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Agilität im Unternehmen: Stell die Pyramide auf den Kopf!

Agilität im Unternehmen: Stell die Pyramide auf den Kopf!
Weniger Kontrolle, mehr Selbstorganisation: Im agilen Mindset wird die Organisations-Pyramide auf den Kopf gestellt. (Bildquelle: Pixabay)

Von André Giger, Teilnehmer des CAS IT Management & Agile Transformation

Agile Organisationen arbeiten visionärer und effizienter. Führungskräfte gehen offen und sinnstiftend vorwärts. Mitarbeitende übernehmen Mitverantwortung. Wie schafft man so einen Kurswechsel? Indem man die alte Organisations-Pyramide auf den Kopf stellt. Diese Tipps verhelfen zu einem agilen Mindset.

In der aktuellen VUCA-Welt müssen Führungskräfte sehr schnell entscheiden. Man muss sofort auf Bedürfnisse von Kunden und Kundinnen reagieren. Es gilt, ständig neue Markttrends zu berücksichtigen. Das ist essenziell für das Überleben eines Unternehmens. Darum werden agile Organisationsformen zunehmend wichtiger.

VUCA: Hier aufklappen und mehr erfahren!

VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe

  • volatility‚ Volatilität (Unbeständigkeit)
  • uncertainty‚ Unsicherheit
  • complexity‚ Komplexität und
  • ambiguity‚ Mehrdeutigkeit

Es beschreibt schwierige Rahmenbedingungen der Unternehmensführung. Der Begriff entstand in den 1990er-Jahren am United States Army War College  (USAWC). Später breitete er sich auch in andere Bereiche strategischer Führung aus. Heute verwendet man ihn hauptsächlich, um das schwierige Marktumfeld zu beschreiben, in dem viele Führungskräfte bestehen müssen.

Eine Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt leitet sich ebenfalls von der Abkürzung ab, nämlich:

  • vision‚ Vision
  • understanding‚ Verstehen
  • clarity‚ Klarheit
  • agility‚ Agilität

Die heutige Geschäftswelt ist sehr dynamisch. Dieser Blog-Beitrag bietet dazu passend Leadership-Tipps sowie spannende Überlegungen zu agilen Leadership-Ansätzen und Warnungen vor Stolpersteinen

Georges Grivas, Programmleiter CAS IT Management & Agile Transformation

Doch was bedeutet agil eigentlich?

Kurz gesagt: Es ist ein Mindset, der die Art der Zusammenarbeit beschreibt. Wie sich diese ändert, sieht man in der nachfolgenden Grafik:

Neue Werte entstehen: Die klassische Haltung ist links aufgeführt, die agile rechts. (Quelle: academy4excellence.de)

Und was heisst das für die Organisation?

Es bedeutet: Dreh die Organisations-Pyramide auf den Kopf. Denn Agilität in der Organisation bedingt eine andere Denkweise. Sie beginnt auf der Top-Management-Ebene. Es braucht agile Leader und Leaderinnen. Diese verstehen sich eher als Mentorinnen oder Coaches. Sie befähigen ihre Teams, eigene Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu organisieren. Nur wenn auf oberster Stufe ein agiler Mindset gelebt wird, kann sich dieser in den unteren Ebenen widerspiegeln.

Wer die Organisations-Pyramide umkehrt, gibt visionären Kräften Aufwind: Die Führungskräfte verstehen sich neu als Coaches oder Mentorinnen. Die Mitarbeitenden arbeiten motivierter, da sie mehr Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit sehen. (Quelle: dandypeople.com)

Das klingt einfach, oder? Doch diese Stolpersteine sollte man umgehen:

