Nachwuchsförderung

Jugendliche wetteifern um ihre weltbesten Roboter-Entwicklungen

Jugendliche wetteifern um ihre weltbesten Roboter-Entwicklungen
Jan, 16, bereitet sich auf den Robotik-Wettkampf WRO vor, der unter anderem auch an der Hochschule Luzern – Informatik ausgetragen wird: Jan absolviert eine Konstrukteur-Lehre bei Roche Diagnostics International.

Mit Fleiss, Spieltrieb und Tüfteln bereiten sich derzeit junge Talente auf den weltweiten Wettbewerb der World Robot Olympiad (WRO) vor. Unsere Reportage über die Lernenden der Roche Diagnostics International AG zeigt: Sie wollen hoch hinaus und wirken dabei voll entspannt.

Von Gabriela Bonin

Verdrehte Welt?! Da sitzen Jugendliche in einem Hightech-Unternehmen beisammen und bauen Lego-Steine auf. Es sieht aus, als ob sie spielten – derweil in den Räumen nebenan alle anderen Leute am Arbeiten sind. Da fragen Lernende ihre Vorgesetzten, ob sie nach Feierabend bitte noch etwas länger im Geschäft bleiben dürften. Da brennt ein Coach darauf, sein Wissen an sein Team weiterzugeben, darf es aber nicht …

Was scheinbar verdreht ist, macht Sinn – zumindest während der Vorbereitung auf die World Robot Olympiad (WRO) – wenn sich Kinder und Jugendliche für diesen weltweiten Robotik-Wettkampf rüsten. Dann versteht man auch, warum Teilnehmende der Kategorie «Senioren» wirken, als ob sie selbstvergessen spielten. Dabei sind sie in Wirklichkeit hoch konzentriert und arbeiten an technischen und baulichen Herausforderungen.

Wir befinden uns in der Abteilung «Berufsausbildung» der Roche Diagnostics International AG in Rotkreuz. Jan und Alessio sitzen an ihrem Präsentationstisch, tüfteln, programmieren, konstruieren und sprechen sich zwischendurch ab. Jeder bringt seine Stärken ins Team ein: Der eine kann gut basteln, der andere ist stark im planerischen Denken und versteht etwas vom Programmieren. Jan ist 16 Jahre alt und lernt Konstrukteur EFZ. Alessio ist 15 und lernt Informatiker EFZ Applikationsentwicklung. Die zwei Technikfans gehören zum Team, das sich bei Roche auf die WRO vorbereitet.

Gibt es keine Mädchen, die mitmachen? «In diesem Jahr leider nicht», sagt Jürg Mausch, Berufsbildner Informatik bei Roche und Coach des WRO-Teams. Das habe mehrere Gründe: Auch bei Roche gibt es wie überall in der Schweiz noch zu wenig junge Frauen, die einen technischen Beruf erlernen. Auch können es sich viele Lernende, ob weiblich oder männlich, zeitlich nicht erlauben, an der WRO teilzunehmen. Dieses Jahr wurde der Wettbewerb wegen COVID-19 vom Frühling in den Winter verschoben; auch deswegen mussten gewisse Interessentinnen und Interessenten ihre Teilnahme absagen.

Die Lernenden in der WRO-Kategorie Senioren am Arbeitstisch.
Die Lernenden in der WRO-Kategorie «Senioren» an ihrem Arbeitstisch.

Die Vorbereitungen kosten viel Freizeit

Jan schätzt, dass er allein für die Vorbereitungen für die Regionalausscheidung ca. 70 Stunden benötigen wird – die meisten davon fallen in die Freizeit. Denn Roche stellt den Teilnehmenden zwar das nötige Material zur Verfügung, übernimmt alle Gebühren und stellt ihnen einen Coach an die Seite. Geschenkte Arbeitszeit bekommen sie aber nicht. Abgesehen von wenigen Stunden für die Einführung der Lernenden, die während der Arbeitszeit stattfindet, trainieren die Teilnehmenden in ihrer Freizeit.

Jans Ziel ist gesetzt: «Ich will gut abschliessen». Ursprünglich hatte er die Qualifikation für die Schweizer Meisterschaft angestrebt, doch diese kann wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. In normalen Jahren hätte man sogar von einer Teilnahme am weltweiten Finale träumen können. Es hätte Ende 2020 im kanadischen Montreal stattgefunden. Die WM-Qualifikation ist der Traum vieler der über 70’000 Kinder und Jugendlichen, die jeweils in über 65 Ländern an der WRO teilnehmen. In diesem Jahr aber können leider nur die regionalen Wettkämpfe durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz: Man kann seine Problemlösungsfähigkeiten und sein Technikverständnis mit Hilfe dieses Robotik-Wettkampfs auch unter eingeschränkten Reisemöglichkeiten verbessern.

Kinder und Jugendliche aus aller Welt im Wetteifer: Dieses Video zeigt die Stimmung an einem Weltfinale des internationalen WRO-Wettbewerbs.

