sich in fünf Bereiche auf:

  • Intercultural Collaboration
  • Project Management & Leadership
  • Digital Transformation
  • Natural Language Processing & Information Systems
  • Artificial Intelligence & Machine Learning

Alle Bereiche werden mit den UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft.

In der zweiten Hälfte des Studiums stellen Kooperationen mit verschiedenen ausländischen Partneruniversitäten einen wichtigen Teil des Master-Studiengangs dar. Die Studierenden absolvieren dort ein obligatorisches Auslandssemester. Zudem ist geplant, dass die Studierenden einen dualen Studienabschluss sowie – im Anschluss an den Master – ein PhD-Programm an einer Partnerschule der HSLU absolvieren können.

Die Unterrichtssprache ist Englisch; das Studium ist international ausgerichtet.

Start: Mitte September 2022

An wen richtet sich der neue Studiengang?

Der Master of Science in IT, Digitalization & Sustainability richtet sich in erster Linie an Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen, die über einen Abschluss in Informatik, International IT Management, Wirtschaftsinformatik oder Engineering verfügen. Voraussetzungen sind ein Notendurchschnitt von 5.0, Kenntnisse in Programmierung, Mathematik und Statistik, englische Sprachkenntnisse auf Level C1 (Advanced) sowie ausgeprägtes Interesse und Freude an den interdisziplinären Inhalten des Studiengangs und an neuen Technologien.

Welche Berufe eignen sich für Absolventinnen und Absolventen?

Die potenziellen Tätigkeitsbereiche für Absolventinnen und Absolventen sind äusserst breit. Mit der wachsenden Bedeutung der digitalen Transformation, disruptiver Technologien und nachhaltiger Entwicklung werden zudem komplett neue Berufsfelder entstehen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Als «Chief Digital Officer» kommunale oder kantonale Verwaltungen nachhaltig transformieren.
  • Komplexe IT-Projekte internationaler Organisationen in einem interkulturellen Umfeld leiten.
  • Internationale Wertschöpfungsketten grosser Unternehmen mithilfe von Informationstechnologien ökologisch und sozial nachhaltiger gestalten.

Mit der wachsenden Bedeutung disruptiver Technologien und nachhaltiger Entwicklung werden zudem komplett neue Berufsfelder entstehen.

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