Schmökern, lesen, lernen: Hier bekommst du noch mehr Lesestoff und Anekdoten. Nach den sieben besten Büchern, die du bereits kennst, stellt unser Bibliothekar weitere Must-reads vor.
Von Lyn-Rouven Schirra und Gabriela Bonin
Er ist ein heimlicher Dauerbrenner: Unser Beitrag «Sieben Bücher, die du gelesen haben musst» erschien vor einem Jahr. Nun ist es Zeit für Nachschub. Unser Bibliothekar Lyn-Rouven hat weitere Lese-Tipps für euch gesammelt. Er kennt die Fachliteratur, mag aber auch witzige, nerdige, abgründige Belletristik. Lass dich von seinen nächsten Empfehlungen inspirieren! Scroll weiter zu mehr Büchern, die du kennen musst.
Beginnen wir klassisch mit dem sogenannten «Cormen». Es handelt sich dabei um das Standardwerk «Introduction to Algorithms» von Thomas H. Cormen, Charles E. Leiserson, Ronald L. Rivest und Clifford Stein. Im Gegensatz zum dicken Brocken «The Art of Computer Programming», den wir letztes Mal als Standardwerk vorgestellt haben, kommst du mit dieser Einführung einfacher voran. Das ist allerdings relativ: Rechne mit 1’300 Buchseiten, die zu einem knapp zwei Kilo schweren Werk zusammengepresst sind.
Die Autoren bieten darin eine umfassende Einführung in das moderne Studium von Algorithmen. Sie machen diese für Lesende aller Kenntnisstufen zugänglich. Dabei halten sie ihre Erläuterungen elementar, setzen aber zugleich auf Tiefe und mathematische Strenge.
«Introduction to Algorithms» ist für HSLU-Angehörige in unseren Bibliothenken online verfügbar: Sie erhalten es auf Englisch. Auf Deutsch finden Sie es unter dem Titel «Algorithmen: eine Einführung».
Einen einfachen Einstieg in die Funktion eines Computers bietet «Code: The Hidden Language of Computer Hardware and Software» von Charles Petzold. In diesem Buch erfährt man, wie ein Computer eigentlich arbeitet. Wie ist er elementar aufgebaut? Ideal für IT-Neulinge und Erstsemestrige.
Autor Charles Petzold, ein US-amerikanische Programmierer, weiss, wovon er spricht: Als junger Musikfan baute er einst eigene Musikinstrumente aus CMOS-Elektronikbausteinen. Bereits vor vierzig Jahren entwickelte er einen digitalen Synthesizer auf Basis des Mikroprozessors Zilog Z80. Damit legte er sich ein grosses Wissen in Digitaltechnik und Assemblersprache zu. Dieses bildete den Grundstein für sein Buch, das bis heute als Standardwerk gilt. Hier findest du interaktive Illustrationen zu den wichtigsten Schaltungen aus dem Buch.
Unnützes Wissen: Petzold hat sich das Windows-Logo auf seinen Oberarm tätowieren lassen.
In seinem Vorwort macht er den Lesenden Mut: «Wenn du glaubst, zu ertrinken, tauche bitte auf und hole Luft. Wenn du es bis Kapitel 24 geschafft hast, solltest du dich stolz fühlen und erleichtert wissen: Der Rest des Buches ist dann nur noch ein Kinderspiel.» (Anmerkung der Redaktion: Das Buch hat nur 25 Kapitel😉).
Video-Tipp: Der britische Youtuber und Data Scientist Giles McMullein-Klein lobt in diesem Video Petzolds Arbeit und «das Buch, das alle Programmierer und Programmiererinnen lesen sollten».
Das Buch ist in unseren Bibliotheken als gedruckte Version verfügbar. HSLU-Angehörige können es auch online lesen (dazu müssen sie sich mit switchAAI anmelden).
Hast du die seriösen Tech-Einführungen satt? Erhol dich in der Scheibenwelt! «Ab die Post» (englischer Titel: «Going Postal») ist der 33. Scheibenwelt-Roman von Terry Pratchett. Vier Elefanten auf dem Rücken einer Riesenschildkröte tragen diese Scheibenwelt durchs All.
Man kann den Ernst der Welt in dieser Satire über Nachrichtenübermittlung wunderbar vergessen. Der Gauner Feucht von Lipwig wird dazu verdonnert, die marode Post der Scheibenwelt wieder zu beleben. Feucht ist dabei so erfolgreich, dass er sich den Zorn der Konkurrenz zuzieht. Ein öffentlicher Wettstreit soll die Entscheidung bringen: Wer kann eine Nachricht schneller überbringen? Postkutsche gegen Klacker? Bei den Klackern (englisch: Clacks) handelt es sich um ein Semaphoren-Messaging-System auf der Scheibenwelt.
