Hätte ein zeitorientiertes Tarifsystem für den öffentlichen Verkehr der Schweiz Zukunft? Und was hat das mit digitaler Transformation zu tun? Dieser Frage ging CAS-Absolvent Peter Frey nach.
«Zeit ist etwas Kostbares» das hat Peter Frey schon als Kind beim Lesen von Michael Endes Roman «Momo» gemerkt. «Etwas Kostbares verbindet man meist mit Geld, also ist Zeit Geld», sagt der Absolvent des CAS «Digital Transformation». Frey setzt sich als Leiter Sales Management bei der Railaway AG und auch bei seinem früheren Arbeitgeber Mobility Carsharing unter anderem mit Fragen zur Mobilität der Zukunft auseinander.
«Im Transportwesen, bzw. in der Kommunikation wie auch in der Mobilität spielt Zeit eine immer geldwertere Rolle», sagt Frey. Gleichzeitig sei das Tarifsystem im öffentlichen Verkehr heute sehr kompliziert und viele Kunden verstehen beim Lösen eines ÖV-Tickets vor lauter Strecken und Zonen oft nur Bahnhof.
Dies brachte Peter Frey zur These seiner Projektarbeit: «Es wäre sinnvoller, wenn für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs nur noch ein zeitorientiertes Tarifsystem angewendet würde».
Fahrtarif auf Zeit: Ein Gedankenexperiment
Bei einem Fahrtarif auf Zeit würden die Kosten nur noch in Franken oder Rappen pro Minute abgerechnet, wie das etwa beim Parkhaus oder beim stationsungebundenen Carsharing üblich ist. Wer Infrastruktur nutzt, soll nicht für den Weg, sondern die Nutzungsdauer bezahlen. «So könnte es sein, dass ein Zugticket mit dem Intercity-Express günstiger ist als die Fahrt mit der S-Bahn, weil mehr Haltestellen als Mehraufwand gelten. Oder dass jemand der im Stau steht, mehr bezahlen würde», sagt Frey.
Tarif-Revolution? Fehlanzeige …
Um die Chancen eines Fahrtarifs auf Zeit zu prüfen, hat Frey mit verschiedenen Anspruchsgruppen gesprochen. Die Befragungen von Reisenden zeigte, dass sich diese bis anhin kaum Gedanken über einen zeitabhängigen Tarif gemacht haben. «Eine solche Lösung wäre zwar denkbar, es zeigt sich jedoch, dass nicht die Tarifberechnungsart zur Diskussion steht. Der zentrale Punkt ist, einfach zu einem gültigen, preis- und leistungsgerechten Ticket zu kommen», sagt Frey.
Zeittarif wäre keine digitale Transformation
Würde ein zeitorientiertes Tarifmodel als Digitale Transformation gelten? «Durch ein neues Tarifmodell würde keine Geschäftsmodellinnovation entstehen. Somit würde es auch nicht als digitale Transformation gewertet.» Dies stellte Peter Frey in seiner Projektarbeit mittels eines Models aus Oliver Gassmanns Buch «Geschäftsmodelle entwickeln» fest.
Wo geht die Reise hin?
Könnte die digitale Transformation doch noch zur Disruption in der Tarifwelt der Mobilität führen? «Wenn ein Orchestrator übergeordnet (eventuell auch über Grenzen hinweg) ein System bringt, womit die Mehrheit der Kundinnen und Kunden auf das eine immer gültige, preisleistungsgerechte Ticket zugreifen könnten, wäre das als digitale Transformation zu bezeichnen», so Frey.
«Die wirkliche Innovation könnte sein, alle öffentlich nutzbaren Verkehrsmittel inklusive Taxi o.ä. für individuelle Fahrten mit einer App zu orchestrieren.»
Peter Frey
«Die wirkliche Innovation könnte sein, alle öffentlich nutzbaren Verkehrsmittel inklusive Taxis o.ä. für individuelle Fahrten mit einer App zu orchestrieren», sagt Peter Frey. Falls dies kein Orchestrator umsetzt, sich jedoch der Markt aufgrund von Road Pricing oder einem Durchbruch mit autonomen Fahrzeugen in die Veränderungsphase drängt, würde es Sinn machen, den Zeittarif nochmals genauer zu prüfen.
Diese Weiterbildung vermittelt praxisbezogen die wesentlichen Aspekte der digitalen Transformation und eignet sich als Basis-CAS für weiterführende CAS der Hochschule Luzern – Informatik.
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