15. November 2022

Sustainable Investments

Über 100 Gäste am Sustainable Investments Day 2022

Über 100 Gäste am Sustainable Investments Day 2022

Die Regulierung nachhaltiger Investments in der Europäischen Union erreicht 2022 einen Höhepunkt. Praktisch alle Fondsanbieter – auch in der Schweiz – sind durch die regulatorischen Neuerungen betroffen. Welche Fonds dürfen Investoren mit Nachhaltigkeitspräferenzen künftig angeboten werden? Welche Kriterien müssen Fonds erfüllen, damit sie sich als nachhaltiges Angebot eignen? Diesen Leitfragen gingen die Autoren der IFZ Sustainable Investments Studie 2022Manfred Stüttgen und Brian Mattmann – zusammen mit den Experten und Expertinnen aus der Praxis am Sustainable Investments Day auf den Grund.

Autor: Lucas Casillo

Auch dieses Jahr besuchten wieder über 100 Gäste – Investoren, Asset Manager, Bankberater, ESG-Dienstleister – den Sustainable Investments Day im Zunfthaus zur Schmiden in Zürich. Dieses Jahr wurde speziell über regulatorische Veränderungen mit Blick auf den Vertrieb nachhaltiger Finanzprodukte diskutiert. Dieser Blog-Beitrag gibt Einblick in die verschiedenen Präsentationen.

«IFZ Sustainable Investments Studie 2022: Nachhaltige Publikumsfonds im regulatorischen Kontext», Prof. Dr. Manfred Stüttgen

Unter dem Motto «Der Markt nachhaltiger Publikumsfonds wächst immer weiter» begann Manfred Stüttgen den Sustainable Investments Day 2022. Mittels einer Umfrage wollte er vom Publikum Wissen, wie hoch der Anteil nachhaltiger Fonds auf dem Schweizer Markt ist. Interessanterweise überschätzten die Teilnehmenden den Markt deutlich: Trotz einem Anstieg um 44% ggü. dem Vorjahr, liegt der Anteil nachhaltiger Publikumsfonds nämlich erst bei knapp 20%! Damit ist das Gesamtvolumen an nachhaltigen Vermögen zwar kräftig angewachsen, allerdings ist der Anteil nach wie vor überschaubar und weist weiterhin beträchtliches Wachstumspotenzial auf. Der Fokus der diesjährigen Studie liegt auf dem regulatorischen Kontext nachhaltiger Anlagen. Die Präsentation zeigte, welche Konsequenzen sich aus den neuen gesetzlichen Anforderungen in der EU und den selbstregulatorischen Richtlinien Schweizer Branchenverbände für Anbieter und Investoren ergeben. Eine spezielle Rolle nimmt hier die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II ein, welche zukünftig dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen privater Kunden miteinzubeziehen. In seiner Präsentation ging Manfred Stüttgen speziell auf das Zusammenspiel von MiFID II, EU-Taxonomie und SFDR ein.

«EU-Aktionsplan – Implikationen für Schweizer Banken und Vermögensverwalter», Iwan Deplazes

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management bei der Zürcher Kantonalbank und Präsident der Asset Management Association Switzerland (AMAS), übernahm das Wort nach der Vorstellung der IFZ-Studie. Er zeigte in seiner Präsentation die Implikationen der EU-Regulierungen auf, die sowohl europäische als auch Schweizer Fondsanbieter betreffen. Er betonte die Herausforderung für die Branche, den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem erläuterte Iwan Deplazes das Selbstregulierungsregime im Bereich nachhaltiger Anlagen in der Schweiz. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, hat die Zürcher Kantonalbank eine differenzierte Nachhaltigkeitsstrategie für ihre Produkte eingeführt. Zum Beispiel wird bei sogenannten «Sustainable»-Produkten eine jährliche Reduktion der CO2e-Emmisionen um mindestens 7.5% angestrebt und es wird nicht in Anlagen investiert, die übermässige öko-soziale Schäden verursachen. Ebenfalls wird ein aktiver Dialog entlang von ESG-Prinzipien mit den Unternehmen geführt und die Stimmrechte für die Aktienbestände werden wahrgenommen. Zudem spielt Transparenz eine wichtige Rolle: Kundinnen und Kunden erhalten ein dezidiertes Nachhaltigkeits-Reporting zur Impact Allokation, CO2e-Intensitäten, zu globalen Risiken und den Ratings der Anlagen.