  • Der Cargo CultAgile Frameworks werden als schlank und einfach beschrieben. Das suggeriert, dass man Agilität einfach einführen kann. Man könnte meinen, dass es unnötig ist, sich dabei professionell unterstützen zu lassen. Also verzichten viele auf einen erfahrenen Coach. Achtung: Dies kann dazu führen, dass es agile Teams gibt, aber der Mindset nicht gelebt wird.
  • Zu früh gefreut: Viele Unternehmen hören nach den ersten und einfachen Schritten bereits mit der agilen Transformation auf. Agilität ist hier aber bei Weitem noch nicht erreicht. Es geht vielmehr darum, dass Prozesse verändert werden, dass neue Werte und Verhaltensmuster Einzug finden und dass sich die Kultur im Unternehmen verändert.
  • Die alte Welt: Das Management fordert Forecasts und Berichte, die mit Agilität nicht vereinbar sind. Das Team wird indirekt von der Umgebung gezwungen, sein Verhalten an diese Rahmenbedingungen anzupassen. Das führt dazu, dass ein agiles Arbeiten nur pseudomässig dargestellt wird.
  • Fehlendes Vertrauen und Erfolgsdruck: Es müssen zunächst Erfahrungen gesammelt und Vertrauen in das neue Vorgehen gewonnen werden. Oft schenken Führungskräfte ihren Teams dieses Vertrauen nicht. Sie setzen sie direkt unter hohen Erfolgsdruck, mit einer neuen Methodik arbeiten zu müssen. Damit greifen sie aber auf alte Verhaltensweisen, Methoden und Prozesse zurück.
  • Fehlende Perspektive für Führungskräfte: Agile Transformation verlangt, dass sich Führungskräfte verändern. Es ist wichtig, dass auch das mittlere Management über konkrete Transformationspfade informiert wird. Man muss den Führungskräften Perspektiven aufzeigen. Denn es ist entscheidend, dass sie die Veränderungen nicht als Macht- und Kontrollverlust empfinden. Ohne klare Perspektive kann es sein, dass sie verunsichert oder ablehnend reagieren. Es gilt, sie mit Leadership-Training, Mentoring oder Coaching zu unterstützen. Ansonsten drohen Manipulationen in Form von Widerstand, nur scheinbarer Unterstützung des Wandels, selektiver Interpretation oder selbsterfüllenden Prophezeiungen.

Die oben aufgeführten Stolpersteine und Mythen räumen wir also als Erstes aus dem Weg.  

Nun gilt es, diese acht Leadership-Tipps zu beachten:

  1. Schenke Vertrauen: Vertraue deinem Team. Lass es machen. Sorge dafür, dass es regelmässig die Ergebnisse reviewt. Anschliessend entscheidet ihr gemeinsam, was anzupassen ist.
  2. Lass die Mitarbeitenden entscheiden: Die Welt verändert sich zu schnell und die Aufgaben sind zu komplex, als dass die höchste Kompetenz allein bei der Führungskraft liegt. Die Mitarbeitenden wissen oft besser, was gerade wichtig ist.
  3. Arbeite mit Fakten: Entscheide anhand von Fakten, nicht auf der Basis eines Bauchgefühls.
  4. Lass alle Sichtweisen einfliessen: Diskutiere de Strategie, die Ziele und Vorgehensweisen gemeinsam im Team.
  5. Handle realitätsnah: Definiere die grobe Richtung, also die Leitplanken, innerhalb derer Mitarbeitende selbst entscheiden. Das ist schneller und die Entscheidungen sind näher an der Realität.
  6. Lass Try und Error zu: Eine Abweichung vom gewollten Effekt ist möglich und ist meist sogar notwendig. Betrachte sie als wertvolle Lernerfahrung. Fördere daher eine gute Fehlerkultur. Es geht darum, die ungewollte Abweichung zu verstehen und daraus zu lernen.
  7. Gehe iterativ vor: Plane nur die nächsten Schritte und hole gleich darauf Feedback ein. Pass gegebenenfalls den Kurs an.
  8. Definiere ein klares Ergebnis: Erarbeite mit dem Team eine «Definition of done». Prüfe: Welches Ergebnis brauchen wir hier?

Mehr Sinnhaftigkeit und Freude im Job

Agile Leader und Leaderinnen haben es täglich in der Hand, einen Rahmen zu setzen, in dem agiles Arbeiten möglich ist. Wenn das fruchtet, dann wissen ihre Mitarbeitenden, warum sie morgens zur Arbeit kommen. Sie gehen abends mit einem Lächeln nach Hause. Denn sie hatten Freude im Job und erkennen ihren Beitrag zum grossen Ganzen.

Frage in die Runde: Erleben Sie eine gute Fehlerkultur in Ihrem Umfeld? Wie lässt sie sich kultivieren?

Weiterführende Links:

Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde im Rahmen eines Leistungsnachweises für das CAS IT Management & Agile Transformation verfasst. Er wurde geprüft und redaktionell aufbereitet.

Veröffentlicht am 11. September 2023

André Giger bloggt aus dem Unterricht des CAS IT Management & Agile Transformation. Er ist Bereichsleiter Operation & Digitalisierung im Telecom-Unternehmen Cablegroup AG. Giger ist seit 15 Jahren in der Führung tätig. Daher interessiert er sich auch sehr dafür, wie man führt, insbesondere auch in der Zusammenarbeit mit der jungen Generation.

Lese-Tipp: André Gigers Blog-Beitrag über Work-Life-Blending. Diesen Beitrag schrieb er bei uns als Teilnehmer des CAS Digital Business Innovation.

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