Von Yasmin Billeter
Rehkitze retten mit Drohne und App: Beim Mähen werden oft Rehkitze übersehen. Die Arbeit von Informatik-Student und Jäger Fabio Stecher unterstützt die Wildtierrettung.
Rehkitze leben derzeit gefährlich: Sie verstecken sich im hohen Gras und sind der tödlichen Gefahr von Mähmaschinen ausgesetzt. Landwirtinnen, Jäger und Tierfreunde engagieren sich, um das zu verhindern. Informatik-Student und Jäger Fabio Stecher ist einer davon.
Die Rehkitz-Rettungen erfordern viel Organisation.
Der 23-Jährige besitzt das Jagdpatent für den Kanton Graubünden. Jagen hat in seiner Familie Tradition: Oft zieht er mit seinem Vater, seinem Onkel und seinen Brüdern gemeinsam los. Dabei fasziniert ihn vor allem das gemütliche Hüttenleben. Er betont: «Die Jagd ist ein Geben und Nehmen. Wer jagt, leistet auch Hege- und Pflege-Arbeit. Die Rehkitz-Rettung gehört dazu.»
Mit App die Rehkitzrettung optimieren
Jährlich geraten in der Schweiz schätzungsweise mehrere tausend Kitze unter ein Mähwerk und werden so getötet. «Deswegen werden vor dem Mähen unter anderem Drohnenflüge mit Wärmebildkameras durchgeführt, damit die Kitze aus dem hohen Gras gerettet werden können. Die Rettungen erfordern viel Organisation», sagt Stecher.
Zusammen mit seinem Bruder hatte er die Idee, eine App zu entwickeln, die den administrativen Aufwand verringert. Dies passte perfekt zum Modul «Programmieren fürs iOS», wo Studierende in Teams eine App für ein Alltagsproblem entwickeln. Stecher arbeitete dazu mit seinem Studienkollegen Nicolas Wiedmer zusammen.
Worauf sie bei der App-Entwicklung achten müssen, lernten die beiden von Dozent Ruedi Arnold. In der ersten Semesterhälfte vermittelte dieser die Grundlagen, in der zweiten Hälfte arbeiteten die Studierenden an ihren eigenen App-Projekten. Abgesehen von wenigen technischen Vorgaben waren Stecher und Wiedmer frei in der Gestaltung der App. Ihr Ziel war es jedoch, sie so einfach wie möglich zu halten.
Für Jägerinnen und Drohnenpiloten
Und so funktioniert die App: Die Drohnenpilotin oder der Drohnenpilot wird mit zwei Helfenden aufgeboten. Nach dem Einsatz tragen sie ihre Flüge und Anzahl gerettete Rehe in der App ein. «Der administrative Aufwand nach der Rehkitzrettungs-Saison wird so minimiert», sagt Stecher. Bisher wurden die Protokolle nach den Flügen noch von Hand ausgefüllt.
Der administrative Aufwand wird durch die App minimiert.
«Durch die App kann man die Daten einfacher auswerten und etwa erfahren, in welcher Region wieviele Rehe gerettet wurden.» Auf der Plattform können sich auch Jagdbeauftragte registrieren. «Für sie ist die Auswertung besonders interessant, da sie so den Rehbestand mittels Live-Übersicht überwachen können», so Stecher.
Dozent Ruedi Arnold ermuntert die Studierenden dazu, ihre Apps auch nach Abschluss des Moduls weiterzuentwickeln und zu veröffentlichen: Fabio Stecher unterstützte er nach Abschluss des Moduls dabei, die App in den App-Store zu bringen. Stechers Bruder arbeitet derzeit noch an der Android-Version.
Es ist denkbar, die App auch in anderen Kantonen einzuführen.
Aktuell wird die kostenlose App im Kanton Graubünden getestet. «Wenn sie auf Interesse stösst, ist es denkbar, das Angebot auch in anderen Kantonen einzuführen», sagt Fabio Stecher. «Es wäre auch möglich, dass Landwirtinnen und Landwirte künftig den Mähtermin ihrer Felder direkt in die App eingeben.» Somit würde die App sämtliche Beteiligte untereinander verbinden – zum Wohl der Kitze.
Veröffentlicht am 15. Juni 2022
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