Weiterbildung

Weiterbildung weiterdenken: «Über den Tellerrand hinaus»

Weiterbildung weiterdenken: «Über den Tellerrand hinaus»
Ist stolz auf den «innovativen Drive» am Informatik-Departement, den sie weiter kultivieren will: Ursula Sury, Leiterin Weiterbildung an der Hochschule Luzern - Informatik.

Neue Kooperationen mit anderen Bildungsinstituten, neuartige CAS, umgekrempelte agile Verantwortlichkeiten: Ursula Sury, Leiterin Weiterbildung an der Hochschule Luzern – Informatik, spricht in diesem Interview über Herausforderungen und Highlights in Zeiten starken Wachstums.

Von Gabriela Bonin

Frau Sury, Sie bieten in der Weiterbildung immer mehr neue Produkte an. Welche Neuerungen freuen Sie derzeit besonders?

Das Department Informatik wird immer sichtbarer. Wir können immer vernetzter arbeiten: Auswärtige Bildungsinstitute und Organisationen aus der Privatwirtschaft interessieren sich zunehmend für unser digitales Fachwissen, weil die Digitalisierung überall Einzug hält. Darum entstehen neue Kooperationen. So freut es mich zum Beispiel, dass die Universität Luzern wegen unserer spezifischen Fachexpertise auf uns zugekommen ist. Das führte zu einer Zusammenarbeit im Weiterbildungsbereich.

Sie sprechen das neue CAS Artificial Intelligence Management for Business Value an, das Sie zusammen mit der Uni Luzern anbieten. Welche Rolle spielt das Informatik-Departement dabei?

Die Universität bietet das CAS an, unsere AI-Expertin Jana Koehler bringt als Co-Programmleiterin und Informatik-Professorin ihr Fachwissen ein. Sie arbeitet eng mit dem Studiengangleiter Leif Brandes zusammen. Dieser wiederum ist Ordentlicher Professor für Marketing & Strategie an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Luzern.

Neue Kooperation mit der Universität Luzern: Im neuen CAS AI Management for Business Value kooperieren Jana Koehler von der Hochschule Luzern – Informatik und Leif Brandes von der Uni Luzern.

Wie kommt eine derartige Kooperation den Weiterbildungs-Teilnehmenden zugute?

Die CAS-Teilnehmenden profitieren dank dieser engen Zusammenarbeit: Sie erhalten ein strategisches Methoden-Portfolio, welches sich in der Praxis bewährt hat und durch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ergänzt wird. 

Warum begrüssen Sie Kooperationen und interdisziplinäre Zusammenarbeit?

Die Problemstellungen der Praxis sind heute immer interdisziplinär. Ohne Zusammenarbeit können wir keine attraktiven und bedürfnisgerechten Weiterbildungen anbieten. Zudem ergeben sich dank und über Zusammenarbeitsformen neue Synergien. Interdisziplinarität und folglich Zusammenarbeit ist auch ein strategisches Ziel unseres Departements.

Stehen weitere neue Kooperationen an?

Ja, die Universität Liechtenstein ist auf uns zugekommen. Ab Herbst 2023 kooperieren wir im DAS Digital Business Leader mit der Liechtenstein Business School, die dieses DAS neu anbietet. Neue Kooperationen entstehen nicht nur im Zusammenhang mit neuen CAS. Wir vernetzen uns auch zunehmend mit Partnerinnen und Partnern aus der Wirtschaft und der Industrie sowie innerhalb von Fach-Communities und Verbänden.

Darunter ist zum Beispiel der Verein Data Privacy Community, den ich einst initiiert habe. Wie all unsere Communities bietet er eine niederschwellige praxisbezogene Gemeinschaft. Man pflegt den Fachaustausch auf Augenhöhe und bildet sich stetig weiter – dank Crowdsourcing-Prinzip.

Immer mehr andere Bildungsinstitute interessieren sich für das Fachwissen der Hochschule Luzern – Informatik. Denn: «Ein bisschen i tut allen gut.»: Illustration aus einem aktuellen Visions-Workshop des Informatik-Departements. (Bild: Jonas Raeber)

Das Departement Informatik wächst stetig. Wie halten Sie diese Dynamik weiterhin aufrecht?