«MIFID II: Was heisst das für Investoren, Finanzintermediäre und Produktanbieter?», Victoria Arnold

«Sustainable Finance Action Plan: Key Initiatives to Date», so die erste Überschrift von Victoria Arnold, Director bei BlackRock. Dabei zeigte sie den Konferenzteilnehmenden zusammenfassend auf, welche Regulierungen in Europa mit Nachhaltigkeitsbezug bereits existieren. Victoria Arnold erläuterte eindrücklich die Komplexität der verschiedenen Regulierungen. Die Herausforderungen steigen speziell dann an, wenn die verschiedenen Gesetze aufeinander referenzieren, wie dies etwa mit MiFID II und der EU-Taxonomie resp. SFDR der Fall ist. Um den neuen Gesetzen Rechnung zu tragen, klassifizierte BlackRock 72% der neu lancierten Produkte im Jahr 2021 als nachhaltig (Artikel 8 oder 9). Zusätzlich hat der Fondsanbieter im aktuellen Jahr bisher 36 aktive Fonds in einen Artikel-8-Fonds konvertiert. Seit August 2022 fragt BlackRock aktiv bei ihren Kunden nach deren ESG-Präferenzen nach, um so der Kundschaft entsprechende Produkte anbieten zu können. Die Komplexität ist allerdings hoch und viele Umsetzungsfragen auf der Produktseite sind noch nicht abschliessend geklärt.

«SFDR Article 9: What’s in it? How to measure impact?», Rachel Whittaker

Die Präsentation von Rachel Whittaker, Head SI Research bei Robeco, zeigte auf, wie man Fonds mit Nachhaltigkeitszielen – sogenannte Artikel-9-Fonds – glaubwürdig konstruieren kann. Rachel Whittaker hat dabei einleitend präsentiert, anhand welcher Kriterien Robeco seine Fonds in die verschiedenen Offenlegungskategorien Artikel 6, 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung SFDR kategorisiert. Zwei Kriterien spielen dabei für alle nachhaltigen Fonds unter Artikel 8 oder 9 eine wichtige Rolle: Erstens müssen Unternehmen, in die investiert wird, eine gute Unternehmensführung praktizieren («Good Governance»). Zweitens dürfen sie ökologische oder soziale Ziele nicht wesentlich beeinträchtigen («Do no significant harm»). Um sich zusätzlich als Artikel-9-Fonds zu qualifizieren, müssen Unternehmen im Rahmen des Robeco-eigenen SDG-Frameworks zudem eine positive SDG-Bewertung erhalten. Das indiziert, dass Unternehmen einen positiven Beitrag zu einem oder mehreren SDGs leistet. Zusätzlich können Robeco-Fonds unter Artikel 9 klassifiziert werden, wenn ein Fonds ein bestimmtes Ziel der Kohlenstoffreduzierung verfolgt und eine EU-Klima-Benchmark verwendet. Schliesslich genügen auch Investitionen in grüne, soziale und nachhaltige Anleihen, um als Artikel-9-Anlage zu gelten. Zum Schluss nannte Rachel Whittaker die Schwierigkeiten, denen Anbieter bei der Klassifizierung als Artikel-9-Fonds heute ausgesetzt sind.

