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Smart Contracts einfach erklärt

Smart Contracts einfach erklärt
Zukunftsmusik: Ein Szenario für die Anwendung von Smart Contracts sieht Prof. Ursula Sury im Verkauf von Konzerttickets.

von Yasmin Billeter

Smart Contracts sind eine der wohl vielversprechendsten Anwendungen von Blockchain. Im Interview erklärt Prof. Ursula Sury am Beispiel eines Popkonzerts, was es damit auf sich hat. 

Prof. Ursula Sury, was sind Smart Contracts?

Smart Contracts sind Programme, die die Abwicklung eines Vertrages, mithilfe der Blockchain-Technologie unterstützen und absichern. Wichtig: Smart Contracts automatisieren die Vertragserfüllung und nicht den Abschluss eines Vertrages.

Ein Beispiel? 

Sie bestellen online Tickets für ein Popkonzert. Die Bestellung ist der Vertragsabschluss. Sobald Ihre Zahlung eingegangen ist, löst ein Smart Contract automatisch die Lieferung der Tickets aus. Smart Contracts eignen sich vor allem für standardisierte Massengeschäfte, wo sich repetitive Regeln abbilden lassen. Wichtig dabei ist, dass man sich auf den Input «Zahlung erfolgt» verlassen kann.

Wie kommt ein Smart Contract zustande?

In unserem Szenario würde der Konzertbesucher mit dem Konzertveranstalter einen Smart Contract abschliessen. Der Ticketvermarkter würde als Intermediär wegfallen. Da die Vertragserfüllung automatisiert wird, müssen Sie sich genau überlegen, in welcher Reihenfolge die Leistungen erbracht werden sollen. 

Wie werden Smart Contracts gebaut?

Smart Contracts funktionieren über «if … then» Anweisungen. Dabei wird bestimmt, was erfüllt sein muss (if), damit eine Anweisung ausgeführt wird (then). Wichtig ist, dass es nicht zu viele «if … then» Anweisungen gibt und dass vor allem quantitative Informationen, wie etwa die Anzahl Konzert-Tickets erfragt werden. Individuelle Wünsche wie beispielsweise ein rollstuhlgängiger Platz in der Nähe der Bühne sind für Smart Contracts weniger geeignet.

Welche Probleme können bei Smart Contracts auftauchen?

Zum einen gibt es die klassische Probleme wie Irrtum, Dissens oder Nichtigkeit. Allerdings dürfte es wegen dem Zwang zum Durchdenken und Ausprogrammieren von ganzen Abläufen seltener zu Irrtümern kommen. Zum anderen stellt sich die Frage, wer im Falle einer Vertragsverletzung haftet und wo der Vertragspartner eingeklagt werden kann. Ein weiteres Risiko steckt im Programmcode: Wenn ein Preis im Programmcode falsch hinterlegt würde (zum Beispiel 50 Rappen für ein Konzertticket statt 50 Franken), wird mit dem falschen Preis gerechnet und auch die Zahlungen so durchgeführt. Den Code nachträglich zu ändern ist zwar möglich, jedoch sehr aufwändig.

Können Smart Contracts die Arbeit von Rechtsanwältinnen oder Notaren ersetzen? 

Die Rolle von Notaren (Formvorschrift für wichtige Geschäfte, Schutz der Parteien und der Öffentlichkeit) könnte mit Blockchain möglicherweise schon ersetzt werden. Die Rolle der Anwälte als Experten aber eher durch die KI-Technologie, zum Beispiel beim Analysieren oder Erstellen von Standardverträgen.

Prof. Ursula Sury ist selbständige Rechtsanwältin in Luzern, Zug und Zürich (CH) und Vizedirektorin an der Hochschule Luzern – Informatik. Sie ist zudem Dozentin für Informatikrecht an verschiedenen Nachdiplomstudien. Sie ist hauptsächlich im Bereich Informatikrecht und Datenschutz tätig.

Publiziert: 13.6.2018

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