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KI für vertrauliche Daten: Lumo schützt mehr als das Anwalts- und Amtsgeheimnis

KI für vertrauliche Daten: Lumo schützt mehr als das Anwalts- und Amtsgeheimnis
Schwert, Waage und neu auch Lumo: Justitia bekommt digitale Verstärkung. Lumo, der datenschutzfreundliche KI-Chatbot von Proton schützt das Anwalts- und Amtsgeheimnis – und noch mehr (Bildquelle: Pixabay).

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Ueli Grüter, Rechtsanwalt und HSLU-Dozent, hat den neuen KI-Assistenten Lumo getestet. Ueli Grüter bestätigt: Diese KI wahrt das Anwalts- und Amtsgeheimnis. Doch Lumo schützt noch mehr. Das ist interessant für alle, die mit sensiblen Daten arbeiten. Wie diese Künstliche Intelligenz funktioniert und Daten verschlüsselt, lesen Sie hier.

Er ist Rechtsanwalt, Dozent und Co-Programmleiter des Fachkurses «ChatGPT & Co. für Juristinnen und Juristen» an der Hochschule Luzern – Informatik: Ueli Grüter vereint juristisches Fachwissen mit KI-Kompetenz. Vor kurzem hat er den neuen KI-Assistenten Lumo von Proton getestet. In seinem Blog juristenfutter.ch erklärt er, was Lumo leisten kann und was nicht.

Eine KI mit «Swissness»: Lumos Verschlüsselung aus schweizerischer Sicht

Dabei hebt Ueli Grüter besonders hervor, dass Lumo das Anwalts- und das Amtsgeheimnis schützt. Das ist ein entscheidender Vorteil für alle, die in Anwaltskanzleien, an Gerichten und in der Verwaltung arbeiten – aber auch für andere Berufsgruppen, die mit vertraulichen Informationen zu tun haben.

Denn Lumo bietet weit mehr als nur diesen Schutz. Die KI bietet «Swissness»:

  • Lumo wurde vom Genfer Unternehmen Proton entwickelt.
  • Das Unternehmen gehört der gemeinnützigen Proton Foundation, die  Datenschutz und Freiheit fördert.
  • Die Daten von Lumo werden auf europäischen Servern gespeichert.
  • Die KI basiert auf Open-Source-Modellen.
  • Die Nutzung ist ohne Login im Ghost-Modus möglich.
  • Der Chatbot speichert keine Konversationen, gibt keine Daten weiter und setzt Zero-Access-Verschlüsselung ein. So ist sichergestellt, dass weder Proton noch Dritte Zugriff auf die Inhalte erhalten.

Das macht Lumo zu einem zuverlässigen Werkzeug – nicht nur für Juristen und Juristinnen, sondern für alle, die ihre Daten sicher halten möchten.

Im Folgenden lesen Sie Ueli Grüters Blogbeitrag über Lumo, leicht redigiert und etwas gekürzt. Darin erklärt er, warum Lumo eine vielseitige Lösung für den Umgang mit sensiblen Informationen ist.

Ueli Grüter

LL.M., Rechtsanwalt, Dozent

Ueli Grüter befasst sich an der Hochschule Luzern (HSLU) mit Wirtschafts- und Technologierecht. Er ist Konsulent bei Keller Schneider Patent- und Markenanwälte AG (Bern/Zürich/München) und AGON PARTNERS LEGAL AG (Zürich). Zusammen mit dem KI-Experten und HSLU-Absolventen Yves Zumbühl hat er AdvoLab gegründet, ein Laboratorium für KI und Recht. Ueli Grüter ist Fachpublizist, von den Medien regelmässig konsultierter Rechtsexperte und Herausgeber der Plattformen digilaw.ch und juristenfutter.ch.

Proton Lumo schützt als erster Chatbot Anwalts- und Amtsgeheimnis

Am 23. Juli 2025 hat der Schweizer VPN-Pionier Proton den Chatbot bzw. KI-Assistenten «Lumo» lanciert. VPN steht für «Virtual Private Network». Das ist eine Technologie, die eine sichere, verschlüsselte Verbindung über das Internet herstellt.

Wie das VPN von Proton zeichnet sich gemäss Angaben von Proton auch Lumo durch folgende Punkte aus: «No-logs», Zero-Access-Verschlüsselung, keine Nutzung für KI-Training, Open-Source-Software und Hosting in der EU.

