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Kryptowährungen im Vormarsch: Wie sich die Zentralbanken wehren

Kryptowährungen im Vormarsch: Wie sich die Zentralbanken wehren
Kryptowährungen versus Fiat-Währungen: Die Zentralbanken werden digitales Geld bereitstellen, um den technologischen Wandel zu begleiten (Quelle: Unsplash).

Von Jürg Staub, Teilnehmer des CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies

Mit Bitcoin wurde eine bahnbrechende Idee Realität: Die erste aller Kryptowährungen schuf die Grundlage für dezentrale, sichere, nichtstaatliche Geldsysteme. Ihre disruptive Kraft setzt das heutige Fiat-Währungssystem unter Druck. Hier lesen Sie, wie die Zentralbanken dagegen ankämpfen werden, um ihre Macht über das Geld nicht zu verlieren.

Die Staaten und Zentralbanken kommen nicht darum, mit der Einführung von Central Bank Digital Currencies (CBDC) eine zentrale Rolle in der Digitalisierung des Geldverkehrs zu spielen. CBDC sind digitale Währungen, die Zentralbanken als Alternative zum Fiatgeld (physische Banknoten und Münzen) ausgeben.

Mit allen Mitteln gegen private Initiativen ankämpfen

Zudem werden die Regierungen zu sämtlichen Mitteln greifen, um private Initiativen neuer Währungen und Zahlungsnetzwerke in Schach zu halten. «Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!»: Dieses Zitat wird dem einflussreichen deutschen Bankier Amschel Mayer Rothschild (1744–1812) zugeschrieben. Es bekräftigt die Macht der Zentralbanken als Währungshüterinnen über die jeweilige nationale Währung.

Die Zentralbanken werden ihre Macht über das Geld nicht kampflos abgeben. Dieser Beitrag zeigt auf, welche Szenarien denkbar sind.

Harmann Marcel, Co-Programmleiter des CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies

Geldflut führt zu rekordhohen Verschuldungen

Die Regierungen hochverschuldeter Staaten hängen am Gängelband der Notenbanken. Wie mächtig die vermeintlich unabhängigen Zentralbanken geworden sind, zeigt die Coronakrise. Viele Staaten können die Stützungsprogramme für die Wirtschaft nur finanzieren, weil die Notenbanken dank unlimitierter Geldschöpfung deren Schuldpapiere aufkaufen. Die Geld- und Kreditflut hat global zu einer rekordhohen Verschuldung von Staaten und Privaten geführt.

Erklärvideo: So entstehen Währungskrisen

Die Geschichte zeigt: Wer Staatsschulden durch Geldschöpfung aufkauft, beschädigt mittelfristig das Vertrauen der Marktteilnehmenden in das Geld! Die bekanntesten Bespiele der Geschichte sind John Law als Schatzkanzler des französischen Könighauses, die Weimarer Republik oder das Dritte Reich. Sie führten zu Währungsreformen.

Die digitale Transformation des Finanzsystems hat den Weg für nichtstaatliche Geldsysteme geöffnet. Sie kann aus technologischer Sicht nicht mehr gestoppt werden.

Harmann Marcel, Co-Programmleiter des CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies

Was passiert, wenn die Zentralbanken immer mehr Geld drucken und die Schulden der Staaten aufkaufen? Es drohen Krisen, Inflation, im schlimmsten Fall: ein Währungskollaps. Das erkläre ich einfach verständlich im Erklärvideo «Kann endlos Geld gedruckt werden?»

In letzter Konsequenz kann die Staumauer brechen: Diese Illustration zeigt, was droht, wenn endlos Geld gedruckt und Schulden angehäuft werden (Quelle: mit freundlicher Erlaubnis von Reichmuth & Co Privatbankiers).

Chance für Krypto: Dezentrale Netzwerke sind kaum zu besiegen

Der Ruf nach neuem vertrauenswürdigem Geld nimmt zu. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum basieren auf der Blockchain, respektive der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und somit auf dezentralen Netzwerken. Die Teilnehmenden kontrollieren diese Netzwerke in demokratischer Manier, wodurch niemand bestimmend Einfluss nehmen kann. Dezentrale Netzwerke sind schwer zu besiegen – so auch der Bitcoin!

Das disruptive Potenzial von DLT bei der integrierten Abwicklung von Zahlungs- und Abwicklungsprozessen ist enorm. DLT ermöglicht sogenannte Smart Contracts: Damit wickeln Vertragsparteien komplexe Verträge vollständig automatisiert ab. DLT und Smart Contracts bedingen zwingend den Einsatz von Kryptocoins oder Tokens.

