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Digitale Weiterbildung im Strafvollzug

Digitale Weiterbildung im Strafvollzug
Den Horizont erweitern durch Lesen und digitale Weiterbildung: Das ist auch für inhaftierte Menschen wichtig. Dank digitaler Weiterbildung integrieren sie sich nach ihrer Entlassung besser in die Arbeitswelt und die Gesellschaft. (Bildquelle: Pixabay)

Heutzutage brauchen alle digitale Kompetenzen – auch inhaftierte Personen. Der Justizvollzug muss umdenken. Hier erfahren Sie, wie sogenannte «Smart Prisons» Menschen im Strafvollzug digital fit machen. Und warum ihnen das hilft, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Von Jodok Senften, Teilnehmer des CAS Digital Architect 

Eines der obersten Ziele des Straf- und Massnahmenvollzugs liegt darin, die Verurteilten zurück zu einem straffreien Leben zu führen. Sie sollen sich nach ihrer Haftstrafe wieder in die Gesellschaft eingliedern können. In einer Welt, die immer stärker mit Technologie durchdrungen ist, brauchen sie neue digitale Kompetenzen. Man muss nur einen kurzen Blick auf den Alltag von heute werfen, um das zu erkennen.

Digitale Weiterbildung ist auch im Strafvollzug sehr wichtig. Inhaftierte Personen benötigen die notwendigen Kompetenzen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in die Berufswelt und Gesellschaft. Das erhöht ihre Chancen auf ein straffreies Leben.

Oliver Gilbert, Co-Verantwortlicher des Themenfeldes Digital Transformation an der Hochschule Luzern

Warum ist digitale Kompetenz im Strafvollzug entscheidend?

  • Der Zugang zum Arbeitsmarkt setzt heute digitale Fähigkeiten voraus. Stellenausschreibungen, Bewerbungsprozesse und sogar Vorstellungsgespräche finden überwiegend digital statt. Das World Economic Forum stellt fest, dass sich über 40 Prozent der Kernkompetenzen von Arbeitnehmenden in den nächsten fünf Jahren durch den technologischen Wandel ändern werden.
  • Zugang zu Dienstleistungen: Viele alltägliche Dienstleistungen wie Wohnungssuche, Terminreservierungen bei Ämtern, Abschluss von Abonnements oder Online-Banking werden zunehmend digital abgewickelt.
  • Sozialer Austausch: Natürlich findet der soziale Austausch nach wie vor offline und face-to-face statt, aber er wird durch verschiedene Kanäle ergänzt. Die Nutzung von sozialen und anderen digitalen Kommunikationsformen ist stark mit unserem Alltag verwoben.
  • Bildung: Der Bildungsbereich hat sich ebenfalls gewandelt. Digitale Lernmittel ergänzen traditionelle Lehrmethoden. Plattformen wie YouTube, Coursera oder Edx ermöglichen den Zugang zu einer Vielzahl von Wissensressourcen und Zertifikaten.

Digitale Fähigkeiten sind ein Schlüsselfaktor zur Prävention von Rückfällen. Denn nur wenn sich die aus dem Strafvollzug Entlassenen erfolgreich in die Gesellschaft einfügen, stehen die Chancen gut, dass sie nicht erneut straffällig werden. Daher müssen sie auch in die Lage versetzt werden, Arbeit zu finden. Sie müssen sich weiterbilden und im Alltag zurechtkommen.

Beispiel Finnland: Ein verurteilter Mörder (rechts) bildet sich digital weiter, um einen Universitätsabschluss zu erreichen. Hier bespricht er sich mit dem Anbieter einer digitalen Bildungsplattform. (Bildquelle: Screenshot aus einem Youtube-Video über ein finnisches Smart Prison von Insider News)

Was wird dafür benötigt? Digitale Kompetenz!

Digitale Kompetenz beinhaltet das Wissen und die Fähigkeiten, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sicher und effektiv zu nutzen. Inhaftierte Personen sollen daher lernen, digitale Geräte zu bedienen und Online-Informationen kritisch zu prüfen. Sie müssen wissen, wie man via digitale Kanäle effektiv kommunizieren kann. Auch benötigen sie ein Verständnis für digitale Sicherheit und Datenschutz. Ebenso gilt es zu lernen, wie man dank digitaler Werkzeuge Probleme lösen kann.