Indem wir den innovativen Geist unseres Departements bewusst pflegen. Wenn Organisationen derart wachsen, müssen zudem die Verantwortlichkeiten klar geregelt sein. Darum habe ich den Bereich Weiterbildung im vergangenen Jahr neu organisiert. Diese neue agile Organisation haben wir seit knapp einem Jahr. Ich erwarte, dass sie sich nun gut installiert.

Wir bieten inzwischen über 80 Produkte an. Bislang waren diese in vier Bereiche unterteilt, die mir unterstellt waren. Neu habe ich daraus sechs Themenfelder definiert, die einer Themenfeldverantwortung unterstehen. Diese erfüllen ähnliche Aufgaben, wie sie beispielsweise an gewissen Universitäten die Kompetenzzentren verantworten.

Sie haben die Arbeit also auf mehr Köpfe verteilt und diesen neue Kompetenzen verliehen?

Ja, die Themenverantwortlichen arbeiten sehr eigenständig. Ich schreibe ihnen nicht vor, wie sie ihre Arbeit erledigen sollen. Wir definieren zusammen die Ziele – und sie setzen sie um. Die Themenfeldverantwortlichen sind für ihre einzelnen Programme und Angebote selbst verantwortlich: von unseren Veranstaltungen über unsere Fachkurse und Seminare, den Smart Steps, bis hin zu CAS, DAS oder MAS. Sie treten für die fachliche, inhaltliche und methodische Weiterentwicklung ihres Themenfeldes ein.

Welche Vorteile bringt diese neue Aufteilung?

Sie erlaubt mehr Eigenständigkeit und unterstützt so die Dynamik unseres Departements. Die Verantwortlichen der Themenfelder tauschen sich untereinander aus. Sie teilen Best-Practice-Erfahrungen und geben einander Tipps. Sie bearbeiten Synergien, sorgen für die Qualitätssicherung und koordinieren ihre Ressourcen.

Überträgt ihren Mitarbeitenden viel Eigenverantwortung: Ursula Sury spricht an der Abschlussfeier eines CAS zu den diplomierten Weiterbildungs-Teilnehmenden und zu den Themenfeldverantwortlichen (in der vorderen Reihe sitzend).

Wie funktionieren der interne Austausch und der Dialog mit externen Stellen?

Die Themenfeldverantwortlichen und ihre Programmleitenden sind gut vernetzt. Sie erhalten wichtige Impulse und Inputs von aussen. Sie tauschen sich mit Expertinnen und Experten aus, mit der Forschung sowie mit der Industrie und Wirtschaft. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Angebote den Bedürfnissen des Marktes entsprechen. Selbstverständlich bin ich mit allen sechs Themenfeldverantwortlichen stetig im Gespräch.

Wir haben auch einen Fachbeirat mit Fachleuten aus der Industrie. Diese reflektieren bestehende und mögliche neue Weiterbildungsangebote. Dieser wertvolle Input ist sehr wichtig.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie derzeit in der Weiterbildung?

Im Moment benötigen wir mehr Unterrichtsräume. Wir prüfen, wer wo unterrichten soll. Auch der Fachkräftemangel ist ein Thema, zum Glück aber nicht allzu drängend.

Es ist auch herausfordernd, bei unseren Inhalten aktuell und qualitativ hochstehend zu bleiben. Wir wollen Firstmover bleiben, dies zum Beispiel auch im Bereich Blockchain, in dem es zunehmend mehr Konkurrenz gibt. Wir achten daher darauf, dass wir unser Profil bewusst immer wieder neu präzisieren.

Ich fördere den Austausch in kleinen Gruppen, lebendige Diskussionen vor Ort. Von meinen Mitarbeitenden erwarte ich, dass sie eigenständig und eigenverantwortlich arbeiten. Es geht auch immer wieder darum, alte Zöpfe abzuschneiden.  

Es ist auch eine Herausforderung, die richtige Balance zu finden: Zum Beispiel in der Frage, wie viel wir in Deutsch respektive in Englisch unterrichten. Oder wie viel wir vor Ort oder im Distance Learning unterrichten. Es gilt, einen attraktiven Mix von Präsenz- und Onlineangeboten zu entwickeln.