Die Technologie wird bald den Kinderschuhen entwachsen

Aktuell steckt die Nutzbarkeit dieser Technologien noch in den Kinderschuhen. Der Durchbruch hin zur allgemeinen Akzeptanz ist aber lediglich eine Frage der Zeit. Zudem entstehen Zahlungsdienste in weltweit nutzbaren privatwirtschaftlichen Ökosystemen. Ein Beispiel ist DIEM, das von Facebook initiierte digitale Zahlungsmittel.

Diese Dynamik setzt die Staaten und Notenbanken zunehmend unter Druck: Sie befürchten, die Kontrolle über das Geldwesen zu verlieren. Um die Finanzstabilität zu sichern und die Kontrolle zu behalten, werden die Behörden folgende Massnahmen ergreifen:

  1. Digitales Zentralbankgeld einführen, um den digitalen Wandel zu fördern. Gleichzeitig behalten sie damit die Kontrolle über die Geldpolitik und die Zahlungsflüsse.
  2. Verbote erlassen, um Cybercrime sowie die Attraktivität von Kryptowährungen zu mindern (China hat beispielsweise Mining-Aktivitäten und Kryptobörsen verboten). Die Verbote sollen auch dazu dienen, die nationale Sicherheit zu stärken.
  3. Regulierungen einführen, die Marktteilnehmende schützen und Geldwäscherei bekämpfen sollen. Ausserdem helfen sie den Staaten und Notenbanken, die Kontrolle über die Geldflüsse zu behalten.
  4. Steuern erheben, um alternative Anreize zu setzen und die Staatskassen zu füllen.

Frage in die Runde: Was halten Sie von diesen Massnahmen? Welche Entwicklung streben Sie an? Bitte schreiben Sie dies ganz zuunterst in die Kommentarspalte!

Weiterführende Links:

Quellen:

Veröffentlicht am 22.2.2022

Jürg StaubEngagiert für finanzielle Unabhängigkeit: Jürg Staub ist unbeschränkt haftender Gesellschafter bei Reichmuth & Co Privatbankiers und bloggt aus dem Unterricht des CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies. Er hilft seinen Kundinnen und Kunden, sich in Richtung finanzielle Unabhängigkeit zu bewegen, und will Mensch und Geld in Einklang bringen. 

Lesetipp: Erfahren Sie mehr über den positiven Nebeneffekt eines CAS: Jürg Staub und andere CAS-Teilnehmende berichten, wie sie von Projektberatung und Networking profitiert haben. 

Weiterkommen via Weiterbildung: Im CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies erfahren Sie, wie Blockchain und Bitcoin das Business verändern. Sie befassen sich mit Decentralized Finance, Digitalwährungen und Digital Banking. Sie holen sich fachliches Know-how für die heute entscheidenden Kryptothemen. Diese Weiterbildung wurde im Frühjahr 2021 lanciert und war das erste Programm seiner Art auf dem Schweizer Markt. 

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Kommentare

1 Kommentare

Indiana Jones

Ein Blick in die Nachrichten von gestern und heute liefert mögliche Antworten die meisten Ihrer Fragen... Aus technischer Sicht wäre es wünschbar, in diesem Blog immer deutlich zwischen Geld als Zahlungsmittel (payment system) und Währung (currency) zu unterscheiden und nie wegzulassen, dass Bitcoin nicht als Zahlungsmittel (für eine grosse Zahl einfach abzuwickelnder Transaktionen) gedacht war, sondern eher als gedankliches Konzept, wie eine unabhängige Währung definiert werden könnte. So haben wir es damals am IWI (selig) der HSLU-Wirtschaft auch angesehen. Wir ahnten nicht, dass der mittlerweile durch raffgierige Spekulantenhelfer (im Sinne der Spitzhackenverkäufer, die vom Goldrausch profitierten) herbeigeführte Boom ein energieintensiver Schwachsinn werden würde, der einige Piraten vor Somalia reich wie Waffenhändler werden liess. Nun rücken die ernsthafteren Folgen der Schurkenwirtschaft näher an Westeuropa heran. Antworten auf die im Blogbeitrag geäusserten Fragen werden ja vielleicht sogar dazu beitragen, dass den Zauberlehrlingen angesichts der erneuten Spaltung in "Worlds Apart" (ich beziehe mich auf das Buch des britischen Diplomaten Humphrey Trevelyan, McMillan, London 1971) in naher Zukunft Einhalt geboten wird, wenn wir nicht einfach das "Recht der Stärkeren" akzeptieren wollen. Ich bin jedenfalls gespannt auf die weiteren Antworten zu diesem Beitrag.

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