«Smart Prisons» in Finnland leisten Pionierarbeit

Im Sinn der Wiedereingliederung sollten die Inhaftierten ab ihrem Eintritt ins Gefängnis die Gelegenheit erhalten, ihre digitalen Kompetenzen auszubauen. Wie das aussehen kann, zeigt dieses Video eines «Smart Prison» in Finnland.

In diesem Video sehen Sie, wie sich ein verurteilter Mörder während seiner Haft auf einen Universitätsabschluss vorbereitet: Videobeitrag über Finnlands Gefängnissystem und die Rolle der Technologie. 

Jede inhaftierte Person erhält dort ein Notebook und Zugang zu verschiedenen digitalen Services. Dadurch wird ihre digitale Kompetenz gefördert. Das «Smart Prison» stellt ihr verschiedene Online-Ressourcen zur Verfügung. Über einen eingeschränkten Internetzugang lernt sie, selbstständig an Informationen zu kommen und diese zu bewerten.

Mika (links) ist zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im finnischen «Laukaa Prison» lernt er zusammen mit Projektmanagerin Pia Puolakka den Umgang mit Computern. (Bildquelle: Screenshot aus einem Youtube-Video über ein finnisches Smart Prison von Insider News)

Pia Puolakka ist Projektmanagerin des «Smart Prison Projects» in Finnland. Sie sagt im Video von Insider News: «Wir versuchen, den Gefangenen beizubringen, digitale Dienste sinnvoll zu nutzen. Damit sollen sie sich wirklich rehabilitieren können. Sie müssen sich um ihre täglichen Angelegenheiten und jene Fähigkeiten kümmern können, die man bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft braucht.»

Die Inhaftierten im Laukaa-Gefängnis nutzen digitale Nachrichten und Videocalls, um mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben. Sie tätigen über das System des Smart Prison digital Anträge und sogar Einkäufe. Solche Tätigkeiten entsprechen ausserhalb der Gefängniswelt heutzutage der Norm.

Das Gefängnis stellt ihnen Software zur Verfügung, mit der sie digitale Inhalte erstellen und bearbeiten können. Sie erhalten Bildungsangebote und können Tools wie etwa Office-Produkte nutzen. Sie lernen, wie sie digital Dateien ablegen. Das Gefängnis motiviert sie auch dazu, E-Books zu nutzen.

Im Justizvollzug im Kanton Zürich läuft ein «Smart Prison»-Projekt

In der Digitalstrategie Justizvollzug 2030 ist verankert, dass die digitalen Fähigkeiten der Inhaftierten gefördert werden sollen. Es soll ein digitales Leistungsangebot erstellt werden. Im Kanton Zürich läuft dazu auch ein Projekt, welches digitale Services bereitstellen soll. Eine Smart-Prison-Plattform soll zur Wiedereingliederung beitragen. Sie hilft inhaftierten Menschen dabei, mit digitalen Tools umzugehen.

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Veröffentlicht am: 26. Juni 2024

Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für
das CAS Digital Architect verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.

Jodok Senften bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Architect. Er ist Senior IT Business Analyst bei der Direktion Justiz und Inneres des Kantons Zürich. Im Projekt «Smart Prisons Zürich» spielt Senften eine zentrale Rolle bei der Konzeption von Lösungen und der Optimierung verschiedener Prozesse. Er wirkt als Bindeglied zwischen technischen Expert:innen und der IT.

Weiterkommen via Weiterbildung: Das CAS Digital Architect vermittelt praxisnahes Wissen und Methoden für die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation. Die Teilnehmenden lernen, datengetriebene Lösungen in einem komplexen Umfeld zu gestalten. Das hilft mit, den wirtschaftlichen Druck der digitalen Globalisierung zu bewältigen. Die Weiterbildung betont die Bedeutung von Agilität, Echtzeitdaten und kundenorientierten Systemen.

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