3. Dezember 2018

Geldwäsche

Geldwäschereibekämpfung: Befindlichkeiten behindern Effizienz

Geldwäschereibekämpfung: Befindlichkeiten behindern Effizienz

Von Monica Fahmy

Zwei der obersten Geldwäscherei-Bekämpfer der Schweiz gehen. Ihr Abgang wird von Misstönen begleitet. Im Sisyphus-Kampf um einen sauberen Finanzplatz ist das schlecht.

Der Leiter der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) hat gekündigt. Nicht ganz freiwillig, wie dem Tagesanzeiger vom 30. November 2018  zu entnehmen war. Der Jurist Stiliano Ordolli, der die Meldestelle seit 2013 leitete, war von seinen Aufgaben entbunden worden, nachdem MROS-Mitarbeitende von einem schlechten Arbeitsklima und Führungsmängeln berichtet hatten. Die Fedpol-Leiterin setzte eine interne Untersuchung ein, deren Ergebnis der MROS-Leiter nicht abwarten wollte. Er kündigte.

Ebenfalls gegangen, allerdings unter anderen Vorzeichen, ist der Leiter Wirtschaftskriminalität bei der Bundesanwaltschaft, der von seinen Mitarbeitenden sehr geschätzt wurde. Olivier Thormann wurde wegen Vorwürfen im Rahmen der Fifa-Ermittlungen suspendiert. Konkret wegen angeblicher Nähe zum ehemaligen Fifa-Chefjuristen. Obwohl Thormann in einer ausserordentlichen Untersuchung vollumfänglich entlastet wurde, kehrte er Mitte November nicht mehr an seinen Arbeitsplatz zurück.

Zwei wichtige Stellen im Kampf gegen Geldwäscherei sind unbesetzt. Und sowohl bei MROS wie bei der Bundesanwaltschaft dürfte das Arbeitsklima wegen der Vorkommnisse gelitten haben, was der Effizienz in der Geldwäschereibekämpfung nicht gerade förderlich ist.

Zu tun gäbe es bei beiden Behörden genug.

Natürlich wird hierzulande Geld gewaschen. Der Finanzplatz ist wie jeder andere von vergleichbarer Grösse zu attraktiv, als dass nicht unerwünschte Subjekte angezogen würden. Da sind grosse Fälle wie 1MDB, Magnitsky und Fifa, die international für Schlagzeilen sorgen. Da sind unversteuerte Gelder aus dem Ausland, die aus einem qualifizierten Steuervergehen stammen könnten, was seit 2016 ebenfalls Vortat zur Geldwäscherei ist. Da sind tausende Meldungen von Finanzintermediären, die nicht zwingend die Effizienz der Geldwäschereibekämpfung erhöhen, die aber geprüft werden müssen. Und dann ist da noch die Verschärfung des Geldwäschereigesetzes , die für zusätzliche Arbeit sorgen wird.

Und da sind all die Fälle, die nie entdeckt werden. Aus Unfähigkeit. Weil es immer wieder Finanzintermediäre gibt, die aus Gier beide Augen zudrücken. Weil Verbrecher sich einiges einfallen lassen, um ihr dreckiges Geld zu wachen. Und Fälle, die im Sand verlaufen, weil entscheidende Beweise fehlen, weil die Rechtshilfe anderer Länder zu wünschen übrig lässt.

Umso wichtiger wäre, dass dort, wo eine reelle Chance besteht, Geldwäscherei erfolgreich zu bekämpfen, motivierte Mitarbeitende am gleichen Strick ziehen und ihren Fokus auf die zu behandelnden Fälle richten können, ungestört von internen Vorkommnissen.

Es menschelt überall, und es gibt kein Patentrezept für ein immer bestens funktionierendes Unternehmen mit einem einwandfreien Arbeitsklima. Es wird auch immer wieder Fälle geben, wo alle Vorkehrungen versagen.

Dennoch sollten die beiden gewichtigen Abgänge in der Geldwäschereibekämpfung zum Anlass genommen werden, zu (über)prüfen, wie interne Konflikte behandelt werden können, bevor sie eskalieren und ob Mitarbeitende in Führungspositionen dazu über die nötigen Eigenschaften und Ressourcen verfügen.


Über die Autorin

Autorin: Monica Fahmy

Monica Fahmy ist Ökonomin (MA UZH) und Absolventin des MAS Economic Crime Investigation. Sie ist COO bei der auf Investigations und Business Intelligence spezialisierten Firma AC Assets Control AG und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Expertenvereinigung zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität SEBWK.

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