Von Marc Egli aus dem CAS Requirements Engineering
Wer schon agil Software entwickelt hat, kennt die Situation: Man bewirtschaftet mit viel Aufwand ein umfangreiches Backlog und priorisiert immer wieder gewissenhaft. Am Schluss fühlt sich das Produkt aber doch nicht vollständig an. Häufig können Nutzende nicht sinnvoll entlang des Prozesses arbeiten, weil für die durchgängige Funktion wichtige Teile fehlen. Was aber ist schiefgelaufen? Und vor allem: Wie können wir es im nächsten Projekt besser machen?
Der Weg aus dem Chaos
Antworten darauf bietet der US-amerikanische agile Projektentwickler Jeff Patton. Er hat die Visualisierungsmethodedes User Story Mappings entwickelt und darüber ein Buch geschrieben, das in den USA ein Beststeller wurde. Die Idee hinter seiner Methode ist so einfach wie bestechend: Anstatt fortlaufend aus einem umfangreichen Backlog immer wieder die vermeintlich wichtigsten User Stories zu priorisieren, ohne den Arbeitsprozess des Nutzenden zu berücksichtigen, wird genau dieser Arbeitsprozess in den Fokus gerückt. Die Releases werden so geplant und umgesetzt, dass Nutzende entlang des gesamten Prozesses eine durchgängige User Experience erhalten.
Aber User Story Mapping kann noch viel mehr als Projekt-Entwickelnde bei der Planung und Priorisierung zu unterstützen. Es schafft noch etwas viel Wertvolleres: ein gemeinsames Verständnis für das geplante Vorhaben. Ausserdem trägt die Methode dazu bei, eine Basis für eine Diskussion aller Teammitglieder und der involvierten Stakeholder zu schaffen. Dies hilft, die Wichtigkeit einzelner Stories optimal einzuschätzen und eine sinnvolle Priorisierung vorzunehmen.
Zwischen analog und digital entscheiden
Falls Sie diese Methode anwenden wollen, haben Sie am Anfang eine Entscheidung zu treffen: analog oder digital? Wer sich für die bewährte analoge Variante entscheidet, dem empfehle ich, Klebezettel zu verwenden. Diese lassen sich einfach anordnen. Sie können damit, unabhängig von irgendwelcher Infrastruktur, eine Wandtafel oder Pinnwand für die Story Map nutzen.
Für die digitale Variante existieren verschiedene Tools, die das Story Mapping unterstützen oder die dafür optimiert sind. Persönlich empfehlen kann ich die Collaboration-Plattform Miro: Sie lässt die gleichzeitige Bearbeitung einer Map durch mehrere Personen zu. Diese wird in Echtzeit visualisiert und unterstützt die Dynamik, welche für den Prozess des User Story Mappings unerlässlich ist.
So gehen wir vor beim Story Mapping
Um Ihre erste eigene Story Map zu erstellen, gehen Sie in drei einfachen Schritten vor. Nehmen wir dazu den Online-Kauf eines Artikels als Beispiel:
2. Klare «Geschichte» erzählen: Organisieren Sie Ihre Tasks zu einem Ablauf von links nach rechts. Wenn Sie danach eine Geschichte entlang Ihrer Tasks erzählen können, haben Sie alles richtig gemacht.
3. In Mini-Schritte zerlegen: Detaillieren Sie die Tasks und zerlegen Sie sie in Subtasks. Diese kleinen Subtasks helfen Ihnen, Ihre Releases zu planen. Zusammengehörende Tasks können Sie zu Aktivitäten gruppieren.
Jetzt fokussieren Sie auf den Ablauf und erkennen die Wirkung, welche Sie für die Nutzenden erzielen wollen. Das hilft Ihnen, die Zusammenhänge im Auge zu behalten.
Diese Vorteile ergeben sich aus dem User Story Mapping
Probieren Sie es bei Ihrem nächsten Projekt einfach einmal aus. Happy Mapping!
Veröffentlicht am 18.9.2020
Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS Internet of Things (IoT) and Digital Ecosystem verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.
Arbeitet agil: Marc Egli bloggt für unseren Weiterbildungs-Blog aus dem Unterricht des CAS Requirements Engineering. Er ist ICT Business Engineer und ICT-Projektleiter bei der Alfred Müller AG in Baar, Technologie-Enthusiast und «User-Versteher».
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