«Einbezug von ESG-Kriterien im Anlageprozess der Migros-Pensionskasse», Christoph Ryter

Mit einer Bilanzsumme von rund 30 Milliarden Franken beschäftigt sich auch Christoph Ryter, Geschäftsführer bei der Migros Pensionskasse (MPK), mit nachhaltigen Investments. Die MPK ist dabei schon früh in die Thematik eingestiegen und integrierte 2015 ethische und ökologische Aspekte in ihre «Investment Beliefs». Die Umsetzung einer nachhaltigen Investmentpolitik erfolgte dann schrittweise in den darauffolgenden Jahren. Heute umfasst die Nachhaltigkeitspolitik der MPK ausdifferenzierte Nachhaltigkeitsstrategien bei ihren Kapitalanlagen, eine fundierte Klimastrategie und ein transparentes Reporting. Zum Beispiel formuliert die Pensionskasse Ausschlusskriterien für Unternehmen, die gemäss MSCI ESG in eine laufende, sehr schwerwiegende ESG-Kontroverse involviert sind (Red Flags). Zudem schliesst die MPK über ihre Klimastrategie Firmen mit Tätigkeit im Kohleabbau oder der Stromproduktion mit Kohle aus. Bei ihren Immobilienanlagen, welche 37 Prozent der Anlagestrategie ausmachen, wird eine Reduktion der CO2-Emissionen um 50% bis 2030 angestrebt und für Immobilienfonds wird das GRESB-Rating eingefordert. Um die Klimastrategie umzusetzen, ist die MPK unter anderem auf den MSCI Climate Paris-Aligned Benchmark umgestiegen. Dieser Index berücksichtigt die bisherigen Massnahmen der MPK zu Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung. Während sich die Umstellung 2018 vom MSCI AC World Index auf einen ESG-Benchmark renditetechnisch für die MPK ausbezahlt hat, materialisierte sich der 2021 erfolgte Wechsel vom ESG-Benchmark auf den Climate-Index noch nicht gleichermassen.

Paneldiskussion

Den Abschluss der Konferenz bildete eine Diskussionsrunde der Referierenden sowie Fragen aus dem Publikum. Die Diskussion deckte einen breiten Themenkreis ab: Vom Umgang mit den neuen Regulierungsanforderungen in der EU und den Selbstregulierungen in der Schweiz, über die Stolpersteine in der Umsetzung der neuen Regelungen bis hin zu den Kostensteigerungen aufgrund erhöhter Ansprüche. Ein Grundkonsens hat sich in der Diskussion offenbart: Die neuen Gesetze stellen die Anbieter vor enorme Herausforderungen. Speziell fehlende oder mangelhafte Daten und der Aufbau von relevantem Know-how sind anspruchsvoll. Für kleinere und mittlere Anbieter werden die Schwierigkeiten in der Umsetzung umso höher liegen.

Schliesslich stellten die beiden Gesprächsleiter, Brian Mattmann und Manfred Stüttgen, noch ihr neu erschienenes Buch «Nachhaltig investieren. Grundlagen – Strategien – Umsetzung» vor, das soeben neu im NZZ Libro-Verlag erschienen ist.

Save the Date: Der nächste Sustainable Investments Day 2023 findet am Donnerstag, 9. November 2023 statt

Die «IFZ Sustainable Investments Studie 2022» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken bestellt werden. Eine digitale Version der Studie ist hier verfügbar.

Wir danken allen Sponsoren herzlich für die wertvolle Unterstützung! Sponsoren und Partner der IFZ Sustainable Investments Studie 2022:

Platin-Sponsoren
BlackRock
Robeco
Zürcher Kantonalbank

Gold Sponsoren
DWS
Graubündner Kantonalbank
Jupiter Asset Management
Natixis Investment Managers
UBS
Vanguard

Partner
abrdn
AllianceBernstein
Amundi Asset Management
Candriam
Credit Suisse
DPAM Degroof Petercam Asset Management
Generali
INOKS Capital
Invesco
Janus Henderson Investors
Lombard Odier Investment Managers
Morningstar
NN Investment Partners
Nordea Asset Management
OLZ
Schroders

Technologie Partner
Investment Navigator

Supporter
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