Wir arbeiten an innovativen hybriden Lehrformen. So bieten wir zum Beispiel ein neuartiges CAS an, das wir mehrheitlich im Distance Learning durchführen: In diesem CAS Smart Technologies bilden sich die Teilnehmenden in On-demand-Online-Webinaren weiter. Sie legen ihre Prüfungen online ab. Wenn sie drei Module erfolgreich abgeschlossen haben, qualifizieren Sie sich für sogenannte Bootcamps.

Wie kann die HSLU – Informatik noch nachhaltiger werden?

Das CAS Nachhaltige Digitalisierung gibt es schon lange. Die Hochschule Luzern – Informatik unterstützt die Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Es gilt, die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu trägt auch der neue Master-Studiengang IT Digitalization and Sustainability bei. Wo immer möglich, thematisieren wir die Nachhaltigkeit auch in der Weiterbildung. So sind zum Beispiel unsere Give-aways nachhaltig: Wir verschenken an der Zertifikatsfeier einen Gemüsesack und verteilen vegane Gummibärchen. Wir waren die Ersten, die allen Teilnehmenden eine Glasflasche schenkten.

Das neue CAS Smart Technologies bietet die Möglichkeit, den Stoff im Distance Learning zu lernen.

Wie entwickeln sich die Fachveranstaltungen, die Sie zum Beispiel mit der Abendveranstaltung Community im Gespräch anbieten?

Diese Veranstaltungen laufen wie verrückt, vor Ort, aber auch online. Wir werden sie weiter ausbauen. Dafür greifen wir strategisch wichtige Themen der Digitalisierung auf. Fachleute und Teilnehmende diskutieren miteinander und vernetzen sich.

Führen Sie wieder viele Weiterbildungen vor Ort durch?

Ja, insbesondere Weiterbildungsteilnehmende schätzen den Austausch vor Ort. Die Studierenden betreiben seit 2022 auf dem Campus die neue Docker-Bar. Die Weiterbildung unterstützt dies. Da haben wir schon wunderbare Events erlebt – mit unterschiedlichsten Gästen.   

Worauf sind Sie stolz?

Auf unseren Drive, auf den innovativen Geist, der in der Weiterbildung herrscht. Ich bekomme viel positives Feedback von unseren CAS-Teilnehmenden. Wir arbeiten rentabel. Das alles ist nicht selbstverständlich. Ich sage mir: Super, warum nicht noch mehr davon?!

Frage in die Runde: Was schätzen Sie am Weiterbildungsangebot der Hochschule Luzern – Informatik? Wo hätten Sie noch Verbesserungsvorschläge? Bitte schreiben Sie Ihren Hinweis hier zuunterst in die Kommentarspalte.

Veröffentlicht am: 21. März 2023

Bietet Mehrwert in der Digitalisierung: Ursula Sury ist Vizedirektorin an der Hochschule Luzern – Informatik und Leiterin des Bereichs Weiterbildung. Sie ist Professorin für Informatikrecht, Datenschutzrecht und Urheberrecht an der HSLU.

Informatikrecht verstehen: 2021 erschien Ihr Fachbuch «Digital in Law» im Stämpfli- Verlag. Ursula Sury bietet damit einen umfassenden Überblick über die Rechtsaspekte in der digitalen Welt. Das Buch hilft, Herausforderungen in digitalen Realitäten frühzeitig zu erkennen.

Bilden Sie sich weiter: Die Weiterbildungsprogramme des Departements Informatik der Hochschule Luzern richten sich an Informatikfachpersonen, die ihr Wissen aktualisieren, erweitern und vertiefen möchten. Das Angebot basiert auf anwendungsorientierter Forschung und Erfahrung.

Neue Kooperation: Ab Herbst 2023 bietet die  Liechtenstein Business School neu das DAS Digital Business Leader an, bei dem die Hochschule Luzern – Informatik beteiligt ist. Das Programm stattet Führungskräfte mit den notwendigen Fähigkeiten aus, um sich agil an die sich schnell verändernde digitale Landschaft anzupassen.

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