Roboter-Lösungen zur Abhilfe von undichten Deichen

Dabei geht es im Fall, mit dem Jan sich derzeit beschäftigt, beispielsweise darum, einen Fahrroboter zu konstruieren, der Gegenstände erkennen, aufheben, transportieren und an einer gewünschten Stelle niederlegen kann. Das Thema der WRO-Saison 2020 lautet: «Climate Squad». Es gilt, Roboterlösungen zu entwickeln, die bei der Bewältigung von Klimaherausforderungen helfen können. Unter anderem erhöht der steigende Meeresspiegel den Druck auf Deiche. Eine der Aufgaben der WRO-Senioren besteht darin, einen Roboter zu entwickeln, der undichte Deiche ausfindig machen und abdichten soll. Jans Kollege Alessio programmiert darum ein Testgefährt so, dass es mittels Sensoren einen Gegenstand erkennt. «Das ist spannend», erklärt Alessio, «weil ich früher nur mit einem Editor von Lego programmiert habe, nun aber tue ich das mit Python». Python ist eine universelle, üblicherweise interpretierte höhere Programmiersprache. 

Jürg Mausch, der Coach der Lernenden, würde am liebsten mittüfteln: «Es reizt mich sehr, sie stärker beim Programmieren zu unterstützen», aber die WRO-Organisation legt grossen Wert darauf, dass die Teams selbstständig agieren und ohne fachliche Unterstützung ihrer Coaches arbeiten. Laut WRO-Reglement darf Jürg Mauch seinem Team nur das nötige Material aushändigen, die Programmiersprache zur Verfügung stellen und Tipps für die Arbeitsorganisation und Vorgehensweise geben. Darin hat er Erfahrung, weil er im Vorjahr mit zwei Roche-Teams an der WRO angetreten ist – eines davon hatte sich damals für die Schweizer Meisterschaft qualifiziert.

Jürg Mausch, Coach der Lernenden (links im Bild), würde am liebsten mittüfteln.
Jürg Mausch, Coach der Lernenden (links im Bild), würde am liebsten mittüfteln.

Mehr Vorbereitungszeit als üblich – ein qualitativer Vorteil?

Dieses Jahr werden die Roche-Lernenden als «Senioren» zu den Regionalwettbewerben am 21. November in Burgdorf antreten – ursprünglich hätten sie gleich um die Ecke an der Hochschule Luzern – Informatik ihr Können unter Beweis stellen sollen. Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen werden in Rotkreuz indes nur die Kinder und Jugendlichen der Kategorie «Elementary und Junior» antreten.

Einen qualitativen Vorteil dürften die coronabedingten Einschränkungen aber haben: Die Jugendlichen haben fünf zusätzliche Monate für die Vorbereitung geschenkt bekommen. Die Anmeldefristen wurden ebenso verlängert. Hat diese zusätzliche Vorlaufzeit auch positive Auswirkungen auf Energie und Fantasie? Es wird spannend: Die Antworten darauf erhalten wir an den Regionalwettbewerben im November.

Einfach seien die Aufgaben nicht, sagt Jürg Mausch, aber er traue Jan und seinen Kollegen vieles zu. Gibt es bereits Lampenfieber oder gar Stress? Jan zeigt sich cool: «Wir sind gut vorbereitet – darauf kommt es an.»

Veröffentlicht am 7.10.2020

Update – Abgesagt aufgrund Corona-Krise: Leider muss die WRO die Saison aufgrund der aktuellen Corona-Krise vollständig absagen. Alternativ wird ein Online–Wettbewerb durchgeführt.

Rückblick: Bilder und ein Bericht von der letztjährigen Regionalausscheidung in Rotkreuz.

Nervenkitzel weltweit: Die World Robot Olympiad (WRO) ist ein weltweiter Wettbewerb für technikbegeisterte Kinder und Jugendliche. Dieses Jahr findet aufgrund der Corona-Pandemie kein Weltfinale statt, aber die regionalen Vorausscheidungen in der Schweiz können unter Einhaltung der Schutzmas

Coach werden – einfsnahmen voraussichtlich im November durchgeführt werden. Aktuelle Informationen dazu finden Sie hier.acher als gedacht! Möchten Sie selbst als Betreuerin oder Betreuer von Kindern oder Jugendlichen an der WRO mitwirken? Kontaktieren Sie uns! Wir bieten Trainings an, stellen Material zur Verfügung und informieren und beraten zum Thema MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).

Roche als moderner Arbeitgeber: Roche Diagnostics International ist einer der weltweit führenden Anbieter von diagnostischen Systemlösungen für Kliniken, Labors und Arztpraxen und grösster Hersteller vollautomatischer In-vitro-Diagnostiksysteme in der Schweiz. Der Roche-Standort Rotkreuz ist heute einer der modernsten und wichtigsten Arbeitgeber in der Region, der junge Talente aus dem In- und Ausland anspricht. Roche bietet in Rotkreuz derzeit rund 140 Lernenden eine Ausbildung und regelmässige Technik-Workshops für Mädchen («girlsformint»)

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.

Pin It on Pinterest