Zero‑Access‑Verschlüsselung garantiert Anwalts- und Amtsgeheimnis

Das Anwalts- und das Amtsgeheimnis gehen bedeutend weiter als der Datenschutz (das ist unter anderem festgehalten in Art. 13 Anwaltsgesetz, BGFA und in Art. 320 ff. Strafgesetzbuch, StGB). Es dürfen keinerlei Daten in einen Chatbot eingegeben werden, die unter das Anwalts- oder Amtsgeheimnis fallen. Den verlangten Schutz kann bislang keiner der bekannten Chatbots bieten: ChatGPT von OpenAIGemini von Google oder Le Chat des französischen Providers Mistral AI sehen keine verschlüsselte Kommunikation mit Ausschluss des Zugriffs auf den Provider vor.

Proton wendet bei Lumo in jedem Fall die Zero‑Access‑Verschlüsselung an. Nutzende müssen sie also nicht extra aktivieren. Damit stellt Proton sicher, dass nicht nur Dritte, sondern auch Proton selbst keinen Zugriff auf die gespeicherten Inhalte der Nutzenden hat – weder technisch noch rechtlich. Zugriffsanforderungen durch Behörden sind zwecklos, da Proton keine Inhalte entschlüsseln kann, auch nicht auf richterliche Anordnung hin.

Zero‑Access‑Verschlüsselung auch im Datenschutz relevant

Im Datenschutz gilt der Grundsatz der Verhältnismässigkeit. In Bezug auf den Zugriff auf die Daten der Nutzenden bedeutet dies: Ein Provider darf nur dann auf die Daten zugreifen, wenn die benutzte Applikation ohne diesen Zugriff nicht betrieben werden kann. Das Beispiel von Proton zeigt, dass Zero‑Access‑Verschlüsselungen technisch möglich sind. Wenn ein Provider die Zero‑Access‑Verschlüsselung also nicht anwendet, obwohl technisch möglich, wäre dies ein Verstoss gegen die Datenschutzregulierung.

Was sagt der Chatbot zum Datenschutz? Nachfragen bei Lumo oder einer anderen KI lohnt sich – kritisch nachprüfen ebenso.  

So funktioniert Zero‑Access‑Verschlüsselung bei Proton Lumo

Alle Inhalte wie etwa Chatverläufe, hochgeladene Dateien oder Notizen verschlüsselt Proton so, dass nur der User oder die Userin selbst den Schlüssel besitzt, um die Daten zu entschlüsseln. Proton kennt diesen Schlüssel nicht, auch nicht in technischer Hinsicht.

Die Inhalte werden auf den Geräten der Nutzenden verschlüsselt, bevor sie an die Server von Proton übertragen werden. Die Entschlüsselung erfolgt ebenfalls lokal. Proton sieht folglich nur verschlüsselten «Datenmüll». Es leitet die Kryptoschlüssel aus dem Login beziehungsweise einem verschlüsselten lokalen Speicher ab.

Proton speichert keinen Master-Key und hat keine Möglichkeit, Inhalte wiederherzustellen, sollten die Nutzenden ihre Zugänge verlieren. Auch wenn man Chatverläufe oder Dateien speichert (etwa im Bezahlmodell Lumo Plus), bleiben diese Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Nur das Endgerät, nicht Proton, kann die Daten entschlüsseln.

Zertifizierung durch unabhängige Dritte

Nach aktuellem Informationsstand (August 2025) hat noch keine unabhängige Stelle die Zero-Access-Verschlüsselung von Lumo explizit geprüft und bestätigt. Im Juli 2025 erhielt Proton aber die bescheinigende SOC 2 Type II-Attestation durch die unabhängige Prüffirma Schellman. Das Audit umfasste umfangreiche Dokumentenprüfungen, Mitarbeitenden-Interviews und technische Kontrollen. Ziel des Audits: Die konsequente Anwendung der Sicherheitsmassnahmen im Betrieb zu verifizieren.

Proton Lumo in der Praxis

Lumo erscheint bisher nicht in Benchmarks, also nicht in standardisierten Tests, mit denen die Leistungsfähigkeit und Fähigkeiten von KI-Modellen objektiv verglichen werden. Lumo nutzt die Large Language Modelle (LLMs) von NeMo von MistralOpenHands 32B von All-Hands-AIOLMO 2 32B von Allen Institute for Artificial Intelligence (AI2) und Mistral Small 3.

Die ersten Anwendungen, insbesondere in der Rechtspraxis, zeigen, dass Lumo bisher nicht die gleiche Feinheit oder inhatliche Tiefe erreicht wie die grossen Anbieter ChatGPT oder Gemini. Der USP für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sowie Nutzende in Verwaltung und an Gerichten liegt aktuell eindeutig bei der Zero-Access-Verschlüsselung. Kommt es auf die Geheimhaltung an, so ist Lumo derzeit die erste Wahl; nota bene aus schweizerischer Sicht. Arbeitet man indes nicht mit geheimen Informationen, so leisten ChatGPT & Co. derzeit (noch) bessere Dienste.

