Wie sieht Science- Fiction-Literatur die Zukunft der Arbeit? Das Projekt «Die Zukunft der Arbeit in der Vergangenheit des Science-Fiction» unter der Leitung von Ute Klotz hat ausgewählte aktuelle Science-Fiction-Literatur auf diese Frage hin untersucht. Aus den 51 Werken leiteten die Forschenden sieben Zukunftsszenarien ab:
Der Wunsch nach weniger oder selbstbestimmter Arbeit nimmt zu und ist möglich. Die tägliche oder auch gefährliche Arbeit wird zunehmend von Robotern oder Androiden erledigt, da diese einfach programmiert werden können, ihre Arbeit machen ohne zu überlegen, keinen Schlaf und keine Ruhe brauchen und bei Bedarf einfach durch neue Androiden ersetzt werden. Menschen, die dennoch Arbeiten mit hoher Konzentration erledigen müssen, sind nach sieben bis acht Jahren erschöpft, und müssen durch neue Menschen ersetzt werden. Grundsätzlich muss jeder arbeiten, die Arbeitszeiten werden aber sukzessive ab dem fünfundfünfzigsten Lebensjahr reduziert. Und erst ab 80 Jahren muss dann wirklich nicht mehr gearbeitet werden. Der Mensch kann ohne Informationstechnologie nicht mehr arbeiten, kommunizieren oder auf Reisen gehen.
Das Lernen muss nicht mehr mühsam sein. Neue Sprachen können entweder in Minutenschnelle gelernt werden oder in einer Art Selbsthypnose mithilfe eines Computers in das menschliche Gehirn übertragen werden. Auch die Sprache der Tiere kann mithilfe eines Übersetzungsprogramms verstanden werden. Philosophische Denkweisen helfen einem, den Standpunkt der anderen zu erkennen. Man weiss nicht nur, wovon der andere spricht, sondern man weiss auch, was er fühlt.
Künstliche Intelligenzen kümmern sich um die Verwaltungsaufgaben, während sich die Menschen künstlerisch betätigen können. Die Verwaltungen sind äusserst effektiv organisiert, obwohl ein hoher Mitbestimmungsgrad der Bürger besteht. Verwaltungsgebäude sind teilweise unterirdisch und werden mit Kampfrobotern geschützt. Menschen, die nicht mehr Mensch sondern Maschine sein wollen, halten die höchsten Posten in der Verwaltung.
Durch kleine Änderungen der Erbmasse sind immer wieder neue Menschentypen entstanden, die aber nicht mehr die früheren Fehler und Schwächen besitzen. Die Kinder streiten sich nicht mehr, es gibt trotz Versorgungsmängeln keine Hamsterkäufe mehr, und an politischen Ämtern ist auch niemand interessiert, weil es keine Entlohnung gibt. Es gibt keinen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Druck mehr, sich anzupassen oder Rituale einzuhalten, man macht, was einem gefällt.
Genmanipulationen sind erlaubt, einerseits für die Heilung von Krankheiten aber auch für das Heranzüchten von Menschen mit speziellen Fähigkeiten: Soldaten, die widerstandsfähiger sind und schneller heranwachsen, Arbeiter für extreme Arbeitsbedingungen oder Menschen, die als Ersatzteillager für ihre Käufer gelten. Dies ist zwar ethisch umstritten, aber ein wichtiger Teil des Bruttoinlandsprodukts und somit vor einer Strafverfolgung sicher.
Die Menschen sind grösstenteils von der Technik abhängig. Die technische sowie menschliche Kommunikation erfolgt über ein ins Gehirn eingepflanztes Kommunikationsgerät, mit dem man sich in ein Datennetz einwählen kann, Filme sehen sowie Texte und Grafiken lesen und bearbeiten kann. Der Speicherplatz ist riesig. Die non-verbale Kommunikation anderer Spezies kann mit den vorhandenen Übersetzungsprogrammen nicht übersetzt werden.
Das übliche Transportmittel ist das atomgetriebene Familienflugzeug. Man kann innerhalb kurzer Zeit mehrere Hundert Kilometer zu Arbeit fliegen und zurück. Mit neuartigen Raumschiffen kann man an jeden Ort reisen, den man will. Man kann sogar während dem Reisen die Zeit anhalten. Reisende werden dadurch nicht älter. Eigentlich kann man so unendlich alt werden, aber niemand will das.
Auskunft zur Literatur-Analyse, den eingesetzten Tools und darüber, wie sich die Methode auch auf ganz andere Felder anwenden lässt, gibt Ute Klotz (ute.klotz@hslu.ch).
Die sieben Zukunftszenarien beruhen auf 51 Science-Fiction-Werken. Wer wissen will, woher die Szenarien stammen, darf gerne in der Literaturliste stöbern.
Dieser Artikel ist in leicht veränderter Form bereits auf dem Blog des Zukunftslabors Crealab publiziert worden.
Veröffentlicht am 23.10.2015
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