Studium

«Subjektwiederherstellungsmodus»: Menschen ohne Vorurteile betrachten

«Subjektwiederherstellungsmodus»: Menschen ohne Vorurteile betrachten

Rebekka Ehret, Dozentin und Projektleiterin im Bereich Forschung, spricht in Ihrem Vortrag während der internationalen Studienwoche die Themen Diaspora, Transkulturalität und -nationalität an. Der Vortrag hat uns Studierenden bewusst gemacht, dass es wichtig ist, jede Person als eigenständiges Individuum zu betrachten und den «Subjektwiederherstellungsmodus» anzuwenden.

Beitrag aus der internationalen Studienwoche von Céline Walker (Studentin Sozialarbeit)

Die Studierenden, welche an der internationalen Studienwochen teilnahmen, befassten sich während einer Woche intensiv mit dem Thema «Diaspora». Während der Woche wurden mehrere Vorträge zu verschiedenen Themen gehalten. Einer davon wurde von Rebekka Ehret unter dem Titel «Verbindungen trotz, wegen oder ausserhalb von nationalen Grenzen?!» vorgetragen. Es wird aufgezeigt, dass im Kontext von Nationalstaaten Machtbeziehungen, die Minderheiten hervorrufen, eine zentrale Rolle spielen. Ebenfalls wird davon gesprochen, dass viele Meinungen nicht repräsentiert sind und auch die Sprache nicht der Realität der aktuellen Gesellschaft entspricht. So zum Beispiel das Wort «Heimat», von welchem es keine Mehrzahl gibt. Wird uns dadurch vorgeschrieben, dass wir nur eine Heimat haben dürfen?

Was bedeutet «Diaspora»?

Durch Migration entstehen vielfältige Formen von Gemeinschaften, die prozesshaft verschiedene Orte und Alltagspraktiken miteinander verbinden. Der Begriff Diaspora bezieht sich ursprünglich auf Menschen, die unfreiwillig ihr Herkunftsland verlassen haben und sich in anderen Regionen aufhalten. Ein prototypisches Beispiel ist die jüdische Diaspora. In jüngerer Zeit wird der Begriff als Synonym für Gruppen verwendet, die aus demselben Herkunftsland stammen und die eine enge, emotionale Bindung zu diesem Land und zueinander haben. Die Komplexität des Begriffs Diaspora wird in den folgenden Blogbeiträgen diskutiert.

Mehrere Schriftsteller*innen schreiben davon und auch Studien belegen, dass Personen oft nicht nach ihren politischen Ansichten, sondern nach ihrem Heimatort kategorisiert werden. Diese Kategorien sind von Vorurteilen geprägt und beeinflussen oft unser Handeln. Doch wie können diese Kategorien und Vorurteile bemerkt und aufgehoben oder zumindest minimiert werden? Rebekka Ehret ist der Meinung, dass wir uns bewusst sein müssen, dass wir alle solche Kategorien und Vorurteile haben. Auch muss ein Bewusstsein hergestellt werden, welche Kategorien und Vorurteile wir alle haben und dass solche nicht weggeschafft, aber durch Selbstreflexion minimiert werden können. Wichtig ist zudem, dass Vorurteile auch Vorteile mit sich bringen.

Für die Praxis werden folgende drei Hilfsmittel genannt: «Wissen verorten, Wissen hinterfragen und Wissen entdecken». Mit «Wissen verorten» wird das Bewusstsein seiner eigenen Position und Rolle in der Profession und Gesellschaft angesprochen. Das Gehörte, Gelesene und sein eigenes Wissen soll kritisch hinterfragt und weitere Quellen zu den jeweiligen Themen aufgesucht werden. So wird das bestehende Wissen stetig erweitert. «Wissen entdecken» meint, dass narrative Empathie gezeigt wird und das Individuum sich mit den unbewussten Vorurteilen auseinandersetzt. Narrative Empathie muss angewendet werden, dass die individuellen Geschichten angehört und verstanden werden können. Dr. phil. Rebekka Ehret fasst unter «Wissen entdecken» ebenfalls ein von ihr erfundenes Wort: den «Subjektwiederherstellungsmodus»:Me. Dieser Modus soll wie bei einem Computer, zum Beispiel die Rechtschreibprüfung, funktionieren. Denn er soll helfen das Gegenüber als Subjekt wahrzunehmen, ohne Vorurteile und Kategorisierungen zu betrachten und dessen Geschichten anzuhören.

Céline Walker studiert im 2. Semester Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern mit Vertiefung Sozialarbeit
Bild: Adobe Stock
Veröffentlicht: 13. März 2023

Vom 30. Januar bis 3. Februar 2023 fand an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit die Internationale Studienwoche zum Thema «Diaspora – Perspektiven transkultureller Verflechtungen» statt. Gäste präsentierten dabei Projekte sowie Forschungsansätze zu Diaspora, transkulturellen Lebenspraktiken und sozialen Unterstützungsnetzwerken. Auf dieser Grundlage erarbeiten wir Handlungsansätze für die Soziale Arbeit und diskutieren, wie transnationale Beziehungsnetzwerke in die Praxis der Sozialen Arbeit einbezogen werden können.

Alle Blogbeiträge zu den Vorträgen:

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