Fachgespräche und mehr Infos:

Veröffentlicht: August 2025
Von: 
Gabriela Bonin

Jurist Ueli Grüter und KI-Spezialist Yves Zumbühl haben für die Hochschule Luzern – Informatik den Fachkurs ChatGPT & Co. für Juristinnen und Juristen entwickelt. An diesem eintägigen Kurs erfahren die Teilnehmenden, wie sie KI und Chatbots in der Rechtsbranche produktiv einsetzen können.

HSLU-Erklärvideos über Chatbots und Maschinelles Lernen

Lumo nutzt Künstliche Intelligenz, aber wie funktioniert sie eigentlich? Diese zwei kurzen Videos erklären, wie Chatbots arbeiten und was Machine Learning damit zu tun hat.

«KI in Rechtssprache», online und kostenlos: Die Online-Veranstaltung «Community im Gespräch» thematisiert am 27. August 2025 «KI in Rechtssprache». Mehr Informationen finden Sie hier.

 Kurz und kompakt – besuchen Sie Fachkurse: Die Weiterbildungsangebote «SmartSteps» bieten ein- bis mehrtägige Fachkurse und Seminare zu spezifischen aktuellen digitalen Themen. So etwa den Fachkurs ChatGPT & Co. für Juristinnen und Juristen.

Bilden Sie sich vertieft weiter: Im CAS Machine Learning lernen Sie, wie Sie Künstliche Intelligenz verstehen und innovativ anwenden. Machine Learning ist ein Teilbereich der Künstlichen Intelligenz. Video-Tipp: Hier sehen Sie unser 90-Sekunden-Video «Machine Learning – einfach erklärt».

Welche Weiterbildung passt? Der Weiterbildungs-Finder verschafft Ihnen den Durchblick.

Holen Sie sich einen Bachelor: Der zukunftsweisende Studiengang Artificial Intelligence & Machine Learning legt seinen Fokus auf die Schlüsseltechnologien der Künstlichen Intelligenz.

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Kommentare

2 Kommentare

Patrick Sprecher

Ein sehr interessanter Ansatz. Aber die ZeroAccess Verschlüsselung findet ja nur bei der Datanübertragung (in Transport) und bei der Speicherung (at Rest) statt. Im Moment wo die LLM die Anfrage bearbeitet müssen die Daten vom Server im Klartext (in Memory) bearbeitet werden. Bein einem Man in the Middle Angriff, Speicherdump, mitlesen von Admins Proton sind die Daten also unverschlüsselt ....... Was halt dann auch nicht mehr sicher ist. Verstehe ich das richtig, oder habe ich einen Überlegungsfehler gemacht?

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Gabriela Bonin

Guten Tag Herr Sprecher Danke für Ihre Überlegungen.HSLU-KI-Experte Yves Zumbühl antwortet Ihnen darauf gerne darauf wie folgt: Richtig ist: Lumo schützt Daten beim Transport (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung) und bei der Speicherung („Zero-Access“ – nur der Nutzer hat den Schlüssel). Es werden laut Proton keine Metadaten auf Chat-Ebene (wie IPs oder Zeitstempel) gespeichert, und Nutzerdaten werden nicht fürs Training verwendet. Das System wurde auditiert (SOC 2 Type II). Einschränkung: Während der eigentlichen Verarbeitung liegt der Klartext kurzfristig im RAM des LLM-Servers vor. Zugriff wäre also theoretisch nur während dieser Phase für Administratoren möglich – und das vermutlich auch nicht einfach, da Proton betont, keine Logs zu führen und nach der Antwort alle Daten sofort zu löschen. Wichtig: Wie Proton im Detail mit Speicherabbildern oder Fehlerfällen (z.B. bei einem Crash) umgeht, ist öffentlich nicht eindeutig dokumentiert. Ebenso gibt es keine vollständigen öffentlichen Nachweise für die interne Isolation der Server oder dafür, dass ein Zugriff durch Admins auch praktisch ausgeschlossen ist. Hier bleibt also ein Restrisiko, das sich technisch aktuell bei allen LLM-Angeboten kaum ganz vermeiden lässt. Fazit: Lumo setzt im Vergleich zum Wettbewerb sehr hohe Standards beim Schutz der Daten. Ein Restrisiko beim kurzfristigen Zugriff während der Inferenz bleibt, ist aber stark reduziert. Beste Grüsse aus dem Blog-Team Gabriela Bonin

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