Pratchett verstarb bereits im Alter von 66 Jahren. Betreibende verschiedener Internet-Server fügen zum Gedenken an Pratchett eine zusätzliche Header-Zeile in die ausgehenden Daten ihrer Server ein – in Anlehnung an eine in «Ab die Post» dargestellte Form des Gedenkens. Erklärung siehe auch hier.
«Ab die Post» («Going Postal») ist als Printversion demnächst in unserer Bibliothek auf Englisch verfügbar.
«Logicomix» ist ein Mystery-Thriller mit Tiefgang: Im Zentrum dieses Science Comics steht die Suche nach der Wahrheit. Die Story spielt im späten 19. Jahrhundert und ist mit den grossen Namen der damaligen Zeit besetzt: Angeführt vom britischen Mathematiker, Logiker und Philosophen Bertrand Russell, umfasst sie einige der grössten Fachgelehrten der Ära. Verschiedene Ehefrauen, Geliebte und mörderische Wahnsinnige spielen ebenfalls mit.
Die New York Times lobte die Art, in der dieser Bestseller grosse Ideen in «herrlicher Einfachheit» mit grafischer Verve übermittelt. Dieses Video zeigt, wie der Comic entwickelt wurde.
Der Comic ist als Printversion auf Deutsch und Englisch demnächst in unserer Bibliothek verfügbar.
Es gibt sie eigentlich gar nicht, schreibt der eine Fachmann (Luc Julia). Sie wird uns unsterblich machen, schreibt der andere (Ray Kurzweil). KI polarisiert. Fragen rund um Ethik, Gefahren und Chancen der künstlichen Intelligenz (KI) beschäftigen uns immer mehr. Denn die Technologie macht rasante Fortschritte.
Darum hier ein Buchtipp unserer Expertin Ladan Pooyan-Weihs, die in unserem Departement unter anderem das CAS Digital Ethics Management leitet. Sie empfiehlt das Buch «There is no such thing as Artificial Intelligence» des französisch-amerikanischen KI-Spezialisten Luc Julia. Dieser gilt als Vater des digitalen Sprachassistenten Siri von Apple. In seinem Buch dekonstruiert Luc Julia hinlänglich bekannte Vorstellungen von KI. Er plädiert dafür, den Unterschied zwischen einer von Hollywood kolportierten Idee von KI und der echten KI zu erkennen.
Kommentar von Ladan Pooyan-Weihs zu Julias Buch (siehe dazu auch ein Interview mit ihr über dieselbe Thematik): «Jedes Stück Software ist ein Stück erweiterte menschliche Intelligenz. Es sind nicht Roboter, die ein Computerprogramm bestimmen – es sind wir Menschen! Unsere Intelligenz steckt dahinter, nicht eine <künstliche Intelligenz>. Wir bestimmen, wie KI-Programme arbeiten sollen. Ziehen wir also keine Science-Fiction-Visionen herbei, sondern gehen wir bewusst mit der Thematik um! Darum nennt Luc Julia sie lieber eine <erweiterte Intelligenz>.»
Im Kontrast zu Julias warnendem Ansatz steht der prophetisch wirkende, umstrittene Futurist und Google-Chefingenieur Ray Kurzweil. In seinem Buch «Menschheit 2.0: Die Singularität naht» zeichnet er mit beinahe religiösem Eifer eine Zukunft, in der Mensch und Maschine verschmelzen werden. Dieses Buch ist wohl Ray Kurzweils umstrittenstes Werk.
Kurzweil erwartet, dass 2045 die Zeit erreicht sein wird, in der die Technologie ihre eigene Weiterentwicklung selbst in die Hand nimmt.
Wer die Chancen und Gefahren der KI lieber nüchtern betrachten möchte, dem leistet «Mensch, Maschine, Identität – Ethik der Künstlichen Intelligenz» gute Dienste. Geschrieben hat es Orlando Budelacci, der Vizedirektor der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Er ist Dozent in unserem Bachelor-Studiengang Artificial Intelligence & Machine Learning.
Budelacci schlägt in seinen Betrachtungen die Brücke zwischen KI, Ethik und Kunst – dies in wohltuend unaufgeregtem Ton. Budelacci nimmt die Implikation der KI ernst, weder beschönigend noch beschwichtigend. In seinem Philosophie-Modul regt er seine Studierenden jeweils dazu an, Essays über KI, Philosophie und Ethik zu schreiben.
Die folgenden Bücher rund um KI sind in der gedruckten Fassung in unseren Bibliotheken verfügbar:
Denkt da draussen noch jemand, Software-Entwicklerinnen und -Entwickler seien Nerds? Sonderliche Garagen-Freaks? Nein, es geht auch handfester: Anhängerinnen und Anhänger der Bewegung «Software Craftmanship» verstehen Software-Entwicklung als solides Handwerk. Sie betreiben eine Arbeit, die traditionellen Handwerken in nichts nachsteht. Autor Robert C. Martin hat darüber zwei Fachbücher geschrieben, die Entwicklerinnen und Programmierer zur wahren Handwerkskunst geleiten sollen.
