Stellen Sie sich vor, eine verstorbene Urgrossmutter spricht in 3D aus einem Bilderrahmen zu Ihnen. Ähnliches erleben Besuchende des Hexenmuseums im Schloss Liebegg. Passend zu der Sonderausstellung «JENSEITS der Zeit – Tod und Unsterblichkeit» erzählt Constance Hunziker, eine ehemalige Bewohnerin des Schlosses, so aus ihrem Leben.
Constance Hunziker (1887-1923) lebte einst im Schloss Liebegg. Als Tochter einer Broadway-Schauspielerin aus den 1890ern wurde sie aus New York in die Schweiz entführt, um vor dem «schlechten Einfluss» ihrer Mutter geschützt zu werden. Erst nach ihrer Heirat mit Schlossbesitzer Walter Hunziker entdeckte sie ihre Liebe zur Bühne und spielte die Hauptrollen im Theaterverein Aarau bis zu ihrem Tod vor 100 Jahren.
Hinter diesem Blickfang steckt der AR-VR Experte Tobias Kreienbühl. Er forscht an der HSLU am Immersive Realities Research Lab und wurde für dieses Projekt angefragt.
Er nutzte ein Avatar-Tool, um den Fotografien von Constance Hunziker neues Leben einzuhauchen. Dieses stützt sich auf Bilder von ihr aus den Jahren 1910 bis 1930. Mit künstlicher Intelligenz generierte es einen Avatar-Vorschlag, den Kreienbühl nachbearbeitete und animierte.
«Ein sprechendes 3D-Bild in einem Bilderrahmen ist ungewöhnlich anzusehen», sagt der Forscher. Aber wie wird aus einem flachen Bild ein lebendiger, dreidimensionaler Avatar? Das Geheimnis dahinter ist das 3D Looking Glass, ein spezielles Display, das Tiefe simuliert. Es nutzt ein Konzept, das viele als «Wackelbilder» kennen.
Kreienbühl erläutert: «Durch leicht versetzte Rasterbilder und eine spezielle Oberflächenstruktur wird ein 3D-Effekt erzeugt.»
Das Projekt demonstriert, wie man heute unkompliziert einen 3D-Avatar kreieren kann. «Der nächste Schritt wäre die Verwendung von volumetrischen Videos», sagt Kreienbühl. Diese bringen echte Menschen in extended Reality (XR) Erlebnisse.
Aljosa Smolic, ein Experte in diesem Bereich an der HSLU, forscht an solchen Videos für andere Museen. Er sagte in einem Interview: «Wenn man realistisch rekonstruieren will, sind volumetrische Videos der richtige Weg. Speziell an diesen Videos ist, dass die Betrachtenden die Perspektive frei wählen und sich im Video bewegen können, um Szenen aus verschiedenen Winkeln zu betrachten.
Tobias Kreienbühl fasziniert das Design von Avataren, besonders auch im Kontext von Videospielen. Aktuell widmet er sich in seiner Master-Arbeit einem eigenen Videogame, das sich thematisch mit der Hexenverfolgung auseinandersetzt.
Assistent am Immersive Realities Research Lab
Das «Immersive Realities Center» der Hochschule Luzern
Das «Immersive Realities Center» der Hochschule Luzern ist am Departement Informatik angesiedelt und befasst sich intensiv mit immersiven Technologien – also jenen technologischen Ansätzen, die das Abtauchen in virtuelle Welten oder Umgebungen ermöglichen. Im integrierten Research Lab entwickeln Forschende Prototypen und Anwendungen, führen Machbarkeits- und Benutzerstudien durch und beraten Unternehmen und Institutionen rund um den Einsatz von Augmented und Virtual Reality (AR und VR). Weiter bietet das Center speziell für KMU und Berufsschulen einen niederschwelligen Zugang zu Virtual und Augmented Reality. Interessierte Unternehmen und Bildungsstätten aus der Region können im Showroom neue Technologien ausprobieren, mithilfe von Expertinnen und Experten Projekte realisieren und dabei auf die Infrastruktur des Centers zurückgreifen.
Fachkurse Virtual & Augmented Reality:
Der Fachkurs Virtual und Augmented Reality bietet eine Übersicht zu AR und VR und vermittelt neben theoretischen Grundlagen vor allem praxisnahe Inhalte. Die Teilnehmenden gewinnen einen Einblick in die faszinierenden Welten von AR/VR.
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Veröffentlicht: 31. Oktober 2023
Von: Yasmin Billeter
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