Denn «Software Craftsmen» und «Craftswomen» fühlen sich einem Berufsethos verpflichtet. Sie stellen hohe Ansprüche an die Qualität ihrer Arbeit. Mit «Clean Code» gibt ihnen Robert C. Martin ein Regelwerk an die Hand, mit dem sie ihr Gesellen- und später ihr Meisterstück perfektionieren können.
Ausserdem beschreibt Martin in seinem Buch «Clean Coder» seine Vorstellungen für einen Verhaltenskodex seiner Zunft. Damit bietet er den Craftsmen und Craftswomen die Basis für ihren Berufsethos. Er bestärkt sie in einem gesunden Selbstvertrauen gegenüber Kunden, Kundinnen und Vorgesetzten.
Kommentar unseres Dozenten und Code-Experten Silvan Wegmann, der Martins Bücher empfiehlt: «Unbedingtes Basiswissen für alle, die nicht nur ein bisschen programmieren, sondern professionelle Software-Entwicklerinnen und -Entwickler mit Berufsstolz werden wollen.»
Angehörige der HSLU können die Bücher online lesen: in Englisch «Clean Code», «Clean Coder» und auf Deutsch «Clean Code», «Clean Coder». Wer nicht lesen mag, der kann sich «Clean Code» auch als «Film» anschauen.
Dieses Buch schickt die Lesenden auf die Jagd nach dem besten Code. Sein Titel sagt eigentlich schon alles: «Your Code as a Crime Scene: Use Forensic Techniques to Arrest Defects, Bottlenecks, and Bad Design in Your Programs» (The Pragmatic Programmers). Der schwedische Programmierer und Psychologe Adam Tornhill vereint darin eine einzigartige Mischung aus forensischer Psychologie und Code-Analyse. Denn Serienmörder Jack the Ripper und ältere Codebasen haben mehr gemeinsam, als man gemeinhin denkt.
Die Printversion des Buchs auf Englisch steht zur Ausleihe in unserer Bibliothek bereit. Angehörige der HSLU können sie auch online lesen (dazu müssen sie sich mit switchAAI anmelden).
Veröffentlicht am 13. Dezember 2022
Fragen in die Runde: Welches Buch ist dein Favorit? Was sollte man unbedingt gelesen haben, wenn man sich für Informatik interessiert? Bitte schreibe deine Tipps hier zuunterst in die Kommentarspalte!
«Bibliomane» vom Fach: Lyn-Rouven Schirra ist Fachreferent und Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Luzern – Informatik und gehört zum Bibliothek-Team. Er hat Medieninformatik in Ulm studiert. Anschliessend war er am Institut für Medizinische Systembiologie der Universität Ulm als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Da er überbordende Tablare von Bücherregalen schnöden weiss verputzten Bürowänden vorzog, wagte er den doch etwas ungewöhnlichen Schritt in die Bibliothekswelt. Die Ausbildung zum Wissenschaftlichen Bibliothekar, das Referendariat, absolvierte er an der Bayerischen Staatsbibliothek und der Technischen Universität München. Seit Anfang des Jahres 2020 schlägt er als Fachreferent für Informatik die Brücke zwischen Departement und Bibliothek an der Hochschule Luzern.
Informatik-Bücher, Video-Spiele oder Ratgeber gesucht? Wende dich an die Bibliothek der Hochschule Luzern – Campus Zug-Rotkreuz. Sie steht allen Interessierten offen und bietet Fachliteratur und Zeitschriften in gedruckter und elektronischer Form. Damit unterstützt sie die Aus- und Weiterbildung des Departements Informatik und des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern. Ihr Angebot ist interdisziplinär geprägt. Du findest hier auch Literatur zu den Schnittstellen der Informatik: etwa zur Ethik, Kognitionswissenschaft oder Kriminalistik. Ebenso stehen dir Ratgeber rund um das studentische Leben und das wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung sowie eine Auswahl an Belletristik mit Bezug zur Informatik, Technologie und Gesellschaft. Ausserdem kannst du DVDs, Blue-Ray-Discs und Video-Spiele zu diesen Themen ausleihen.
Bilde dich aus und weiter: Die Hochschule Luzern – Informatik bietet anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildungsangebote der Informatik und Wirtschaftsinformatik auf einem Campus.
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Kommentare
1 Kommentare
Nina Blaettler
What a wonderful blog read. Thank you. I’m not a “techie” so most of the reads are not my cup of tea. But, I’m an avid reader and believe in the power of books and the written word. I think it’s fantastic that this selection of reads has been provided for our students. Thank you!
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.